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Ortsumgehung Proteste gegen Teilung von Gübs

Gemeinderat Biederitz spricht sich für Ortsumgehung der Bundesstraße 184 als Vorzugsvariante aus. Nun gibt es Proteste gegen den Beschluss.

Von Anke Reppin 22.11.2020, 09:15

Biederitz l Aus dem Gemeinderat heraus habe es den Wunsch gegeben, dass alle Ortschaften sich mit einer Stellungnahme zur geplanten Ortsumgehung Heyrothsberge – Königsborn – Menz – Wahlitz der Bundesstraße (B) 184 äußern, sagte Gemeindebürgermeister Kay Gericke (SPD) am Donnerstagabend. Nun lägen die Stellungnahmen dazu vor. Die Ortschaftsräte Woltersdorf, Gerwisch, Biederitz und Heyrothsberge sprechen sich darin für einen Streckenverlauf aus, der südlich der Ortschaft Heyrothsberge beginnt und dann zwischen Klein Gübs und Gübs hindurchführt. Königsborn und Gübs hingegen stimmten für eine Variante, wonach die Ortsumgehung B 184n nördlich von Heyrothsberge beginnen soll.

Woltersdorf, Gerwisch, Biederitz und Heyrothsberge legten eine gemeinsame Begründung dafür vor. Für die Gübser ist das kritikwürdig. Es habe jede Ortschaft einzeln eine Stellungnahme beisteuern sollen, sagte der Gübser Ortsbürgermeister Andreas Lange (Aktiv für Bürger) im Gemeinderat. „Wir wollten nicht, dass sich nicht betroffene Ortschaften einer von der Verwaltung vorgefertigten Meinung anschließen“, betonte Lange und erhielt dafür Applaus von den im Zuschauerraum sitzenden Einwohnern aus Gübs. Lange stellte darüber hinaus klar, nicht nur die Klein Gübser würden sich gegen die vorgelegte Vorzugsvariante der Gemeinde für die B 184n wehren, sondern die gesamte Ortschaft.

Der Gübser Ortsbürgermeister verwies darauf, dass die präferierte Variante reine Wohngebiete und zur Erholung am Wochenende ausgewiesene Naturgebiete berühren würde. Ein Verlauf durch Heyrothsberge hingegen würde Mischgebiet berühren. Dies habe einen ganz anderen Schutzstatus als reine Wohngebiete und zur Erholung ausgewiesene Gebiete. Lange erklärte auch, doppelter Verkehr bedeute nicht doppelten Lärm, wie von der Verwaltung suggeriert würde.

„Ich bitte die Ortschaftsräte, die nicht betroffen sind, zu überlegen, ob Natur und Mensch solch großen Beeinträchtigungen ausgesetzt werden sollen“, sagte Lange.

Der Biederitzer Ortsbürgermeister Carsten Schneider (Aktiv für Bürger) gab zu, dass sein Ort „wenig bis gar nicht“ von dem Vorhaben betroffen sei. Den Vorwurf, der Rat habe sich einer vorgefertigten Meinung angeschlossen, wies er zurück. Der Ortschaftsrat habe sich die von der Landesstraßenbaubehörde vorgelegten Varianten angeschaut und sich für den Verlauf entschieden, der aus ihrer Sicht „die wenigsten Betroffenheiten“ schafft.

Für Heyrothsberge erklärte Ronald Sattler (Aktiv für Bürger), der Ortschaftsrat habe sich für die Anbindung südlich von Heyrothsberge ausgesprochen, weil die Verkehrsbelastung schon heute sehr hoch sei. Mit der Ortsumgehung könnten Teile des Verkehrs aus dem Ort herausgehalten werden. Das würde auch Königsborn entlasten.

Karla Michalski (CDU), Ortsbürgermeisterin von Gerwisch sagte, erklärte, der Ortschaftsrat habe sich ausgiebig mit den Karten und verschiedenen Trassenführungen beschäftigt und sich dabei „intensiv von der Gemeindeverwaltung beraten lassen“. Bei jedem Verlauf seien Bürger betroffen und werde es Einschnitte in die Natur geben. Der Ortschaftsrat habe sich für die Variante entschieden, die südlich von Heyrothsberge ansetze, weil hier die geringsten Betroffenheiten zu erwarten seien.

Auch der Woltersdorfer Ortsbürgermeister Thomas Lammich, betonte, man habe sich für die Variante entschieden, die „die wenigsten Betroffenheiten erzeugt“.

„Einen Dummen muss es ja geben“, blieb nicht der einzige Zwischenruf, den sich die Gemeinderäte bei ihrer Beratung zur Ortsumgehung an diesem Abend aus dem Zuschauerraum anhören mussten. Die Klein Gübser reagierten auch erbost darüber, dass sich pro Ortschaft ein Vertreter äußern durfte, von Königsborn – für das kein Vertreter anwesend war – aber nicht zumindest die Stellungnahme verlesen wurde.

Verlesen wurde hingegen der Widerspruch von 55 Einwohnern aus Gübs. Sie sprechen sich darin gegen den Verlauf aus, der die Vorzugsvariante der Gemeinde Biederitz sein soll. Denn dann würde die geplante Ortsumgehung den Ort zwischen Klein Gübs und Gübs teilen. Die Gübser sind darüber hinaus der Auffassung, dass die Stellungnahmen der Orte Biederitz, Gerwisch und Woltersdorf nicht gleichwertig betrachtet werden dürften. Diese Orte seien durch die geplante Ortsumgehung nicht so betroffen wie Heyrothsberge, Königsborn und Gübs.

In der Begründung der Verwaltung für die bevorzugte Variante heißt es, diese führe „den Verkehr großflächig um das Gemeindegebiet herum. Sowohl die Ortsdurchfahrt Heyrothsberge – Königsborner Straße als auch die Ortschaft Königsborn und Klein Gübs wären entlastet. Die Nachteile durch die Zerschneidung der Ortsverbindung Klein Gübs und Gübs könnten durch die Anordnung einer lärmarmen Kreuzung ausgeglichen werden. Ebenfalls wäre ausreichend Fläche für die Anordnung aktiver Schallschutzmaßnahmen vorhanden.“ Zusätzlich könne durch die Anbindung der Bundesstraße 246 an die geplante Ortsumgehung der Verkehr aus dem Ortsteil Königsborn herausgenommen werden. Der Rückstau des Verkehrs im Bereich des dortigen Bahnübergangs entfalle somit. „Einen Einschnitt in Natur und Landschaft stellen alle Varianten dar. Diese sind dauerhaft auszugleichen“, heißt es zudem in der Begründung für die Vorzugsvariante. Dieser stimmten die Gemeinderäte am Donnerstag mehrheitlich, mit einigen Gegenstimmen und Enthaltungen, zu. Einen überraschenden Ausreißer im Abstimmungsverhalten stellte der Heyrothsberger Ortsbürgermeister Kurt Sattler dar. Er stimmte gegen die Variante, für die sich sein Ortschaftsrat entschieden hatte. Prompt erhielt er auf Facebook dafür Beifall vom Beschwerdeführer der Gübser, Ortschaftsrat Thomas Röglin. Kurt Sattler habe „mit kühlem Sachverstand“ entschieden, befand Röglin.

In einem weiteren Beitrag auf seinem Facebook-Kanal schießt Thomas Röglin gegen Parteikollegin Karla Michalski. Sie habe sich statt für Totschlagargumente „für jene zum Totlachen“ entschieden, heißt es von ihm am Tag nach der kontroversen Debatte im Biederitzer Gemeinderat.