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Diesterweg-Schule Schulleiter Faßl verabschiedet sich

28 Jahre leitete Wolfgang Faßl die Sekundarschule „Adolph Diesterweg“ in Burg. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Von Sarah Jungclaus 31.01.2016, 10:41

Burg l Jetzt ist der Tag gekommen: Mit einem dicken Kloß im Hals verabschiedet sich Wolfgang Faßl von seiner Schule. Alle 250 Schüler, die Kollegen und Elternvertreter sind gekommen, um ihm Tschüss zu sagen. „Macht es gut und bleibt gesund! Ich bin dann mal weg. Tschüss“, sagt er sichtlich gerührt.

Seit 1988 ist Faßl Schulleiter der „Diesterweg“-Sekundarschule – und hat dort jede Menge Spuren hinterlassen. Ihm ist es zum Beispiel zu verdanken, dass aus dem 100 Jahre alten Gebäude eine moderne Schule geworden ist. Er sorgte dafür, dass das Haus ein neues Dach und neue Fenster bekam und dass die Wände bunt gestrichen wurden. „Es soll schließlich Freude machen, zur Schule zu gehen“, sagt Faßl. „In ein schönes Gebäude, das Fröhlichkeit ausstrahlt, kommen die Schüler einfach lieber. So klappt auch das Lernen besser.“

Wenn er über seine Schule erzählt, merkt man, dass Faßl Lehrer mit Leib und Seele war. Kaum vorstellbar, dass der 65-Jährige ursprünglich einen anderen Beruf im Auge hatte. Als Jugendlicher träumte er davon, Filmregie zu studieren. Auf den Lehrerberuf brachte ihn schließlich sein Vater, der selbst Grundschullehrer war. „Er war immer ein Vorbild für mich“, erzählt Faßl. „So kam es dazu, dass ich in Leipzig Deutsch und Französisch auf Lehramt studiert habe.“

Besonders gerne erinnert sich der Französisch-Lehrer an die Studienfahrten nach Paris. Zehn Jahre in Folge fuhr er mit 50 Schülern aus den neunten Klassen in die französische Hauptstadt. Eine Woche lang erprobten die Schüler dort ihre Französischkenntnisse und erkundeten die Stadt. „Diese Fahrten waren für mich der absolute Höhepunkt“, erzählt Faßl strahlend.

Wenn er heute noch einmal die Wahl hätte, würde er sich sofort wieder für den Lehrerberuf entscheiden. Aber er sagt auch, dass sich im Laufe der Zeit an den Schulen viel verändert habe. Vor allem sei der Druck auf die Schüler gewachsen. Die hohen Ansprüche einiger Eltern würden es den Schülern heute schwerer machen, die Erwartungen zu erfüllen.

Für Faßl ist eine Eins im Zeugnis aber weniger wichtig. Sein Hauptziel war es immer, seine Schüler zu ehrlichen, zuverlässigen und fairen Menschen zu erziehen. Dafür hat er bei den Jugendlichen einen Stein im Brett. Ihnen fällt der Abschied von ihrem Schulleiter sichtlich schwer. Als sie das Abschiedslied für ihn anstimmen, verdrückt nicht nur Faßl ein Tränchen.

Auch das Lehrerkollegium wird Faßl vermissen. „Genieß die freie Zeit – und komm uns bitte mal besuchen“, sagt Heike Stolze zu ihm. Die Lehrerin und der Schulleiter haben 31 Jahre zusammengearbeitet.

„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Faßl. Die Schule werde ihm fehlen, er freue sich aber auch sehr auf den neuen Lebensabschnitt. Für den hat er einen Liegestuhl mit der Aufschrift „Altersruhesitz“ geschenkt bekommen. Aber die Füße hochlegen möchte er auf keinen Fall. Stattdessen möchte er noch viel unternehmen. Zuerst steht der Besuch des Musicals „Ich war noch niemals in New York“ auf seinem Ruhestand-Stundenplan.

Und wer weiß, vielleicht reist er ja tatsächlich noch nach Amerika. Die Zeit dafür hat er ja jetzt.