150 Teilnehmer treffen in Gommern auf einige der weltbesten Taubenzüchter aus verschiedenen Nationen Prüfende Blicke und Tipps von den Profis
Rund 150 Anhänger der Taubenzucht versammelten sich am Sonnabend in der Gommeraner Mehrzweckhalle. Die Mitglieder der beiden örtlichen Taubenzuchtvereine hatten zum zweiten Mal ein internationales Züchtertreffen organisiert.
Gommern l Während auf dem Podium der Mehrzweckhalle in Gommern renommierte Taubenzüchter Platz genommen hatten und vor den rund 150 Anwesenden Themen der Zucht erörterten, sah sich John van der Maaden die ausgestellten Tauben an. Der stämmige 40-Jährige war einer von zwölf Holländern, welche die Mitglieder der beiden Taubenzuchtvereine "Nur kein Neid" und "Heimkehr" Gommern anlässlich des internationalen Züchtertreffens besuchten. Er wisse ja, worüber sie reden, erzählte er. Er wolle sich lieber die Tauben ansehen, welche es nachher zu ersteigern gebe. Fachkundig nahm er die einzelnen Vögel aus den Käfigen, befühlte sie, sah sie sich genau an. Es sei schwer, sich einen guten Vogel auszusuchen, sagte er. Schließlich könne man nicht in das Tier hineinsehen. Zwar geben Abstammung und der Name der Züchters Hinweise, aber "ob das Tier gut brütet und gute Nachkommen bringt", das könne man eben nicht sehen. Es bleibe auch eine Bauchentscheidung. Ein bisschen, sagte er und schmunzelte, sei es wie bei Frauen. "Wenn du eine Gruppe von 20 schönen Frauen siehst, dann ist darunter manchmal eine, die ist magisch,besonders eben, ohne dass du das erklären kannst. Aber die ist es dann", erklärte er.
Willi van Beers aus Köln sagte später: "Es gibt eigentlich keine schlechten Tauben mehr." Die meisten seien tolle Tiere und weil es immer weniger Züchter gebe, könne man schon für unter hundert Euro gute Tiere bekommen. Prüfend streichelte er das Tier von Detlef Fischer, welches er für 70 Euro bei der Auktion erstanden hatte. "Schöne Taube", merkte er an. Van Beers Wort hat Gewicht. Dabei war der Kölner einer der wenigen in der Mehrzweckhalle, der selbst keine Tauben besitzt. Doch er kümmert sich um die Bestände anderer Züchter. Damit verdient er sein Geld. Zahlreiche Preise hat er gewonnen.
Die 600 Euro, welche die teuerste Taube am Sonnabend für die Deckung der Kosten für das Treffen einspielte, brachten den erfahrenen Züchter nicht aus der Ruhe. Einst verkaufte er ein Tier für 228 000 Dollar. "Ja, das war ein Ding", sagte er und lacht.
Er finde, dass die Taubenzüchter zu Unrecht einen schlechten Ruf haben. "Für eine Zucht braucht es ein Grundstück, da geht es schon los. Die meisten Taubenzüchter gehören zum gehobenen Mittelstand", weiß er. Sowie Elektroniker Hardy Krüger, der auch gern der Einladung nach Gommern gefolgt ist. Er ist das Wunderkind der Taubenzüchter. 1992 wurde er beim Taubenrennen zum ersten Mal Deutscher Meister. Damals war er 16 Jahre. Heute ist er 38 und unverändert an der Spitze in Deutschland, gewinnt zahlreiche Rennen. Er erzählte, dass es damals natürlich Glück gewesen sei, "vier, fünf Tauben zu haben, die sensationell gut waren." Die beste habe er Carl Lewis genannt. Noch heute seien die Gene des Champions in fast allen seinen Tieren enthalten. Das Niveau zu halten sei dann doch keine Glückssache, sondern sehr viel Arbeit und das richtige Händchen. "Offenbar habe ich eins", sagte er.
Neben van Beers und Krüger zählten Finn Kornbeck und Paul McBurnie aus Dänemark, sowie Ton Wolvers und Peter Sebel aus den Niederlanden zu den bekanntesten Taubenzüchtern.
Mitorganisator Axel Wolf vom Verein Heimkehr Gommern war am Ende der Veranstaltung zufrieden. Es freue ihn, dass der Zuspruch so groß gewesen sei. "150 Besucher ist für unser Hobby schon sehr viel. Damit hatten wir nicht gerechnet." Diese kamen aus allen Teilen des Bundeslandes, Herbert Hack sogar aus Franken. "Es war ein guter Anlass, die Gommeraner Freunde zu besuchen", erklärte er.