1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Burger Landrat steht allein im Ring

Politik  Burger Landrat steht allein im Ring

Burger Landrat Steffen Burchhardt steht mit seiner Ankündigung, 2021 wieder kandidieren zu wollen, ziemlich verloren im Ring.

Von Marco Hertzfeld 25.07.2018, 01:01

Burg l Ob Landrat Steffen Burchhardt (SPD) die große Ernte einfahren kann, Andrea Gottschalk hat erhebliche Zweifel daran. „Die 2014 versprochenen Verbesserungen in der Abfallentsorgung sind nicht erkennbar“, holt die CDU-Kreisvorsitzende aus. Die Bürger seien unzufrieden, Teuerungen kaum zu vermeiden. Investitionen in Straßen und Radwege sieht die Christdemokratin kaum, dabei gebe es schon jetzt beste Möglichkeiten mit Förderquoten bis zu 90 Prozent, gerade wenn es um Strecken für Pedaltreter im Jerichower Land gehe. „Dazu bedarf es jedoch gewisser konzeptioneller Grundlagen, die einfach fehlen.“

Burchhardt hat angekündigt, im Jahr 2021 wieder zur Wahl antreten und das Amt verteidigen zu wollen. „Es ist dann an der Zeit, auch die Früchte zu ernten, die gesät wurden.“ Der Sozialdemokrat will den Fokus für die Zukunft verstärkt auf den Straßen- und Radwegebau lenken. „Hierbei haben wir noch Nachholbedarf.“ Dem erklärten Ziel, in drei bis vier Jahren alle Schulen in seiner Trägerschaft baulich gut aufgestellt zu haben, komme der Landkreis immer näher. SPD-Kreisvorsitzender Kay Gericke glaubt seinen Genossen auf dem richtigen Weg, mögliche parteiinterne Konkurrenz zeige sich derzeit nicht.

Die CDU-Vorsitzende sieht weitere Baustellen. Dass der Landkreis im deutschlandweiten Ranking zu den Schlusslichtern gehöre, stimme mindestens nachdenklich. Ein Wirtschaftsmagazin ordnet das Jerichower Land auf Platz 377 von 382 ein. Einige Kriterien: Investitionen, Bevölkerung und Einkommen. Und überhaupt: Dass Burchhardt keine zusätzlichen Ansiedlungsflächen für Firmen haben wolle, sei nicht nachvollziehbar. Gottschalk: „Gerade die Bestandsunternehmen mit Entwicklungs- und Expansionsabsichten benötigen Platz.“ CDU-Kandidat Lutz-Georg Berkling hatte 2014 in der Stichwahl gegen Burchhardt deutlich den Kürzeren gezogen.

FDP-Kreisvorsitzender Allard von Arnim stellt dem Landrat ein ordentliches Zeugnis aus und sieht dennoch Kritikpunkte: „Dass der Posten eines Beigeordneten geschaffen wurde und zusätzliche Ausgaben entstehen, damit haben wir Bauchschmerzen.“ Auch könnte die Landkreisverwaltung bei der Digitalisierung von Arbeitsabläufen längst weiter sein. Trotz allem: Die Liberalen würden Burchhardts Kandidatur unterstützen. „Wir können uns derzeit aber auch vorstellen, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken.“ Von Arnim sitzt selbst nicht im Kreistag. Parteifreunde bilden mit Wählergemeinschaft und den Freien Wählern eine gemeinsame Fraktion.

Nils Rosenthal sieht Landrat Burchhardt eine bessere Figur machen als die Vorgänger. „Was mir nicht gefallen hat, sind Äußerungen zu Naturschutz und umweltrechtlichen Auflagen, wenn es um die Ausweitung von Industrie- und Gewerbegebieten geht. Die sehe ich als Bündnisgrüner naturgemäß etwas schärfer.“ Auch wünsche er sich einmal eine gelassenere Aussage zur Rückkehr des Wolfes in angestammte Reviere. Inwieweit seine Partei wie beim vergangenen Urnengang einen eigenen Bewerber nominiert, bleibe abzuwarten, sagt der Kreisvorsitzende. Die Bündnisgrünen wollen sich erst einmal auch auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr konzentrieren.

Kerstin Auerbach, Kreis-Chefin der Linken, kann im Gespräch mit der Volksstimme nicht verstehen, warum Burchhardt seinen Hut schon jetzt in den Ring geworfen hat. „Grundsätzlich sehen wir ihn durchaus professionell an seine Aufgaben herangehen, eine konstruktive Zusammenarbeit ist möglich. Momentan genießt er deshalb unser Vertrauen. Was mögliche Verbesserungen angeht, erst mal nur so viel: Im Personalmanagement sehe ich etliche Reserven.“ Genauer wird die Kreisvorsitzende nicht. Für die eigene Kandidatendiskussion der Linkspartei im Jerichower Land sei es zu früh. „Da fließt noch einiges Wasser die Elbe herunter.“

Gordon Köhler, Kreisvorsitzender der AfD, will erkennen können, warum sich Burchhardt bereits festgelegt hat: „Es ist eine richtige persönliche Entscheidung angesichts der Entwicklung der SPD.“ Spekulationen, der Landrat könnte sich um ein Landtagsmandat bewerben, hätten damit wohl ein Ende. Ein Zeugnis will Köhler Burchhardt nicht ausstellen. „Wir sind nicht im Kreistag vertreten und wollen 2019 hinein. Angesichtes der demografischen Entwicklung muss es eine kommunale Familienpolitik geben.“ Wie genau die aussehen soll, lässt er offen. Die Debatte, ob seine Partei wie bei der Bürgermeisterwahl in Genthin auch für die Landratswahl 2021 einen Kandidaten aufstellt, beginne erst.

Für CDU-Chefin Gottschalk steht fest: „Natürlich treten wir als Volkspartei mit einem Kandidaten an.“ Es gebe durchaus geeignete Frauen und Männern in den Reihen der Christdemokraten. Namen nennt sie nicht. Ihr Augenmerk gelte dieser Tage der Haushaltsdiskussion: „Bleibt abzuwarten, ob eine mögliche Erhöhung der Kreisumlage als einzig probates Mittel angesehen wird, den Ausgleich hinzubekommen.“