Rettungswache Notfälle in der Silvesternacht
Notfallsanitäter retten Feiernde, wenn etwas schief geht. Ein Blick hinter die Kulissen der Silvesternacht in der Gommeraner Rettungswache.
Gommern (tsc) l Punkt 7 Uhr in der Früh treten drei Notfallsanitäter und eine Notfallärztin der Gommeraner Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes ihren 24-Stunden-Dienst an. Es ist kein normaler Tag. Es ist Donnerstag, der 31. Dezember – Silvester.
„Silvester ist schon ein besonderer Dienst“, sagt David Friedrich, Leiter der Rettungswache. Der Dienst wird genauso akribisch vorbereitet, übergeben und durchgeführt wie jeder andere auch - doch es kommt noch etwas hinzu. „Im Vorfeld schauen wir natürlich, wer Silvester Dienst hat und sprechen uns ab, was wir zum Jahresabschluss essen werden“, sagt David Friedrich. „Ja, das Essen zu Silvester ist schon wichtig“, lacht er. „Wir versuchen, es uns schon ein bisschen gemütlicher als bei einem normalen Dienst zu machen.“
Auf Vorschlag von Notfallärztin Dr. Gesine Steinig soll es in diesem Jahr Asiatisch sein. „Wenn es die Zeit zulässt, bereiten wir es gemeinsam zu und werden gegen 19 Uhr essen“, hofft David Friedrich am frühen Nachmittag noch. Daraus wird nichts. Punkt 19 Uhr geht sein Pieper. Einsatz.
Das Essen zu Silvester ist das eine, die möglichen Einsätze das andere. „Man macht sich schon Gedanken darüber, was einen erwarten wird, hofft aber, dass es ein ruhiger Abend wird. Gerade zu Silvester gibt es da leider die eine oder andere Horrorgeschichte aus den vergangenen Jahren und Ereignisse, die geprägt haben“, wird David Friedrich nachdenklich. Viel genauer möchte er nicht werden. Datenschutz. Patientenschutz. Schweigepflicht.
Was Einsätze zu Silvester so schwierig macht, sind die Begleitumstände. „Wir müssen extrem aufpassen, da aufgrund der Knallerei allerhand auf den Straßen liegt, dem wir ausweichen müssen – abgebrannte Raketen, Flaschen, Böllerbatterien. Außerdem sind auch viele Leute auf den Straßen, und wir kommen dann mit unserem Einsatzwagen um die Ecke. Da muss man schon aufpassen. Mal sehen, wie es heute wird“, hofft er, dass alles glatt läuft.
Gerade in diesem Jahr lag die Vermutung nahe, dass es ein ruhigerer Dienst werden könnte, immerhin war der Verkauf von Feuerwerk verboten, was David Friedrich befürwortet. „Die Krankenhäuser sind derzeit eh schon alle an ihren Kapazitätsgrenzen, bis zu 96 Prozent ausgelastet. Wenn dann zu Silvester noch weitere Verletzte hinzukommen, kommen sie ganz schön ins Rudern. Jeder Verletzte ist einer zu viel.“
Und war der diesjährige Silvesterdienst ruhiger? „Nicht wirklich“, sagt David Friedrich. „Die Nacht war relativ ereignisreich. Bis zwei, halb drei, waren wir alle in regelmäßigen Abständen unterwegs. Morgens um 6 Uhr dann nochmal ein Einsatz“, fasst er zusammen.
Die Rettungseinsätze in der Silvesternacht standen überwiegend mit häuslichen Unfällen im Zusammenhang. „Leute, die von der Leiter gefallen sind, chirurgische Notfälle – so etwas in der Art. Es waren vor allem allgemeine Sachen, die immer passieren können“, berichtet er. Verletzungen, die aufgrund von Knallerei entstanden sind, gab es im Gommeraner Raum keine. „‚Zustand nach Silvester‘, wie man so schön sagt, hatten wir aber auch“, verklausuliert er Einsätze wegen übermäßigem Alkoholkonsum.
„Insgesamt waren es neun Einsätze – mehr als sonst zu Silvester“, konstatiert David Friedrich. Das hätte man so vielleicht nicht gedacht. Um 7 Uhr ging es in den verdienten Feierabend.