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Stromerzeugung Stadtrat muss über Konzepte entscheiden

Der Bauausschuss von Möckern hat den beiden Konzepten zur energetischen Nutzung von Biomasse und Freiflächen-Photovoltaikanlagen zugestimmt.

Von Stephen Zechendorf 24.02.2020, 05:00

Möckern l Wo in der Einheitsgemeinde soll es Freiflächen-PV-Anlagen geben und wo sind über das gesetzliche Maß hinaus Biogasanlagen erlaubt? Mit dieser Frage befasst sich derzeit die Stadt Möckern. Ohne die beiden hierzu zu erstellenden Gesamtkonzepte dürfte in Sachen „Bauen in Möckern“ bald gar nichts mehr genehmigt werden. Das Landesverwaltungsamt hatte die Verwaltung von Möckern aufgefordert, gesamträumliche Konzepte für Biomasse und Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu erarbeiten. Demnächst dürften solche gesamträumlichen Konzepte auch für andere Themen gefordert werden. Hintergrund ist die Tatsache, dass es nicht für alle Ortschaften der Einheitsgemeinde Möckern einen gültigen Flächennutzungsplan (FNP) gibt, der regelt, wo was gebaut werden darf. Die Erarbeitung eines solchen Gesamtflächennutzungsplanes für die ganze Einheitsgemeinde wäre aber sehr kosten- und zeitaufwändig. Stattdessen sollen deswegen die nun geforderten Gesamtkonzepte zu Einzelthemen für genehmigungsfähige Bauvorhaben sorgen.

Mit dieser Option im Hinterkopf waren beide Konzepte in den vergangenen Monaten den Ratsleuten aller Ortschaften vorgestellt worden. Nicht alle Ortschaftsräte hatten dabei ihre Zustimmung erteilt. Dennoch lagen beide Konzepte nun dem Möckeraner Bauausschuss zur Weitergabe an den Stadtrat vor. Einstimmig votierten die Ratsleute dafür, das vorliegende Konzept dem Stadtrat zur endgültigen Beschlussfassung vorzulegen.

Zu einer Änderung des geltenden Bebauungsplanes in Lübars erteilte der Ausschuss fraktionsübergreifend ebenfalls seine Zustimmung. Auch hier geht es um die bei Lübars geplante Freiflächen-PV-Anlage. Dazu soll aus landwirtschaftlich genutzter Fläche ein Sondergebiet für die PV-Energiegewinnung gemacht werden.

Die geplante PV-Anlage ist Bestandteil des Gesamtkonzeptes „Freiflächen-Photovoltaik“. Mehr noch: im Zusammenhang mit dem Genehmigungsverfahren für diese Anlage hatte das Landesverwaltungsamt erst die Forderung solcher Gesamtkonzepte gestellt.

Seit dem Jahr 2014 laufen bereits die Planungen und Anträge zu dem Projekt. Wegen geänderter Planungsunterlagen lag der Antrag nun erneut auf den Tischen von Bauausschuss und Ortschaftsrat. Geändert worden waren etwa Aussagen zum Artenschutz – wegen Luchs und Wolf – sowie geforderter Abstände zu den Munitionsbunkern des benachbarten Truppenübungsplatzes.

Am zurückliegenden Dienstag war der hier geplante Solarpark an der Bahnlinie nach Altengrabow dem Ortschaftsrat Lübars ausführlich vorgestellt worden. Die vergangenes Jahr neu gewählten Lübarser Ortschaftsräte hatten – anders als die Amtsvorgänger – nicht für das PV-Anlagen-Konzept gestimmt. Daher kamen am Dienstag mehrere Vertreter der Investorengruppe „Trianel“ nach Lübars, um das Vorhaben zu erläutern. Trianel versteht sich als „Netzwerk von Stadtwerken“ und setzt bundesweit auf Solarparks und Windparks und verweist auf einen Umsatz von 2,7 Millarden Euro im Jahr 2017.

Das Lübarser Freiflächen-Photovoltaik-Vorhaben bezieht sich auf ein Gelände entlang der Bahnstrecke Biederitz- Altengrabow, nahe der Biogasanlage der Ferkelaufzuchtanlage und Mast von Dr. Rudolf Lüdemann.

Das betroffene Areal liegt etwa 1500 Meter von der Ortschaft Lübars entfernt. Die Investoren nennen eine Produktionsleistung von acht Millionen Kilowattstunden pro Jahr, das entspreche einer Versorgung von 2000 Haushalten pro Jahr. Nach Vorstellung der Investoren soll die Anlage etwa 30 Jahre betrieben werden.

Der Investor stellt dabei in Aussicht, dass 70 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen in die Möckeraner Stadtkasse fließen werden.

Eine Beeinträchtigung durch gleißende Reflexionen der PV-Anlage sei nicht zu befürchten. Angedacht sind Pflanzmaßnahmen, die den Solarpark mittelfristig verdecken. Konflikte mit Natur- und Landschaftsschutz werden nicht gesehen. Im Gegenteil, durch die „Extensivierung“ sei eine Erholung der Fläche gegeben, heißt es in einem Exposee des Investors. Die Lübarser Ratsleute stimmten dem Projekt letztlich einstimmig zu.

Die Ortsbürgermeisterin Heidi Kison rechtfertigte die anfänglich kritische Einstellung zu den Projekten Biomasse und PV mit einer Verpflichtung den Einwohnern gegenüber.