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Ökologe Ernst Paul Dörfler gibt in Loburg Einblicke in das Liebesleben der hiesigen Fauna "Juck juck, düü-düü-düü- trrr- zick" Es war die Nachtigall! Oder doch der Sprosser?

Von Stephen Zechendorf 23.05.2013, 03:15

Zu einer unterhaltsam-lehrreichen Veranstaltung hat vor Kurzem der Burgverein Loburg eingeladen. Der Naturwisschenschaftler Dr. Ernst Paul Dörfler berichtete über das Liebesleben der Nachtigall und über jenes der Wölfe.

Loburg l "Wenn die Gänse schnattern, schweigt die Nachtigall". Mit diesem Sprichwort erklärte der Ökologe aus Steckby seinen Zuhörern, warum man die Nachtigall nicht immer zu Gehör bekommt. Sie hat es eben gerne stille, um selber gehört zu werden. Der Gesang dient der Brautwerbung ebenso wie der Revierabgrenzung gegenüber Rivalen, verriet Ernst Paul Dörfler. Bei einem Rundgang um die Loburger Burg blieb der Wunsch der Gäste unerfüllt (obgleich alle Teilnehmer das Geschnattere eingestellt hatten): die Nachtigall schwieg.

Wenn überhaupt eine in der Gegend war. Denn hier weiß Dörfler zu berichten: "Nachtigall und Sprosser sind einander zum Verwechseln ähnlich, auch im Gesang. Aber die Nachtigall liebt die Wärme, auch warme Flusstäler sind bei ihr beliebt. Die Nachtigall ist mehr südwestlich zuhause, der Sprosser mehr im Nordosten, also rechts von Elbe und Oder."

Manch unbedarfter Lauscher in den Abendstunden mag sogar schon die ebenfalls sehr stimmvirtuose Amsel mit der Nachtigall verwechselt haben. Dabei ist der Gesang der Nachtigall durchaus etwas Besonderes. "Die Nachtigall kennt zwischen 200 und 260 verschiedene Melodien. So eine Strophe dauert zwischen zwei und vier Sekunden, immer in einer anderen Reihenfolge, wobei jedes Männchen sein eigenes Repertoire hat", erläuterte Dörfler und schwärmte vom Crescendo und den schluchzenden Lauten des Vögelchens. Eine der vielen Strophen geht in etwa so: "juck-juck-juck, lüllü-lüllü-lü". Bei der schriftlichen Wiedergabe solcher Vogellaute gibt es laut Dörfler übrigens keine Definitionen: "Es sind rein willkürliche Festlegungen. Es gibt auch keinen Duden für Vogel-Lieder."

Das Nachtigallenmännchen bekommt bei seinem Gesang bis zu acht Oktaven hin. Das entspricht einem Stimmumfang, den das menschliche Ohr teilweise gar nicht mehr wahrnehmen kann. Zum Vergleich: Menschliche Profisänger schaffen meist nur drei Oktaven.

Mag der Name des unscheinbaren Vogels anderes vermuten lassen, so singt die Nachtigall keineswegs nur in der Nacht. "Das geht Tag und Nacht so", verriet Dörfler: "Allerdings klingt der nächtliche Gesang zur Brautwerbung viel betörender als der am Tage." Die Weibchen suchen sich in den Nachtstunden von 0 bis 4 Uhr ein Männchen. Komfortabel dabei: Es gibt doppelt soviele Männchen wie Weibchen. Üblicherweise singen die Nachtigallen-Männchen nur solange, bis die Ehe vollzogen ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Männchen, die bis in den Juni hinein nachts noch singen, kein Weibchen abbekommen haben. "Die unglücklichsten Nachtigallen bescheren uns also die glücklichen Momente", bilanzierte Dörfler.

Wer selber gerne eine Nachtigall wieder in seinen Garten holen möchte, kann dies dadurch erreichen, dass er einen Teil des Gartens verwildern lässt. Die Ordnungsliebe des Menschens selbst auf Friedhöfen habe die Nachtigall aus unseren Dörfern und Städten vertrieben, so Dörfler. Noch ein Tipp zur Unterscheidung der Nachtigall zum Sprosser: der Sprosser schluchzt nicht.

Um einsame Tiere, die auf jeden Fall in unserer Region zu Hause sind, den Wolf, ging es im zweiten Teil der Veranstaltung. Dazu baten die Veranstalter in einen der hergerichteten Räume im Burginneren. Der Ökologe Ernst Paul Dörfler stellte hier den Weg des Wolfes zurück in die Natur des Jerichower Landes vor. Seit dem Jahr 2000 gibt es wieder Rudel in Sachsen-Anhalt, auch auf dem benachbarten Truppenübungsplatz Altengrabow. Das Heulen - welches die Gäste der Veranstaltung übrigens auch nicht zu hören bekamen - dient dem Aufruf zur Jagd. Auch bei Loburg soll der Wolf schon gewesen sein, waren sich einige Anwesende sicher. Angst sei dennoch unangebracht, so Dörfler: "Der größte Feind des Wolfes ist der Mensch, und das weiß der Wolf auch. Er wird also den Kontakt mit uns vermeiden".