1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Bibliothek in Burg wird zum Zankapfel

Schließung Bibliothek in Burg wird zum Zankapfel

Der Bibliotheksbeirat in Burg sorgt sich um die Bibliothek. Nach ständiger Schließung des Hauses wird sogar das Ende befürchtet.

Von Mario Kraus 18.06.2020, 01:01

Burg l Schon ein erster Brief von Dorothea Iser und Roland Stauf vor zwei Wochen sorgte für Aufsehen. Kritisiert wurde darin, dass sich kein Vertreter der Stadt an der Aktion „Eine Rose für den Dichter“ auf dem Burger Ostfriedhof beteiligt habe, um an Brigitte Reimann und Otto Bernhard Wendler zu erinnern, und die Stadtbibliothek im Gegensatz zu Einrichtungen anderer Kommunen noch immer geschlossen ist. Die Stadt war schockiert über diese Zeilen und verwies unter anderem auf das komplizierte Hygienekonzept für eines der ältesten Häuser Burgs, das aktuell erarbeitet werde. Die Bibliothek wird am 1. Juli wieder geöffnet, teilte Pressesprecher Bernhard Ruth in diesem Zusammenhang mit.

Iser und Stauf präzisierten ihren Brief noch einmal und verweisen darauf, dass sie als Bibliotheksbeiräte ihre Sorgen äußern. Zwar werde das persönliche Engagement des Bürgermeisters im Sinne von Brigitte Reimann geschätzt, allerdings befürchten beide das Ende der kommunalen Einrichtung. Sie schreiben: „Dass wir Grund zur Annahme haben, die Verwaltung möchte die Bibliothek schließen, liegt auf der Hand, nachdem dies seit Jahren von einflussreichen Leuten gefordert wird und nachdem wir im Stadthaushalt ein nicht unwesentliches Defizit zu verzeichnen haben, das durch die Corona-Situation weiter anwachsen wird und wodurch Einsparungen unerlässlich sein werden.“

Der Satz dürfte die Wogen nicht glätten. Im Gegenteil. „Es gab und gibt zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise eine Idee oder einen Vorschlag, die Bibliothek zu schließen“, versichert Ruth. „Das ist niemals Ziel der Stadt. Wir haben nicht junge Verwaltungsfach-angestellte mit der entsprechenden Fachrichtung Medien ausgebildet, um das Haus dann nicht mehr weiter zu führen.“

Von einer Schließung will auch die Vorsitzende des Kultur-, Sozial- und Tourismusausschusses, Kerstin Auerbach, nichts wissen. „Die Aussage ist besorgniserregend und muss diskutiert werden“, teilt die Linke-Politikern auf Nachfrage mit. Ihr seien solche Absichten nicht bekannt. „Die Öffnung finde ich allerdings auch zu spät“, so die Linke-Stadträtin.

Fakt ist: Im Fokus der Diskussion steht die Bibliothek seit Längerem. Nicht wegen einer möglichen Schließung, sondern der Tatsache, dass dort mittlerweile sieben Mitarbeiter beschäftigt sind. Vor allem die CDU/FDP-Fraktion hatte in den vergangenen Jahren im Zuge der Haushaltsdiskussionen immer wieder Änderungen angemahnt. Auch in den Beratungen für den Etat 2020 mussten sowohl Fachbereichsleiter Ringo Schieck als auch der Bürgermeister stets Nachfragen zur Personalsituation in der Einrichtung beantworten. „Wir werden Anpassungen vornehmen“, sagte Rehbaum noch auf der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses. Zu einer möglichen Zahl der Beschäftigten wollte sich Ruth nicht äußern. Nach Recherchen der Volksstimme sollen in Zukunft vier Mitarbeiter in dem Haus arbeiten. Beschlossen ist auch, dass die Bibliothek in den neuen Fachbereich Kultur/Tourismus eingegliedert wird. Hier sieht die Stadt weitere Synergieeffekte – auch personell. Der Zeitpunkt stehe noch nicht fest.

Unterdessen wurde auch die neue Nutzungsordnung für die Stadtbibliothek beschlossen. Sie enthält unter anderem die Einrichtung eines WLAN-Zuganges und freies Internet für die Besucher sowie die Möglichkeit neuer Medienformen. Mit den Eintritt in den Onleiheverbund soll die Bibliothek auch so genannte e-Medien anbieten. Moderat angezogen wurden zudem die Gebühren, wobei sich die Stadt nach eigenen Angaben an Orten wie Magdeburg, Wittenberg oder an der Stadt- und Kreisbibliothek „Edlef Köppen“ in Genthin orientiert hat. So steigt die Jahresgebühr beispielsweise von zehn auf zwölf Euro, Kinder bis 13 Jahre zahlen jetzt fünf statt drei Euro pro Jahr. Die einmalige Nutzung, beispielsweise für Recherche oder Informationen, ist dagegen kostenfrei, davor waren zwei Euro fällig.

Die Bibliothek hat rund 1600 angemeldete Kunden. Im Jahr 2018 zählte sie mehr als 4600 Nutzer. Hierzu gehören nicht nur Kunden (mit Ausleihe), sondern auch Besucher (ohne Ausleihe, Medienrecherche, Lesen). 2019 wurden 105 Veranstaltungen mit rund 2300 Teilnehmern durchgeführt.