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Stand Up Paddeln Stehplatz mit bester Aussicht: Stand Up Paddeln auf dem See in Niegripp

Auf die richtige Balance kommt es an. Lara Kutsch hat den neuen Modesport Stehpaddeln für die Volksstimme ausprobiert und sich am Niegripper See selbst aufs Board gewagt. Ob sie trocken wieder in die Redaktion angekommen ist?

Von Lara Kutsch Aktualisiert: 29.07.2021, 09:44
Am Anfang noch ein bisschen wackelig: Lara Kutsch beim Stand Up Paddling auf dem Niegripper See.
Am Anfang noch ein bisschen wackelig: Lara Kutsch beim Stand Up Paddling auf dem Niegripper See. Foto: Nicole Grandt

Burg - Das Wasser am Niegripper See ist spiegelglatt, unter der Oberfläche sieht man kleine Fische schwimmen. Bei strahlendem Sonnenschein herrscht Windstille, die Wetter-App zeigt bereits am Morgen 24 Grad Celsius. Zum Surfen wäre heute der falsche Tag, aber zum Stand Up Paddling, kurz SUP genannt, ist er genau richtig.

Es geht auch nicht ums Wellenreiten beim sommerlichen Stehpaddeln, sondern ums entspannte Gleiten durchs Wasser in der Natur auf einem aufblasbaren Brett, dessen Luftkammern erst einmal gefüllt werden müssen. Dann wird die Leash, das Sicherheitsband, welches man später um seinen Knöchel bindet, befestigt und unten die Finne, die wie eine kleine Haifischflosse aussieht und dem Brett Richtungsstabilität verleiht, eingesetzt. Es gibt auch Hartbretter, aber die sind schwieriger zu transportieren und bei einem Sturz unangenehmer.

Gewissenhaft schmiere ich mich mit Sonnencreme ein und klemme mir das etwa 12 Kilogramm schwere Board und das Paddel unter den Arm, um ans Ufer zu marschieren. Gar nicht so einfach, erste Balanceschwierigkeiten melden sich jetzt schon. Sobald das Brett aber im Wasser liegt, scheint alles sofort viel leichter. Mit den Händen stütze ich mich auf das Brett und hebe ein Knie nach dem anderen darauf, um erst einmal ein Gefühl für den beweglichen Untergrund zu bekommen. Dann paddle ich in dieser knienden Position langsam los. Willkommen an Board. Ein wenig fühle ich mich wie Pocahontas im Jerichower Land.

„Und jetzt aufstehen“, motiviert mich meine Kollegin, die an Land steht. Ein Bein nach dem anderen, die Hände am vorne abgelegten Paddel. Die Knie zittern leicht, das Brett schwankt. Aber dann stehe ich tatsächlich oben. Auf das Luftkissenbrett stellt man sich nicht im Ausfallschritt, wie auf ein Skate- oder Snowboard. Die Füße müssen parallel zueinander stehen, möglichst in der Mitte.

Begeistert über das schnelle Erfolgserlebnis steche ich mit dem Paddel, weit nach vorne und senkrecht, ins Wasser. Die Knie sind locker, um das Gleichgewicht ausbalancieren zu können. Der Rest des Körpers ist fest und angespannt. Ich fühle mich gut, im Einklang mit dem See und der Natur.

Stand Up Paddling verbindet als eine von wenigen Sportarten Aktivität mit Entspannung. Erlernen kann man das Stehpaddeln in jedem Alter, es gibt auch kleinere Kinderboards. Mitbringen braucht man, abgesehen von Brett, Paddel und Kleidung, die nass werden darf, eigentlich nur die Lust auf eine neue, spannende Erfahrung.

In Deutschland ist Stand Up Paddling heute weit verbreitet und hat vor allem in den vergangenen zwei Jahren einen Aufschwung erlebt. Die passende Ausrüstung für das private und flexible Paddeln ist mittlerweile überall im Internet oder sogar in Discountern erhältlich.

Ursprünglich geht der Sport auf polynesische Fischer zurück, die sich auf selbstgebauten Brettern stehend vor Tahiti auf dem Meer fortbewegten. Insbesondere sind in Asien noch heute Ein-Mann-Bambusflöße im Einsatz, bei denen im Stehen neben Stangen auch Paddel eingesetzt werden. Auf Hawaii, dem Ort, wo das Surfen erfunden wurde, war SUPen angeblich der Sport des Königs. Nur Auserwählte durften sich außer ihm stehend fortbewegen.

Und königlich fühlt sich Stand Up Paddling auch an diesem Vormittag auf dem Niegripper See an, wenn die Sonnenstrahlen sanft auf dem Wasser glitzern, man beim Paddeln von den Vögeln am beschilften Ufer beobachtet wird und jede Bewegung ein leises Plätschern verursacht.

Wer sich selbst einmal beim Stand Up Paddling ausprobieren und nicht gleich ein eigenes Brett kaufen möchte, hat die Möglichkeit, Board und Paddel an verschiedenen Gewässern in der Umgebung zu leihen. Neben dem Niegripper See ist das Leihen zum Beispiel auch in Parey auf Kühns Loch über „Dein Lieblingsplatz“ möglich. Stand Up Board und Paddel kosten sieben Euro pro Stunde, für den ganzen Tag zahlen Wassersportler 35 Euro. Kurse für Anfänger als ersten Einstieg oder für neugierige Fortgeschrittene sowie verschiedene Touren bietet beispielsweise „Biber SUP“ in Magdeburg auf der Elbe an.

Letztendlich bin ich überglücklich und trocken wieder im Redaktionsgebäude der Volksstimme angekommen. Der totale Sprung ins kalte Wasser blieb aus. Und ganz bestimmt war es nicht das letzte Mal, dass man mich auf einem Stand Up Paddling Board übers Wasser gleiten sieht.