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Historie Pabsdorf entdeckt seine Geschichte(n) neu

"Das hätten wir schon viel früher machen sollen". So lautete die Bilanz vieler Pabsdorfer nach dem Erfahrungsaustausch.

Von Stephen Zechendorf 04.09.2018, 01:01

Pabsdorf l Auf den Tischen, die vor dem kleinen Feuerwehrgerätehaus aufgestellt worden waren, standen Kaffee und Kuchen. Die Kuchen waren selbst gebacken, alte Rezepte zum Teil, nicht selten von Oma an Tochter und Enkelin weitergegeben. Doch manch anderes Familienwissen wird nicht selten stiefmütterlich behandelt. Die Frage „Wie war das eigentlich damals?“ stellen die jungen Leute manchmal zu spät. Wenn sich keiner mehr erinnert oder nicht mehr erzählen kann.

Um die Geschichte und die Geschichten von Pabsdorf lebendig zu erhalten, hatten am Sonnabend die Pabsdorfer einen Nachmittag organisiert, an dem all diese Geschichten erzählt werden sollten.

Mit organisiert hatte den Tag die Pabsdorferin Sieglinde Bischoff. Sie freute sich über große Teilnahme: „Wir haben viele Einwohner von Pabsdorf, aber auch viele Gäste aus Nürnberg Berlin, Möckern und Burg und Halle.“

Es sollte um jene Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehen, als viele geflüchtete Menschen aus Südosteuropa in Pabsdorf eine neue Heimat gefunden hatten. „Diese Menschen hatten alle eine lange Odyssee hinter sich, bevor sie in Pabsdorf einen Neuanfang wagen konnten“, umriss Sieglinde Bischoff die Zeit nach 1945.

Man wolle Erinnerungen austauschen, Geschichten erzählen, und alles, was mit den Jahren in Vergessenheit geraten sei, wieder ausgraben.

Augegraben hatten die Pabsdorfer für das Treffen auch so manche alte Fotografien. So etwa eine Ansicht vom alten Kleinbahnhof „Pabsdorf - Friedensau“. Hier stiegen auch immer die Studierenden des Theologischen Seminars in Friedensau aus, erinnert sich Sieglinde Bischoff.

„Zehn Jahre ist es her, dass sich die Pabsdorfer das letzte Mal in diesem Umfang getroffen haben“, erinnert sich Andreas Fedozejew und hält als Beweis Fotos von dem Treffen hoch. Doch der Pabsdorfer hat noch mehr mitgebracht: eine Mappe mit zahlreichen Stammbäumen von Pabsdorfer Familien. Viele Familiennamen im Ort sind miteinander verwoben. Ein Name spielte hier schon seit langer Zeit eine Rolle: Schon Mitte des 18. Jahrhunderts soll die Siedlung „dem Freiherrlichen vom Hagenschen Amte Möckern“ gehört haben, lehrt es die Internetplatform „Wikipedia“. Weiter heißt es dort, dass im Jahr 1785 der Ort als ein Vorwerk im Ersten Distrikt des Jerichowschen Kreises bezeichnet und beschrieben wurde. Hier sollen bereits 1782 insgesamt 53 Einwohner gelebt haben.

Heute leben 55 Menschen in dem Ort, darunter sieben Studierende der Theologischen Hochschule Friedensau.

Bis in die Abendstunden saßen die Pabsdorfer noch zusammen und weckten die Erinnerung an alte Geschichten auf. Vieles davon wurde aufgeschrieben. In welcher Form dieses neugewonnene Wissen nun weiterverarbeitet wird, ist offen. Aber der Anfang ist gemacht und es steht fest: Die Erinnerungen an die Pabsdorfer Geschichten gehen so schnell nicht mehr verloren.