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Plakette für "Schwalbenfreundliches Haus" für Christina von Barnekow Lostauerin hat sich an Untermieter gewöhnt

Von Thomas Höfs 25.07.2013, 03:15

Die Lostauerin Christine von Barnekow lässt Schwalben an ihrem Haus Nester bauen. An die Begleitumstände der kleinen Untermieter habe sie sich gewöhnt. Der Nabu zeichnet Hausbesitzer aus, die den Flugkünstlern den Nestbau nicht streitig machen.

Lostau l Früher waren die Schwalben gerade in den Dörfern allgegenwärtig. In den Ställen bauten die flinken Flieger gern ihre Nester aus Lehm. Die kleinen Flieger faszinieren heute noch viele Menschen. Nur kaum jemand möchte ein Schwalbennest bei sich am Haus haben.

Als Christine von Barnekow in Alt Lostau ihr Haus vor einem halben Dutzend Jahren gebaut hatte, sei sie anfangs auch wenig begeistert gewesen, als die Schwalben bei ihr am Dach die ersten Nester bauten, blickt sie zurück.

Inzwischen hat sich die Unternehmerin an die flinken Untermieter gewöhnt. Die Lage direkt an der Elbaue sei ideal für die Vögel, hat sie beobachtet. Hier finden die kleinen Flieger vor allem ausreichend Baumaterial für ihre kunstvollen Nester.

Der Dreck, beschreibt sie, halte sich in Grenzen. Bretter hat sie auf den Fensterbrettern befestigt. Damit könne der aggressive Kot der Tiere nicht mehr viel Schaden anrichten. Nach jedem Regen sei der Boden wieder sauber, sagt sie. Inzwischen freue sie sich über jede kleine Schalbenfamilie unter ihrem Dach. Vor allem vertilgen die Vögel sehr viel Ungeziefer, betont sie.

Der Naturschutzbund (Nabu) verleiht seit einem Jahr Plaketten an Hausbesitzer, die die Schwalben gewähren lassen, sagt Sven Königsmark vom Nabu Jerichower Land. Der Vereinsvorsitzende freute sich, dass er in Lostau eine Plakette vergeben konnte. In diesem Jahr haben bereits drei Hausbesitzer im Landkreis das Plexiglasschild bekommen, sagt er. Im ganzen Bundesland tragen rund hundert Gebäude die Auszeichnung des Naturschutzbundes.

Prägten früher die Schwalben die Orte viel stärker, müssen die kleinen Vögel heute gesucht werden. Vor allem durch den Abbau der Überlandleitungen für Strom oder Telefon fehlt den Schwalben die Sitzmöglichkeit, wenn sie sich für den Flug in den Süden formieren. Das sei aber nicht schädlich, meint Sven Königsmark. Viel schlimmer sei, dass viele Hausbesitzer den Tieren das Brüten an ihrem Haus nicht erlauben und die Nester entfernten. Das sei zwar verboten. Allerdings könne niemand die Brutstätten überwachen.

Bis zu 20 Nester hat Christina von Barnekow in einigen Jahren schon an ihrem Haus gezählt. Inzwischen machen Spatzenfamilien den Schalben die Nester streitig. Einige gewitzte Spatzen haben leere Schwalbennester erobert, um dort ihre Familien zu vergrößern, zeigt sie. Die Spatzen fühlen sich in der Gesellschaft der Schwalben sehr wohl.

Der Rückgang der Schwalbennester in den Orten hänge aber ebenfalls mit dem Ausbau der Orte zusammen, fügt Sven Königsmark hinzu. Die Schwalben benötigen für ihren Nestbau Wasser und geeignetes Erdmaterial. In den Dörfern gebe es aber kaum noch Pfützen, schildert er. Die Straßen seien alle gepflastert oder asphaltiert. Die Tiere finden hier nicht mehr die geeigneten Umweltbedingungen für den Nestbau. Nur noch dort, wo die Natur noch die notwendigen Materialien zur Verfügung stellt, könnten die Tiere ihre kunstvollen Nester bauen. Gern leben sie dabei in Kolonien zusammen.

In diesem Jahr finden die Schwalben dank der Vielzahl an Mücken in Elbnähe ideale Futterbedingungen vor. Wunderbar lasse sich am Brutstadium der Tiere ebenfalls ablesen, wie weit der Sommer fortgeschritten ist, beschreibt Christina von Barnekow. Die Schwalben kommen viel später als die Störche, hat sie beobachtet. Aber die kleinen Mehl- und Rauchschwalben bleiben auch länger im Land, ehe sie wieder in den Süden aufbrechen, hat sie auch schon beobachtet.