Landesverwaltungsamt lädt Einwender gegen Vorhaben in Kleindemsin zum Erörterungstermin Straathof-Erweiterung: Verkehrssituation und Lärmquellen werden erneut überprüft
135 Einwender haben ihre Bedenken gegen die Erweiterung der Schweineaufzucht-Anlage in Kleindemsin an das Landesverwaltungsamt geschickt. Gestern fand ein Erörterungstermin dazu statt.
Kleinwusterwitz/Kleindemsin l Vier Vertreter des Landesverwaltungsamtes, das über die Genehmigung der Erweiterung der Ferkelaufzucht-Anlage entscheidet, und sieben Vertreter des Investors saßen gut 20 Einwohner der betroffenen Orte und Vertreter der Verwaltung der Stadt Jerichow gegenüber. Für Betroffene sei der Termin der Erörterung an einem Arbeitstag um 10 Uhr ungünstig gewählt, fand Joachim Schafföner, der sich mit mehreren Bedenken gegen die Erweiterung positioniert hatte.
Beantragt ist eine Erweiterung der Ferkelaufzucht, die, würde man die Jungtiere auf ausgewachsene Schweine umrechnen, eine Verdopplung der Tierplätze bedeute, erklärte Dietmar Freihube, der im Landesverwaltungsamt mit der Prüfung der Luftreinhaltung betraut ist. "Wir sprechen hier von einer erheblichen Erweiterung an einem problematischen Standort." Im Land Sachsen-Anhalt wird bei solchen Vorhaben von der Genehmigungsbehörde eine Abluftreinigung gefordert, die vom Bundesgesetzgeber nicht Pflicht ist.
Der Investor, die Straathof-Holding, die in Gladau ihren Sitz hat, verspricht mit der vorgesehenen Anlage eine Verminderung der Geruchsbelästigung für die Anwohner. 70 Prozent des Ammoniaks sollen durch den Wäscher herausgefiltert werden, ebensoviel Geruchsstoffe allgemein. "Es wird nach der Erweiterung weniger riechen als jetzt", versprach Dr. Annette Hofele, deren Planungsbüro in Berlin die Gutachten und Planungen für Straathofs Antrag erarbeitet hatte.
Das konnten die Einwohner nur schwer glauben. "Es stinkt so sehr, dass man die Fenster nicht aufmachen kann", sagte Angelika Bennewitz, die vor elf Jahren von Berlin nach Kleindemsin gezogen war, "weil ich Ruhe und Erholung wollte". Damit sei es vorbei. Einer ihrer Mieter sei ausgezogen, die Häuser im Dorf verlieren an Wert, ist sie sich sicher. "Ihre Sorgen liegen uns am Herzen. Ein möglicher Werteverlust der Grundstücke ist allerdings nicht Bestandteil des Prüfrahmens für diesen Antrag", erklärte Marcus Knorr. Die Potsdamer Kanzlei des Rechtsanwaltes vertritt die Straathof-Holding seit mehreren Jahren.
Mit dem Thema Geruch war der Streitpunkt Gülle verbunden. "Wo geht die Gülle hin, wo sind die Flächen, auf denen sie ausgebracht wird", wollte Bianka Pfennigwerth aus Kleinwusterwitz wissen. "Mit 1435 Hektar hält das zuständige Amt die Verwertungsflächen der sechs Betriebe, die mit dem Antragsteller Verträge geschlossen hat, für ausreichend", erklärte Gabriela Rösler, die im Landesverwaltungsamt das Genehmigungsverfahren betreut. "Über die ordnungsgemäße Ausbringen befinden wir nicht", machte sie auf Nachfrage die Grenzen des Verfahrens deutlich. Das sei Sache der zuständigen Kontrollbehörde, die wiederum beim Landkreis sei.
Beschwerden der Anwohner über die bereits bestehende Lärmbelästigung sowie über den Zustand der Zufahrtswege will das Landesverwaltungsamt erneut prüfen, erklärte Referentin Marita Rienecker, die den Erörterungstermin leitete. Joachim Schafföner hatte darauf verwiesen, dass die Straße nicht für die anstehenden Transporte, ob Tiere, Gülle oder Futter, ausgelegt sei. Zwar hatte der Baulastträger - der Landkreis - dem Landesverwaltungsamt gegenüber erklärt, keine Bedenken zu haben. Doch die Anwohner berichteten von Straßenabsenkungen.
Adrian Straathof, der während des gesamten Erörterungstermins kein Wort sagte, erklärte im Anschluss, dass er im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Verlauf sei. Allerdings teilt er die Bedenken des Werteverlustes der Häuser nicht: "Seit Jahrzehnten gibt es hier die Schweinemast und die Rinderanlage. Warum sollte die Erweiterung den Wert senken?"
Er habe vor, sieben Millionen Euro in Kleindemsin zu investieren und 20 Arbeitsplätze zu schaffen, wenn er die Genehmigung erhält. Wird diese ihm versagt, wolle er nicht in den bestehenden Standort investieren, um zum Beispiel eine bisher fehlende Abluftreinigung zu installieren. Fragen der Kleindemsiner nach seinen Streitigkeiten mit dem Landesverwaltungsamt wegen eines Standortes in der Altmark lehnte Straathofs Anwalt ab. Sie seien nicht Bestandteil des Genehmigungsverfahrens.