1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Kosten über 70.000 Euro: Kunstvolle Rettungsaktion in Zeddenicker Kirche

Kosten über 70.000 Euro Kunstvolle Rettungsaktion in Zeddenicker Kirche

In der Kirche St. Elisabeth in Zeddenick sorgt Restaurator Udo Drott mit viel Geduld, Farbe und Mörtel für den Erhalt der seltenen Wandmalereien. Die Besonderheiten der Arbeit.

Von Stephen Zechendorf 13.09.2024, 08:52
Restaurator Udo Drott auf Tuchfühlung mit Jesus Christus und der heiligen Mutter Gottes in Zeddenick.
Restaurator Udo Drott auf Tuchfühlung mit Jesus Christus und der heiligen Mutter Gottes in Zeddenick. Fotos: Stephen Zechendorf

Zeddenick. - Dieser Tage ist Udo Drott der heiligen Mutter Gottes und Jesus Christus ganz nah. Der Restaurator hat sogar die Erlaubnis, der heiligen Maria die Falten zu glätten. Oder - seriöser ausgedrückt – Drott ist derzeit damit beschäftigt, die über 800 Jahre alten Wandmalereien in der Zeddenicker Dorfkirche zu retten, bevor sie mit dem alten, brüchigen Putz auf den Boden krachen und für immer verloren sind.

Griechisch-byzantinischer Stil in Zeddenicker Dorfkirche

Die Rettungsaktion ist der letzte große Bauabschnitt einer langen Kirchensanierung in Zeddenick. Seit 25 Jahren versuchen die Menschen hier, ihre romanische Dorfkirche zu bewahren. Dazu haben sie 1999 einen Förderverein gegründet. Das Dach und der Dachstuhl wurden erneuert, danach das Kirchenschiff saniert. Jetzt ist der Altarbereich an der Reihe.

Größter Schatz der St. Elisabethkirche sind vielleicht die Wandmalereien in Apsis und Altarraum. Die gewölbte Decke über dem derzeit abgedeckten Altar zeigt im griechisch-byzantinischen Stil Christus und Maria auf dem Gottesthron, umrahmt von Evangelisten, Engeln sowie den 14 sogenannten „Nothelfern“.

Dorfkirche Zeddenick: Putz zu Weihnachten trocken

Die Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Wenngleich die Motive mittelalterlichen Ursprungs sind und somit aus der Bauzeit der Kirche stammen, so mischt sich in historische Darstellung doch auch sehr viel jüngere Farbe. „Was wir sehen, ist zumeist aus dem Jahr 1902“, sagt Udo Drott. Denn damals wurde schon einmal restauriert und vieles der historischen Darstellungen übermalt.

Feuchtigkeit und Ruß setzten der Kirche zu, der Putz ist bröckelig, Risse durchziehen die Wände. Bevor sich Drott an die Malereien machen kann, muss der Untergrund, also der Putz und das Mauerwerk im Chorraum gesichert und konserviert werden. Dazu rührt der Restaurator Injektionsmörtel an, der in die Risse und hinter losen Putz gefüllt wird. Erst danach kann er sich der Malerei widmen. Drott hofft, dass dies bis Weihnachten geschehen ist: „Je nachdem, wie kalt der Winter wird.“

Udo Drott sichert derzeit die Malerei in der Zeddenicker Kirche.
Udo Drott sichert derzeit die Malerei in der Zeddenicker Kirche.
Stephen Zechenorf

Auch bei der Restaurierung der Malereien gibt es Auflagen des Denkmalschutzes zu beachten. „Ich darf nicht einfach übermalen, sondern nur mit Lasur vorsichtig nacharbeiten“, erklärt Drott. Er ist aber überzeugt, dass nach der Reinigung und Angleichung wieder viel mehr von der einstigen Bilderpracht zu erkennen sein wird: „Es ist ja alles noch da, die Linien und Farben sind alle erkennbar.“

In Zeddenick rätselt man, wer der oder die Künstler waren. Es könnten Malermönche aus dem Kloster Leitzkau gewesen sein, die um das Jahr 1180 die Kirche ausgearbeitet haben. Eine andere Theorie nennt einen griechischen Meister, der den Vorgängerbau des Magdeburger Doms im byzantinischen Stil ausgemalt hatte und danach in der Umgebung weitere Aufträge annahm.

Restauration in Zeddenicker Dorfkirche: 70.000 Euro investiert

Im Kirchspiel Ziepel-Zeddenick ist man froh, endlich dem Ziel so nahe zu sein. „Wenn die Malereien restauriert sind, haben wir die großen Aufgaben alle geschafft“, freut sich Gemeindekirchenratsmitglied Alfons Scholz.

Fast 70.000 Euro sind allein in den aktuellen Bauabschnitt geflossen. Die Finanzierung erfolgt mit Mitteln des Kirchenkreises Elbe-Fläming, der Kirchengemeinde und vielen Spenden, die der Förderverein „Rettet die romanische Dorfkirche St. Elisabeth“ eingesammelt hat.