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Lostau atmet auf Keine dicke Luft mehr bei Westwind

Seit Wochen gab es keine Geruchsbelästigungen mehr in Lostau und Gerwisch. Die Anwohner freut's.

Von Andreas Mangiras 08.04.2018, 09:00

Lostau/Gerwisch/Magdeburg l „Es stinkt nicht mehr. So soll es bleiben.“ Der Magdeburger Peter Lenke, der nach Alt-Lostau ziehen möchte, steht an der Steinkopfinsel in Magdeburg-Rothensee. Wie zahlreiche Lostauer und Bewohner von Elborten gegenüber dem Industriegebiet ist er seit Monaten in Sorge wegen starker Geruchsbelästigungen, die bei Westwind massiv in seine neue Heimat im Jerichower Land hinüberwehen. Jetzt gibt es seit Anfang Februar keine „Gestanksbefunde“ mehr. Woran das liegt, weiß in Lostau niemand.

Der genaue Verursacher der Gerüche, die von Bewohnern als „ölig-unangenehm, popcornähnlich-süßlich“, beschrieben werden, ist immer noch unklar. In Lostau führen Einwohner seit 2016 „Geruchstagebücher“. Die Luftbelastung wurde demnach zu jeder Jahreszeit wahrgenommen. Wiederholt wurde das Landesverwaltungsamt mit Beschwerden konfrontiert. Auch der Kreis Jerichower Land und die Stadt Magdeburg sind involviert.

Die Untersuchungen und Auswertungen sind dennoch immer noch nicht abgeschlossen. Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels.

Für den 10. April hat das im Verfahren federführende Landesverwaltungsamt Halle „die zuständigen Behörden der Landeshauptstadt Magdeburg zu einer Beratung nach Halle eingeladen, wo das weitere behördliche Vorgehen beraten und abgestimmt werden soll“, bestätigte Denise Vopel, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes, auf Volksstimme-Anfrage.

Sie bestätgte auch: „Das Industriegebiet Magdeburg-Rothensee und die vor allem östlich gelegenen Immissionsorte in Lostau und Gerwisch werden weiter engmaschig kontrolliert mit dem Ziel, den/die Verursacher der Geruchsbelästigungen zweifelsfrei zu ermitteln.“ Es gebe sowohl geplante Inspektionen als auch kurzfristige unangemeldete Begehungen.

„Es hat inzwischen mehrere Vor-Ort-Termine von Seiten des Magdeburger Umweltamtes gegeben“, betätigte auch Kerstin Kinszorra, Pressesprecherin der Stadt Magdeburg. Deren Ergebnisse würden „derzeit zwischen den verschiedenen Behörden ausgewertet und abgestimmt“. Wann diese veröffentlicht werden können, könne sie noch nicht sagen.

Zu den bisher vorliegenden Erkenntnissen erklärte die Sprecherin des Landesverwaltungsamtes: „Ein einzelner Verursacher der Geruchsbeschwerden konnte bisher nicht eindeutig ermittelt werden, möglicherweise sind verschiedene Verursacher für einzelne Geruchsepisoden verantwortlich.“ Dies hänge auch damit zusammen, dass es „unterschiedliche Beschreibungen der Gerüche in den Beschwerden“, gegeben habe.

Bei mehreren Begehungen durch Bedienstete der Landesbehörde „wurden keine relevanten Gerüche wahrgenommen“, so Vopel. Die vorerst letzte Kontrolle habe am 26. März stattgefunden. Die Kreisverwaltung Jerichower Land bestätigte zumindestens: „Es sind keine erneuten Beschwerden beim Landkreis eingegangen.“

In den betroffenen Regionen wird nach wie vor gerätselt, wer der Verursacher des Geruchs sein könnte. Im Müllheizkraftwerk Rothensee hatte es bei früheren infrage kommenden Zeiträumen laut Onlineüberwachung und Kontrollen keine Überschreitung der Grenzwerte gegeben, hatte das Unternehmen mitgeteilt.

Unweit des Müllheizkraftwerkes produziert das Unternehmen Glencore Biodiesel und Rapsöl. Die Firma äußerte sich bisher nicht zum Problem und hat auch auf die aktuelle Anfrage der Volksstimme nicht reagiert.

Eine Spur könnte jedoch dort hinführen. Bestätigt ist dies bisher nicht. Doch zumindestens im März sind die Anlagen der Firma nicht mit voller Kraft gefahren. „Es ist bekannt, dass einerseits zur Optimierung der Abluftreinigungsanlagen und andererseits aufgrund von routinemäßigen Wartungs- und Reinigungsarbeiten Anlagenteile im März teilweise mit reduzierter Leistung betrieben oder heruntergefahren wurden“, erklärte Landesverwaltungsamts-Sprecherin Denise Vopel. Diese Arbeiten „erfolgten unabhängig von dem jährlichen Stillstand der Anlage anlässlich der Generalreparatur (GR). Die Betreiberfirma Glencore plant die diesjährige GR in den Monaten Juni/Juli“, teilte sie per E-Mail mit.

Die Lostauer schauen am Dienstag gespannt nach Halle, wenn über die dicke Luft in ihrem Ort beraten wird. Für den Moment sind sie erst einmal zufrieden. „Seit unserer letzten Aktion, in der die Lostauer Gesicht gezeigt haben, ist es verdächtig ruhig geworden. Seit dem hat es hier im Ort nicht mehr gestunken. Vielleicht haben unser Protest und die Ankündigung, eine Bürgerinitiative zu gründen, ja etwas genützt. Uns Lostauer würde das natürlich freuen“, sagt Nancy Wienke, Anwohnerin im Alten Dorf und zugleich Ortschaftsrätin in Lostau.