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Rettungsleitstelle Zu Weihnachten 800-mal gefragt

Die Leitstelle des Jerichower Landes gilt als die modernste in ganz Sachsen-Anhalt. Etwa 800-mal war sie zu Weihnachten gefragt.

Von Andreas Mangiras 27.12.2017, 00:01

Burg l „Ein Rettungsfahrzeug ist unterwegs, bringt einen Patienten ins Krankenhaus nach Burg.“ Alexander Lange (26) hat an seinem Arbeitsplatz in der Leitstelle des Jerichower Landes an diesem späten Heiligabend-Vormittag den Überblick über Einsätze von Feuerwehren, Rettungsdienst oder Rettungshubschraubern. Es ist alles ruhig – im Moment.

Lange gehört erst seit Mitte Oktober zum zwölfköpfigen Leitstellen-Team in Burg, das unter Leitung des Möckeraner Wehrleiters Meik Schulz steht. Lange ist Feuerwehrmann und Rettungsassistent, hat sich im Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge zum Gruppenführer weitergebildet. Erst dann hat man die Befähigung, als Disponent in einer Leitstelle zu arbeiten. Lange ist aus der Leitstelle aus dem Salzlandkreis ins Jerichower Land gewechselt. „Ein großer Unterschied, das ist alles viel moderner“, sagt er.

Das kann Martin Winkler (47) bestätigen. Der Neuenklitscher hat mit Lange zusammen Dienst. Der Chef der Ortswehr Neuenklitsche arbeitet bereits seit 2001 in der Leitstelle. „Da habe ich schon drei Umzüge mitgemacht.“ Und einige Großeinsätze wie die Hochwasserfluten 2002 oder 2013, Stürme wie Kyrill 2007 oder Xaver in diesem Jahr.

„Früher haben wir noch dicke Einsatzbücher ausgefüllt – mit der Hand. Heute läuft alles elektronisch in einem vernetzten System. Das geht hin bis zu i-Call“, erläutert Winkler. Im Notfall kann damit der Standort eines Handyanrufers ermittelt werden. Hochaktuelles Kartenmaterial unterstützt, Einsatzkräfte punktgenau an den Einsatzort zu bringen. Das entscheidet unter Umständen über Leben und Tod. Oder dass Schäden geringer ausfallen, weil Rettungsdienste und Feuerwehren schneller vor Ort sind. „Das ist zum Beispiel immer wieder auf der Autobahn nötig“, erläutert Winkler. „Wer da in Not gerät, weiß doch oft nicht genau, wo er ist.“

Rund 3,5 Millionen Euro hat der Kreis in die Ausstattung der vor knapp zwei Jahren neu errichteten Leitstelle investiert. Sie gilt als die modernste in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben von Kreisvorstand Bernd Girke ist sie die einzige im Land, die nach höchstem EU-Standard aufgestellt ist.

Die Leitstelle gilt als Herz des Hilfs- und Rettungssystems im Kreis. Damit sie nicht ausfällt, gibt es Batterien, die bei Stromausfall stundenlang versorgen können, und ein Notstromaggregat, erläutert Girke. Auch die komplette Server-Landschaft gibt es doppelt – für den Fall der Fälle.

Allein am ersten Weihnachtsfeiertag, 6 Uhr, bis nächsten Morgen, 6 Uhr, klingelt der Notruf 389-mal. Das sind 16 Anrufe pro Stunde. Stress pur für die beiden Disponenten. Es gibt 41 Rettungsdiensteinsätze. Zweimal sind Feuerwehren gefragt. Um die 800 Anrufe laufen über das Weihnachtswochenende in der Leitstelle auf. Im Jahr kommen hier um die 70000 bis 80.000 Anrufe zusammen.

Eine Minute Zeit hat ein Disponent in der Leitstelle, um einen Anruf anzunehmen, zu erkunden, worum es geht. Das ist so knapp bemessen, damit Rettungsdienst und Feuerwehren ihre vorgeschriebenen Fristen von zwölf Minuten, bis sie am Einsatzort sein sollen, schaffen. „Seit wir auf acht Rettungswachen aufgestockt haben, schaffen wir das mit unseren 91 Feuerwehren und den DRK-Kräften“, erklärt Bernd Girke. „Nur bei der Autobahn schaffen wir es nicht.“

„Es war ein normaler Weihnachtsdienst“, sagt Martin Winkler am Dienstag. Um 18 Uhr hat er Feierabend, nach vier Schichten seit Sonnabend.