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Mehrwertsteuer Nur Tropfen auf den heißen Stein?

Bis zum Ende des Jahres ist die Mehrwertsteuer gesenkt. Wie gehen Burger Geschäfte damit um, profitieren die Kunden davon?

Von Nicole Grandt 10.07.2020, 01:01

Burg l In der Burger Innenstadt wird die Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung unterschiedlich gehandhabt. „Bei uns wird die Mehrwertsteuersenkung nicht weitergegeben“, erklärt Daniel Papenhagen vom Steinhaus Burg in der Schartauer Straße. „Bei unseren Waren wären das ohnehin nur Beträge von wenigen Cent, und wir führen auch viele Tabakwaren, bei denen es die Senkung der Mehrwertsteuer so nicht gibt. Der Aufwand, die ganzen Artikel jetzt für ein paar Monate umzuetikettieren wäre einfach zu groß. Wenn man sich ein Auto kauft oder etwas in der preislichen Größenordnung, dann lohnt sich das natürlich schon, aber bei einem üblichen Einkauf eher weniger. “

Ähnlich sieht es auch bei dem Geschäft Kostprobe aus. Inhaber Michael Jungnickel erklärt, warum: „Seit Beginn der Corona-Pandemie habe ich meine Preise nicht erhöht, eher im Gegenteil, vieles biete ich günstiger an. Davon profitieren die Kunden letztendlich viel mehr, als wenn sie jetzt ein paar Cent weniger zahlen. Die Senkung der Mehrwertsteuer lohnt sich bei großen Anschaffungen, aber eher nicht bei einem üblichen Einkauf, bei dem die Kunden ein paar Euro ausgeben.“

Auch wenn es nur ein paar Cent sind, das Schuhgeschäft Anika gibt die Senkung der Mehrwertsteuer komplett an die Kunden weiter, heißt es gegenüber der Volksstimme. Dies gilt für alle Waren aus dem Sortiment.

Kundin Sabine Gerschmann kommt gerade aus einer Drogerie und runzelt die Stirn, als sie nach einer Ersparnis durch die Mehrwertsteuersenkung gefragt wird. „Warten Sie einen Moment, da muss ich erst auf den Kassenbon schauen“, meint sie, während sie in der Einkaufstasche sucht. „Also, es kann schon sein, dass ich ein paar Cent gespart habe“, meint sie. Sie würde aber eher nach Angeboten in Prospekten suchen, dann sei die Ersparnis beim Einkauf viel größer. „Klar freue ich mich, wenn ich spare, aber die paar Cent durch die Senkung machen sich eigentlich kaum bemerkbar. Von mir aus müssen das auch nicht alle Läden an die Kunden weitergeben, gerade die Gastronomie hat ja so viele Verluste, denen gönne ich das Geld definitiv.“

In der Werkstatt des Autohauses Perlberg wird der verminderte Satz an die Kunden weitergegeben. „Wir müssten die drei Prozent eh als Vorsteuer ans Finanzamt abgeben, da geben wir es doch lieber den Kunden“, sagte Serviceleiter Uwe Günther. Für die Umstellung sei ein Update des Kassensystems notwendig gewesen, dann habe es aber nur zwei Klicks gebraucht, kein großer Aufwand. „Wir müssen ja auch nicht 50.000 Preisschilder umkleben“, so Günther. Manchmal könne der Kunde aber auch nicht von der gesenkten Mehrwertsteuer profitieren. So sei im April ein Kostenvoranschlag erstellt worden, in der Zwischenzeit sei aber ein Teil um zehn Euro teurer geworden, dann lohne es sich nicht mehr. Und beim Neuwagen hänge der Preis ohnehin von so vielen anderen Bedingungen, etwa der Finanzierung oder der Inzahlungnahme des Gebrauchten ab. „Zusammenfassend kann man sagen, dass uns die Kunden jetzt nicht die Bude einrennen“, meinte Günther.

Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze werden auf die Produkte im Toom-Baumarkt erhoben. Pflanzen werden niedriger besteuert als die so genannte Hartware wie Werkzeuge, Lampen oder auch Badmöbel. Die Kunden müssen jeweils nur den gesenkten Betrag zahlen. „Wegen der Kurzfristigkeit haben wir es aber nicht geschafft, 40 000 Etiketten umzukleben“, sagte Marktleiter Daniel Roschig. Die Steuersenkung werde von der Kasse berechnet.

„Auch wir geben den niedrigeren Mehrwertsteuersatz zu 100 Prozent an unsere Kunden weiter“, sagte Denny Westhause, Schichtleiter bei Edeka Lüning in der Blumenstraße. Das sei auch schon in den Regalen zu erkennen. So wird auch in den Rewe-Filialen von Daniel Bunzeck verfahren. „Bei uns kann der Kunde gleich sehen, was er an der Kasse bezahlen muss“, so Peggy Blasczyk, Marktleiterin am Conrad-Tack-Ring.

Mit großem Aufwand setzte Lebensmittelhändler Kauf-land in Genthin die Mehrwertsteuersenkung um. „Die elektronischen Preisetiketten in der Obst- und Gemüseabteilung wurden zentral aktualisiert, alle anderen Preisetiketten vor Ort von Hand ausgetauscht“, schreibt die Abteilung für Unternehmenskommunikation.