Behörden geben nach Einsatz auf Remondis-Betriebsgelände Entwarnung: keine Gefahr für die Bevölkerung Lösungsmittel-Cocktail brennt in Ziepel
Auf dem Firmengelände des Entsorgungsbetriebes Remondis in Ziepel hat gestern ein Bunker mit Farben und Lösungsmitteln gebrannt. Mehrere Feuerwehren kamen zum Einsatz. Laut Kreisverwaltungsmitglied und Brandabschnittsleiter Bernd Girke bestand für Menschen keine Gefahr.
Ziepel. Die große schwarze Rauchwolke war gestern Vormittag kurzzeitig auch von Möckern deutlich zu sehen. Vermutlich von selbst entzündet hatte sich in einem der Sammelbehälter für flüssige Sonderabfälle ein Gemisch aus Farben und Lösungsmitteln sowie Sägespänen, die als Bindemittel beigemengt werden. "Mit einem Schlag muss das angefangen haben", so Vorstandsmitglied im Landkreis Jerichower Land Bernd Girke, der in seiner Funktion als Brandschutzabschnittsleiter zum Einsatzort gefahren war.
Mit Schaum gelöscht
Diese Aussage deckt sich mit denen von Zeugen, die beobachtet hatten, wie schnell sich eine schwarze Wolke über dem Gelände der Abfallentsorger bildete. Der Gestank zog bis in die angrenzende Ortschaft Ziepel. Es habe jedoch keine Gefahr für die Menschen bestanden, machte Girke deutlich.
Zu den konkreten Inhaltsstoffen in dem besagten Bunker, und was sich daraus bei Entzündung entwickeln kann, gab es gestern jedoch von keiner Seite offizielle Angaben. Die Pressestelle des Abfallunternehmens mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Lünen nahm zu den Fragen der Volksstimme bis Redaktionsschluss nicht Stellung.
Die gut 20 Feuerwehrleute, die aus Möckern so wie den umliegenden Ortschaften Wörmlitz, Büden und Ziepel anrückten, schickten zunächst die Atemschutzträger zum Brandherd. Mit Schaum rückten die Feuerwehrleute dem qualmenden Cocktail aus Schadstoffen zuleibe. Schicht für Schicht wurde die Masse danach abgetragen. Um genügend ausgebildete Atemschutzträger vor Ort zu haben, seien die vielen Wehren alarmiert worden so Bernd Girke.
Nicht angefordert wurde zu diesem Einsatz dagegen der Gefahrenzug der Feuerwehr im Landkreis Jerichower Land. Der setzt sich aus speziellen Einsatzfahrzeugen und eigens geschultem Personal der freiwilligen Stadt- und Ortsfeuerwehren im Landkreis zusammen und kommt auf Kommando des Landkreises zum Einsatz, wenn zum Beispiel Gefahr durch chemische Stoffe besteht.
Richtig deklarieren
Am Standort Ziepel betreibt das Unternehmen Remondis Industrie Service GmbH Co. KG eine Anlage zur Lagerung, Behandlung, Verwertung und Beseitigung von Stoffen. Das Sortierspektrum umfasst laut einem im Internet veröffentlichten Zertifikat etwa Pflanzenschutz-und Schädlingsbekämpfungsmittel, organische und anorganische Chemikalien, Lösemittel in Gebinden, Batterien, Altlacke und -farben in Gebinden und auch quecksilberhaltige Erzeugnisse, Säuren und Laugen in Gebinden.
Ein Schreiben der Technischen Überwachungsorganisation, welche dem Standort Ziepel die "Einhaltung der erforderlichen Anforderungen an Entsorgungsfachbetriebe" bescheinigt, listet überwiegend gefährliche Abfälle im Sinne der Abfallverzeichnisverordnung auf, die hier behandelt werden dürfen.
Die Sortierung und Lagerung solcher Stoffe ist auch davon abhängig, wie diese Stoffe bei ihrer Anlieferung deklariert werden, erklärt ein Branchenexperte, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Wenn also bei den Sammelstellen oder dem Schadstoffmobil ein Stoff mit einer falschen Bezeichnung abgegeben wird, kann das schon mal brenzlig werden. Wer die Dienste der Schadstoffsammelstellen in Anspruch nimmt, sollte sagen, was er da abgibt, so können spätere Selbstentzündungen im Sammelgefäß verhindert werden."
Remondis ist einer der größten Abfallentsorger Deutschlands. In Ziepel sind etwa 35 Mitarbeiter beschäftigt.