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Klopapier Hamstern ja, Mehrverbrauch nein

Home-Office für Berufspendler und dann noch kein Klopapier mehr im Handel. Wie wirkt sich das auf das Abwassernetz Möckerns aus?

Von Stephen Zechendorf 03.04.2020, 06:00

Möckern/Loburg l Mit nicht nachlassendem Eifer wird auch in den Supermärkten und Discountern von Möckern und Loburg Toilettenpapier gehamstert. Mehr noch: Mit zunehmender Begeisterung werden auch die Regale mit Feuchtpapier, Taschentüchern und Küchenrollen leergekauft. Landet das jetzt etwa alles nach dem „großen Geschäft“ in der Toilette?

Die Volksstimme fragte dort nach, wo man es irgendwann wissen muss: bei der Heidewasser GmbH, die für die Stadt Möckern die Aufgaben des Abwasserzweckverbandes AZV Möckern erledigt.

Die Frage zu Auswirkungen in der Abwasserentsorgung durch den immensen Konsum von Toilettenpapier, Küchenrolle & Co. hatte sich auch Claudia Neumann, Geschäftsführerin der Heidewasser GmbH, gestellt: „Das war meine erste Befürchtung, da bekanntlich feuchtes Toilettenpapier in der Regel ‚unkaputtbar‘ ist und damit in Massen ein Pumpenkiller wird. Momentan haben wir jedoch keine Auswirkungen im Kanalnetz und an den Pumpwerken“, so die Heidewasser-Chefin.

„Scheinbar wird Toilettenpapier wirklich nur gehamstert und nicht auch mehr davon verwendet. Und das ist gut so. Wir sind dankbar für den Normalbetrieb ohne zusätzliche Störfälle, da wir unser Personal in Bezug auf zusätzliche Belastungen schützen müssen, um einen langen Atem als Versorger und Betriebsführer zu haben“, so Claudia Neumann.

Auch zu Zeiten von Home-Office und zu Hause betreuter Kinder kann das Unternehmen einen Anstieg des Wasserbedarfes in den Möckeraner Haushalten bisher nicht verzeichnen. Das liegt aber daran, dass nur einmal jährlich die Zählerstände von den Kunden eingesammelt werden und die Netzeinspeisemengen des Monats März erst nach dem 10. April vorliegen. Dann erst könnte man dazu eine Prognose wagen.

Durch die Corona-Krise betroffen ist im Betriebsbereich Trinkwasser der Heidewasser GmbH der Wasserzählerwechsel, informiert Claudia Neumann: „Diesen haben wir bis auf Weiteres ausgesetzt. Unsere Meisterbereiche sind nicht mehr für alle Belange frei zugänglich. Wir versuchen, den Kundenkontakt möglichst telefonisch oder per E-Mail abzuwickeln.“

Angebotserstellung für Hausanschlüsse würden ohne die Anwesenheit des Kunden gemacht und dann per E-Mail übersandt. „Das Tagesgeschäft selbst funktioniert uneingeschränkt bis auf den nicht stattfindenden Zählerwechsel“, so die Heidewasser-Geschäftsführerin. Schutzmaßnahmen zur Risikominimierung für eine mögliche Infizierung mit dem Coronavirus habe man für das Personal umgesetzt.

Auf ihrer Internetseite weist die Heidewasser GmbH darauf hin, dass die Versorgung mit Trinkwasser durch das Coronavirus derzeit weder gefährdet noch beeinträchtigt sei: „Trinkwasser gehört in Deutschland zu den am besten überwachten Lebensmitteln. Leitungswasser ist sehr gut gegen alle Viren geschützt. Sie können es bedenkenlos trinken. Ein Abkochen ist nicht nötig“, so das Unternehmen.

Es sei höchst unwahrscheinlich, dass das Virus über das Trinkwasser übertragen werden kann: „Grundwasser, welches für die Trinkwassergewinnung genutzt werde, habe eine längere Bodenpassage durchlaufen und ist im Untergrund gut gegen alle mikrobiellen Verunreinigungen, einschließlich Viren, geschützt“, teilt das Unternehmen mit. In Deutschland werde Trinkwasser zu 70 Prozent aus Grundwasser gewonnen.

„Trinkwässer, die unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik gewonnen, aufbereitet und verteilt werden, sind sehr gut gegen alle Viren geschützt. Eine Übertragung des Coronavirus über die öffentliche Trinkwasserversorgung ist nach derzeitigem Kenntnisstand höchst unwahrscheinlich“, so Heidewasser. Das Unternehmen sei mit Notfallplänen vorbereitet und könne die Trinkwasserversorgung auch in diesem Fall aufrechterhalten.

Der für das Trink- und Abwasser in der Stadt Möckern zuständige Meisterbereich hat seinen Sitz im Upstallweg in Möckern. Zwölf Mitarbeiter sind hier tätig, die Fläche des Versorgungsgebietes wird mit 843 Quadratkilometern angegeben. In 45 versorgten Orten werden unter anderem 156 Kilometer Transportleitungen, 342 Kilometer Versorgungsleitungen, 182 Kilometer Hausanschlussleitungen und 12.478 Hausanschlüsse unterhalten.