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Sprachkurse Schritt für Schritt Deutsch lernen

Im sanierten Bahnhofsgebäude in Burg gibt es Integrations- und Sprachkurse - mit Kinderbetreuung. Das Projekt ist ein Erfolg.

Von Mario Kraus 23.11.2018, 00:01

Burg l 15 Frauen sitzen im Klassenraum und haben Spaß am Unterricht. Ganz langsam geht es darum, aus Wörtern kurze Sätze zu bilden und diese aufzuschreiben. „Der Quark ist kalt“, steht im Lehrbuch. Oder „Die Butter ist gut“. Zugegeben: Der Alphabetisierungskurs ist für die Frauen aus Sysrien, Iran oder Eritrea kein Kinderspiel, aber Schritt für Schritt tasten sie sich an die deutsche Sprache heran. „Der Bedarf dafür ist vorhanden. Es müssen oftmals nur einige persönliche Hürden überwunden werden“, sagt Elena Herrmann, Geschäftsführerin der ePlan consult GmbH, die jetzt auch in Burg präsent ist und für ihr Bildungsangebot das Bahnhofsgebäude nutzt. „Ein idealer Ort, weil das Haus für die Teilnehmer gut erreichbar ist“, begründet sie die Wahl.

Und während die Geschäftsführerin die Räume vorstellt, geht es im hinteren Teil der Etage sogar lebhaft zu. Im Spielraum kommen die Kinder auf ihre Kosten. Ein paar Bälle werden hin und her geschoben. Langeweile gibt es nicht. Das Konzept des Bildungsträgers erschließt sich so recht schnell: Während die Mütter Deutsch lernen und dafür ihre Ruhe haben sollen, werden die Kleinen pädagogisch betreut und auf diese Weise allmählich auch an die deutsche Sprache herangeführt, quasi als Vorschulkinder. „Besser kann es gar nicht gehen. Denn die Kleinen lernen ja besonders schnell“, sagt Candy Kaczmarek, Bereichsleiterin im Job-Center Jerichower Land. Dies sei ein gutes Beispiel von Integration, die auch vom Staat gefördert werde.

„Vor allem, weil ein hohes Maß an sozialpädagogischer Betreuung dahinter steht“, begründet Kaczmarek. Das natürlich im Vorfeld solcher Kurse viele Einzelgespräche notwendig gewesen seien und auch die Männer daran aktiv beteiligt waren, gehöre auch dazu. Doch der Erfolg lasse nicht lange auf sich warten: Nach und nach lernen die Frauen in freundlicher Atmos-phäre und ohne Druck mit der Sprache auch Zusammenhänge im Alltag kennen.

Auch das Projekt ABBI Fördercenter Betrieb nimmt seine Arbeit in Burg auf. Es steht für Ausbildung, Bildung, Bewerbung und Integration und dreht sich branchenspezifisch um die Vermittlung in Praktika und Arbeit. Das erfordere erheblichen Aufwand, betont Elena Herrmann. Unterstützt werden die Bildungsprojekte vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie dem Jobcenter und sind daher für die Teilnehmenden kostenlos.

Für die Stadt Burg ist diese Art der Integration mit den Alphabetisierungs- und Integrationskursen ein wichtiger Baustein, damit die Migranten dauerhaft Fuß fassen, erklärte Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD). „Es ist in unser aller Interesse, dass die Menschen die deutsche Sprache erlernen und so hier ankommen. Dass hier qualifiziertes Fachpersonal dabei hilft, ist eine wichtige Grundlage. Schließlich geht es auch darum, dass die Migranten in die Lage versetzt werden, eine Arbeit aufzunehmen.“

Da die ersten Lehrgänge gut besucht sind, könnten auch weitere Räume genutzt werden. Wobau-Geschäftsführerin Bärbel Michael als Verwalterin des Gebäudes sicherte diesbezüglich schon einmal unkomplizierte Hilfe zu. Die eplan consult GmbH hat Standorte in Magdeburg, Burg und Genthin und ist auf den Gebieten der beruflichen Beratung, Weiterbildung und Integration tätig.