Videoaufzeichnung könnte vor Übergriffen schützen / Gefahrenpotenzial im Kreis gering Taxifahrer einig: "Kameras sind unnötig"
Sollen Taxen zum Schutz vor Überfällen mit Kameras ausgestattet werden? In Magdeburg wird darüber diskutiert, im Jerichower Land ist es kein Thema. Grund: Eine Gefährdung liege nicht vor.
Burg/Genthin l "Videoüberwachung im Taxi? Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht", erklärt Taxiunternehmerin Monika Geßner aus Möckern auf Volksstimme-Nachfrage und stimmt damit prompt in den allgemeinen Tenor im Jerichower Land ein. Denn während in Magdeburg die Mitglieder der Taxigenossenschaft nach einem erneuten Überfall ausloten, was technisch möglich ist (Volksstimme berichtete), bleiben die Unternehmer in der hiesigen Region zurückhaltend. "Ich hatte bisher keine Probleme mit meinen Kunden", berichtet Monika Geßner, "wir haben hier einen sehr persönlichen Kontakt. Die meisten Kunden kenne ich sehr gut."
Ähnliches erzählt Christian Schenk, Taxiunternehmer in Gommern: "Ich bin seit fast 30 Jahren dabei und es ist noch nie etwas passiert. Bei uns läuft alles über Anmeldung. Wir holen dann unsere Kunden von der Gaststätte oder einer Feier ab. Und wir übernehmen zahlreiche Krankentransporte." Man kenne sich. Und man warte nie mit seinem Taxi in einer dunklen Ecke auf Kundschaft. "Deshalb spricht nichts für, aber auch nichts gegen die Überwachung. Einzig wenn es Pflicht wäre, würde ich es natürlich installieren", so Christian Schenk. Aber davon ist im Jerichower Land bislang keine Rede.
"Nein, Kameraüberwachung brauchen wir nicht", sagen auch Wilfried Köhler, Taxiunternehmer aus Parey, und Torsten Syring, Taxifahrer aus Genthin. "Das ist kein Thema für uns. Wir leben hauptsächlich von Krankentransporten und fahren ältere Menschen", erklärt Torsten Syring. "Und am Wochenende werden wir meist von unserer Stammkundschaft angefordert." Für Großstädte wie Magdeburg sei die Überwachung sicherlich angebracht. "Dort ist ja fast jeder Kunde ein Fremder. Aber bei uns?", gibt der Genthiner zu bedenken.
Die Statistik gibt den Unternehmern im Kreis Recht. "Uns ist aus den vergangenen Jahren kein Überfall auf Taxen bekannt", erklärt Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch auf Volksstimme-Nachfrage.
Und auch Frank Geßner, Sprecher des Landkreisverbandes der Taxiunternehmen, sagt: "Die Gefährdung ist hier nicht so hoch." Er erklärt aber auch, "dass die Investitionen gewaltig wären. Bei unseren Tarifen, die wir im Jerichower Land haben, wäre die Installation eine sehr große Belastung für die Firmen."
Nicht zu unterschätzen sei auch die Reaktion der Kunden. Manch ein Fahrgast würde sich vielleicht scheuen, mit einem videoüberwachten Taxi zu reisen.
Ähnliche Gedanken äußerte auch Monika Geßner: "Für einige Kunden wäre es sicherlich sehr unangenehm."
Einzig die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) steht der Überwachung durch Videoaufzeichnung positiv gegenüber. "In einigen Bussen wäre dies durchaus angebracht, insbesondere dort, wo es keine Busbegleiter gibt", erklärt Geschäftsführerin Jutta Frömmrich. Etwa 20 von 75 Busse seine davon betroffen. Allerdings seien diese präventiven Maßnahmen viel zu teuer. "Pro Bus würden sie etwa 4000 Euro kosten", rechnet die NJL-Chefin vor.
Hinzu kämen die strengen Richtlinien des Datenschutzes. "Erst muss ein Datenschutzbeauftragter befragt werden, dann muss innerhalb weniger Stunden nach Aufzeichnung das Material wieder gelöscht werden", so Jutta Frömmrich. Das könne die NJL derzeit nicht leisten.
Unterdessen warnt auch Dr. Harald von Bose, Landesbeauftragter für Datenschutz: "Videoaufzeichnungen in Taxen und Bussen mögen abschreckend wirken, sind aber kein Allheilmittel gegen Übergriffe. Man sollte vorher auch an Alternativen denken wie beispielsweise Notrufknöpfe."
Entscheide sich ein Taxifahrer dennoch für eine Videoinstallation, müssten zahlreiche Punkte beachtet werden. "An jeder Tür müsste ein Schild auf die Kamera hinweisen", erklärt Dr. Harald von Bose. "Zudem müssen die Bilder, sofern nichts geschehen ist, innerhalb einer festgelegten Frist gelöscht werden." Für Magdeburg würde die Möglichkeit derzeit geprüft.