1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Geschichte: Loburg: Das erzählen Postkarten aus dem Zweiten Weltkrieg

Geschichte Loburg: Das erzählen Postkarten aus dem Zweiten Weltkrieg

Der Chronist Helmut Menzel stellt Forschungsergebnisse zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Loburg vor. Forderung nach weiterer Auseinandersetzung mit der Geschichte.

Von Stephen Zechendorf 06.12.2023, 09:01
André Günther,  Tino Koch und  Helmut Menzel (v. li.)  bei der Buchvorstellung in Loburg.
André Günther, Tino Koch und Helmut Menzel (v. li.) bei der Buchvorstellung in Loburg. Foto: Stephen Zechendorf

Loburg/Möckern - Zwei Bücher, die sich mit der Geschichte der Region Loburg und Möckern befassen, sind nun der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Autoren sind Helmut Menzel, André Günther und Tino Koch. Am vergangenen Freitag stellten die drei ihre Rechercheergebnisse im Rittergut Barby vor.

André Günther hat zusammen mit Tino Koch in einem Bildband historische Postkarten von Loburg und der Umgebung zusammengetragen. In dem Buch sind alte Ansichten der Stadt Loburg, sowie von Schweinitz, Rosian, Isterbies, Klepps, Hobeck, Göbel, Kalitz, Brietzke, Dalchau und Zeppernick, inklusive einiger Vorwerke abgebildet. Zu vielen der historischen Abbildungen geben die Autoren weiterführende Informationen, steuern zusätzliche Fotografien oder Zeichnungen bei.

Lesen Sie auch: Möckern: Heimatpflege im Kriegsgebiet

Die meisten Postkarten stammen aus der Zeit des Booms ab 1897 bis Anfang der 1920er und darüber hinaus bis in die 1940er-Jahre, erklären Günther und Koch: „Bei einigen lässt sich allerdings der genaue Erscheinungs- und Nutzungszeitraum auf Grund von fehlenden Poststempeln oder Nicht-Nutzung nur grob eingrenzen“, so die Autoren weiter.

Ziel der Arbeit sei gewesen, die alten Ansichtskarten und Fotos von Loburg und Umgebung für alle historisch Interessierten gesammelt zu veröffentlichen und der Nachwelt zu erhalten. In einigen Orten konnte auf Fotos aus den Nachlässen der hier einst ansässigen Gutsbesitzer zurückgegriffen werden. Es sei aber zu bezweifeln, dass jemals alle in der Vergangenheit erschienenen Postkarten aus der Region zusammengetragen werden können.

„Für ergänzendes Bildmaterial wären die Ortschronisten der Stadt Loburg sehr dankbar“, ist André Günther sich sicher. Das Buch ist aktuell nur über die Autoren erhältlich und kostet 29 Euro.

Über 300 Seiten Historie

In ein dunkles Kapitel der Geschichte tauchte der Autor Helmut Menzel mit seinem Buch „Kriegsende 1945 – Möckern, Loburg, Leitzkau und Umgebung“ ein. Ein Jahr lang forschte er intensiv über die Zeit des Kriegsendes in der Region. Er recherchierte für die vom Burger Heimatverein veröffentlichte Schriftenreihe zur Militärgeschichte. Herausgekommen ist ein über 300 Seiten starkes Werk.

Auch interessant: Auf den Spuren der Geschichte: Denkmaltag lockt zahlreiche Besucher in die Einheitsgemeinde Möckern

Die Dokumentation beinhaltet das Geschehen zum Kriegsende 1945 und legte dabei einen Schwerpunkt auf die Region Loburg, Möckern und Leitzkau. Anhand von Karten, historischen Fotos und anderen Quellen erfährt der Leser detailliert von damaligen Truppenbewegungen und alliierten Fliegerabstürzen in der Region aber auch vom Leben und Leid der Zivilbevölkerung.

Zeitzeugen geben Auskunft

Menzel beschreibt etwa den schweren Luftangriff auf Zerbst am 16. April 1945 sowie den Morgen des 4. Mai 1945, als um 11.05 Uhr der erste Kommandant der Roten Armee in Loburg eingezogen sein soll. Auch die aus Angst vollzogenen Selbstmorde in der Bevölkerung thematisiert Menzel. Er konnte bei seiner Arbeit unter anderem auf Zeitzeugen-Erinnerungen zurückgreifen und nach eigenen Aussagen „bisher nicht bekannte Informationen aus der Region“ gewinnen.

Zu den Unterstützern des Projektes gehörten die Mitglieder der Chronistengruppe Möckern, Ingeborg Karbe, Ernst Teuerkauf und Karl-Heinz Hüneburg, Annemarie Lüdicke aus Zerbst, Reimund Schulze aus Mühlhausen und Siegfried Luther aus Gütersloh. Menzel recherchierte in bestehenden Chroniken, Archiven, Standesämtern, durchforstete Truppentagebücher, Zeitzeugenberichte und Protokolle von Behörden. Das ITS-Archiv in Bad Arolsen gab Auskunft über Zwangsarbeiter.

Ansatz für weitere Forschung

Helmut Menzel sieht in der nun vorgelegten Dokumentation einen Ansatz für weitere Forschung in den einzelnen kleineren Ortschaften durch die dortigen Ortschronisten. Die Aufarbeitung der Geschichte sei „kompliziert“ geworden, weil „die meisten Gemeinden nichts gemacht“ hätten. „Man hätte viel früher ermitteln müssen. Nur in Loburg gab es eine Initiative. In Möckern hat keiner was gemacht“, sagt Helmut Menzel.

Diese Postkarte aus dem Jahr 1901 wurde von einem Loburger Verlag herausgegeben.
Diese Postkarte aus dem Jahr 1901 wurde von einem Loburger Verlag herausgegeben.
Repro: André Günther

Menzel arbeitete als Denkmalpfleger im Stadtplanungsamt Magdeburg, war lange Vorsitzender des Heimatvereines Magdeburg. Er sei kein studierter Historiker, „ich arbeite aber wie einer“, sagt er: „Geschichte ist mein Leben. Über Magdeburg und den Dom können andere reden, aber zum Kriegsende gibt es noch einen Riesennachholbedarf“, so Menzel. „Viele machen großen Bogen um Militärgeschichte. Diese Thematik hatte niemand auf dem Schirm. Jetzt habe ich mich mit eingebracht, aber ich habe nur vorgearbeitet. Die Gemeinden müssten jetzt weiter dran bleiben“, ist Menzel überzeugt.

Das Buch ist für 20 Euro in der Uni-Buchhandlung „Otto v. Guericke“ in Burg erhältlich.