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Möckern Mehr Transparenz beim Maßregelvollzug gefordert

Viel bekommen Möckerns Bürger vom Maßregelvollzug in Lochow nicht mit. Der Klinikbeirat soll daher künftig transparenter arbeiten, sagt Bürgermeisterin Doreen Krüger.

Von Stephen Zechendorf 15.09.2023, 07:45
Hochsicherheit im Wald bei Möckern: Stacheldraht umgibt den Maßregelvollzug in Lochow.
Hochsicherheit im Wald bei Möckern: Stacheldraht umgibt den Maßregelvollzug in Lochow. Foto: Salus gGmbH

Möckern - In diesem Sommer informierte die Salus gGmbH als Träger des Maßregelvollzugs Uchtspringe darüber, dass in der Außenstelle Lochow bei Möckern ein Stationsneubau mit 20 Patientenzimmern entstehen soll. Damit einher geht eine Kapazitätserweiterung von bis zu 40 weiteren Patienten, informiert Salus-Sprecherin Franka Petzke auf Volksstimme-Nachfrage.

Erstmals im September 2021 habe man den damaligen Bürgermeister der Stadt Möckern über das geplante Projekt informiert, im März 2023 sei die Weiterentwicklung des Maßregelvollzuges in Lochow mit Möckerns aktueller Stadtbürgermeisterin Doreen Krüger bei einem Besuch in der Einrichtung thematisiert worden. Im Juni erfolgte die Vorstellung des Bauvorhabens in einer Sitzung des Ortschaftsrates Möckern. Dies entspreche einer Vereinbarung, die im Jahr 2004 zwischen der Stadt Möckern, dem Sozialministerium und Salus getroffen wurde, so Franka Petzke. Anlass war seinerzeit die Eröffnung der Außenstelle Lochow.

„Verlässliche Gesamtentwicklung“

Der Umbau der ehemaligen Militärkaserne war von der Bevölkerung teils kritisch betrachtet worden. Ein 2007 gegründeter Klinikbeirat, der aus berufenen Bürgern der Stadt Möckern besteht, sollte als Bindeglied für Transparenz sorgen. Über zehn Jahre nach Gründung des Klinikbeirates wird dessen Arbeit aber kaum öffentlich wahrgenommen.

Man wolle die Arbeit des Klinikbeirates künftig transparenter machen, erklärte auf Volksstimme-Nachfrage Stadtbürgermeisterin Doreen Krüger. Zusammen mit den Fraktionsvorsitzenden sei vor wenigen Wochen entschieden worden, das Wissen des Klinikbeirates mehr in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu solle ein Stadtrat, der auch Mitglied im Beirat ist, regelmäßig einen Bericht halten.

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Bei der Salus ist man mit der aktuellen Wahrnehmung offenbar zufrieden: „Aus unserer Sicht stellt der Beirat eine gute Schnittstelle zwischen Klinik und Bevölkerung dar“, erläutert Franka Petzke: „Sie ist insbesondere geeignet, um miteinander im Gespräch zu bleiben, gegebenenfalls offene Fragen im Zusammenhang mit dem Betrieb der Einrichtung zu klären und regionale Kontakte zu knüpfen.“ Dass die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit eher unauffällig sei, decke sich aus Sicht der Salus gGmbH „mit der verlässlichen und beständigen Gesamtentwicklung des Standortes Lochow.“

Mit Baugenehmigung wird im September gerechnet

Im Klinikbeirat sind aktuell sieben vom Stadtrat berufene Bürger vertreten, darunter Vertreter aus den Ortsteilen Möckern, Steglitz, Hohenziatz und Wörmlitz. Auch der jeweilige Bürgermeister der Stadt Möckern und ein von der Theologischen Hochschule Friedensau benannter Vertreter sollen als kooptierte Mitglieder des Beirates wirken.

„Üblicherweise wird bei den Beiratstreffen, die in der Einrichtung stattfinden, über aktuelle Entwicklungen berichtet, die beispielsweise die Therapieangebote, personelle Veränderungen, die Belegung oder – wie im Hinblick auf die bevorstehende Kapazitätserweiterung – Baumaßnahmen betreffen“, erklärt die Salus-Sprecherin. Es würden Fragen beantwortet, und in der Regel schließe sich eine Begehung an.

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Vor Ausbruch der Corona-Pandemie erfolgten die Treffen in der Einrichtung etwa zwei Mal im Jahr, etwa im Rahmen der auf dem Gelände stattfindenden Weihnachtsmärkte und Erntefeste. Da im Maßregelvollzug noch sehr lange strengere Corona-Infektionsschutzmaßnahmen als in der allgemeinen Öffentlichkeit galten, war im Juli 2023 erstmals wieder ein persönliches Zusammentreffen vor Ort möglich. Bei diesem Treffen sei der Klinikbeirat auch über die geplante Erweiterung informiert worden.

Kurze Bauzeit dank modularer Bauweise

Nach letztem Kenntnisstand rechnet die Salus damit, dass eine Baugenehmigung für den Neubau noch im September erteilt werden kann. Vorbereitende Maßnahmen, wie die Errichtung eines mobilen Sicherheitszauns zur Abgrenzung des Baufeldes vom Hochsicherheitsbereich, seien bereits durchgeführt oder angelaufen. „Ebenso befinden sich die Gebäudeteile bereits in der Fertigung beim externen Modulbauer. Die Modulbauweise aus vorgefertigten Segmenten ermöglicht eine kurze Bauzeit vor Ort mit relativ geringer Beeinträchtigung der klinischen Abläufe“, informiert Salus-Sprecherin Franka Petzke.

Aktuell hält die Außenstelle Lochow 76 Plätze vor. Mit dem Stationsneubau in Lochow soll der Überbelegung am Hauptstandort Uchtspringe begegnet werden. Die 20 neuen Patientenzimmer sind für eine Einzel- und Doppelbelegung geeignet. Das bedeutet, in Abhängigkeit von der therapeutisch einzuschätzenden Eignung der Patienten für eine Doppelzimmerunterbringung können maximal 40 weitere Personen in Lochow untergebracht werden.

Derzeit hat die Maßregelvollzugsabteilung Lochow etwa 130 Beschäftigte, unter anderem in den Fachgebieten Medizin, Pflege, Psychologie, Sozialarbeit, Ergotherapie und Wachschutz.