Rundfunkgottesdienst Liebeserklärung an das Haus Gottes in der Mehrzweckhalle Biederitz
Superintendentin Ute Mertens beim ökumenischen Gottesdienst: Telemann-Kantate verkörpert musikalisch die Suche nach Halt

Biederitz
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, kurz bevor die Aufnahme für den Rundfunkgottesdienst in der Biederitzer Mehrzweckhalle am Sonntag um 10 Uhr startete. Erst werde ein weißes Licht leuchten, dann ein rotes als Signal dafür, dass die Live-Aufnahme für den Radiosender MDR Kultur jetzt starte. So war es den Sängern, den Musikern, dem Publikum und dem musikalischen Leiter, Kirchenmusikdirektor Michael Scholl, erklärt worden. Michael Scholl, als fröhlicher Mensch bekannt, erlaubte sich in die atemlose Stille hinein einen kleinen Scherz: Er verdeckte das Signal mit beiden Händen. Allerdings nur ganz kurz, denn nur wenige Sekunden später waren seine Hände anderweitig gefragt - zum Dirigieren des stimmungsvollen musikalischen Auftakts des ökumenischen Gottesdienstes.
Werbung für das idyllische Biederitz
Ute Mertens, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Elbe-Fläming, warb wenige Minuten später für das idyllische Biederitz, das von Elbwiesen und dem Biederitzer Busch umgeben, vor den Toren der Landeshauptstadt liege. Das Publikum in der Mehrzweckhalle bat sie, heute nicht mitzusingen, um die Corona-Regeln einzuhalten. Das Singen würden heute stellvertretend die Solisten und die Mitglieder des Chores der Biederitzer Kantorei übernehmen.
Pater Andreas O. Praem sagte, in den Psalmen der Bibel komme alles vor, was die Menschen umtreibe: Freude und Sorgen, Liebe und Leid. Immer wieder tauche hierin die Freude auf, in der Kirche oder im Tempel, also im Hause Gottes zu sein. Unterstützt durch Mitglieder des Orchesters Märkisch Barock unterstrichen Shirley Radig (Sopran), Ilka Hesse (Alt), Tobias Wollner (Tenor), Tobias Hammer (Bass) und die Sänger des Kammerchores der Biederitzer Kantorei die Worte von Pater Andreas O. Praem musikalisch eindrucksvoll mit dem von Gustav Merkel vertonten Psalm 84, 2 - 3, „Wie lieblich sind deine Wohnungen“.
Auch die Kantate „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses“ von Georg Philipp Telemann sei „eine kleine Liebeserklärung an das Haus Gottes“, sagte Superintendentin Ute Mertens. „Wie gern wären wir heute dort zum Gottesdienst gewesen, aber leider lassen es die Umstände nicht zu“, bedauerte Mertens mit Blick auf die evangelische Kirche in Biederitz.
Sonntag Jubilate legt Fokus auf Freude über Schöpfung
Jeder Mensch habe wohl die eine oder mehrere Kirchen, mit denen er besondere Erlebnisse verbinde, vermutete die Superintendentin. Die Kirche im Wohnort oder die Kirche, in der Taufe, Konfirmation oder Trauung gefeiert wurden. Bei ihr seien das unter anderem der Brandenburger Dom und die Klosterkirche Drübeck, mit denen sie besondere Erfahrungen in ihrem Leben verbinde, sagte die Superintendentin.
„Ja, wir haben sie lieb, die Stätten seines Hauses“, predigte Mertens. Kirchen seien die Orte, wo man Gott besonders nah sein könne. „Gerade in den letzten Wochen und Monaten sind unsere Kirchen immer wieder zu Zufluchtsorten geworden“, sagte Ute Mertens. „Eine geöffnete Kirche, die zum Innehalten und zum Gebet einlädt. Wie gut tat und tut das. In manchen Kirchen gibt es besondere Orte zum Krafttanken. Sie bieten die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden oder bei leiser Musik einfach zur Ruhe zukommen.“
Auch in der Kantate Telemanns gehe es um die Suche nach Halt, auf der sich in den aktuellen Zeiten viele Menschen befänden, kündigte Ute Mertens das musikalische Herzstück des Rundfunkgottesdienstes an. Komponiert habe Telemann seine Kantate wohl aus Anlass einer Kirchweihe. Auf die kleine Liebeserklärung an die Stätte Gottes folgten das Flehen „Siehst du nicht mein Händewinden, meine Tränen, meine Pein“ und die Bitte „Zeige dich doch aus der Höhe, komm ach komm, mein Seelenfreund.“ Die Bitte um den Beistand Jesu werde in der Telemann-Kantate „in eindrücklicher Weise ausgesprochen“, so Mertens.
„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses“ ließen Solisten, Chorsänger der Kantorei und Musiker von Märkisch Barock die eindrückliche Kantate Telemanns am Sonntag Jubilate in der Biederitzer Mehrzweckhalle erklingen. Der Sonntag Jubilate stelle den Jubel über Gottes gute Schöpfung in den Mittelpunkt, hatte der Evangelische Kirchenkreis den Gottesdienst angekündigt. So wie im Frühling die Natur zu neuem Leben erwache, gehe der Blick auf Jesus, der durch seine Auferstehung neues Leben in die Welt gebracht habe.
Kantorei setzt auf Kirchen als klingendes Instrument
Die Biederitzer Kantorei setzte in diesem Jahr ganz bewusst auf die Kirchen „als klingendes Instrument zur Verbreitung von hoffnungsvollen Botschaften“, hatte der Förderkreis Biederitzer Kantorei im Vorfeld des Rundfunkgottesdienstes erklärt. Unter Einhaltung der erforderlichen Corona-Schutzmaßnahmen sei es hier möglich Musik zu erleben. Das mache deutlich, dass die Kirchen in diesen Zeiten ein wichtiger Kulturträger seien.

