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Tiere Storch hat’s immer schwerer

Die Störche haben das Jerichower Land wieder gen Süden verlassen, rund 100 Jungtiere gab es bei den Horstpaaren zu verzeichnen.

Von Thomas Pusch 18.09.2019, 01:01

Loburg l Der Storchenhof Loburg ist nicht nur ein lohnendes Ziel für Freunde des Meister Adebars, sondern ist in erster Linie eine Vogelschutzwarte, wo verletzte Vögel behandelt und möglichst bald ausgewildert werden. Der alarmierende Rückgang des Weißstorchbestandes war vor 40 Jahren Anlass zur Gründung dieser Auffangstation auf dem Grundstück der Familie Kaatz in Loburg. Zu den Aufgaben des Hofes gehört aber auch das Zählen der Störche und ihrer Jungtiere im Jerichower Land.

Die Zahlen laufen bei Tierärztin Dr. Mechthild Kaatz zusammen, die gemeinsam mit ihrem Mann, dem promovierten Agrarwissenschaftler Christoph Kaatz, den Storchen- hof gründete. „Die Zahlen sind so ähnlich wie im vergangenen Jahr“, sagte sie gegenüber der Volksstimme. Rund 60 Horstpaare seien im Landkreis zu Gast gewesen, um die 100 Jungen ausgebrütet worden.

Eine ähnliche Zahl wie im vergangenen Jahr, das klingt zunächst einmal gut. Allerdings haben die Störche arge Futterprobleme. „Durch die zahlreichen Monokulturen mit Mais und Raps finden sie kaum noch etwas“, erklärte Mechthild Kaatz. Zudem würden sie auch immer früher nach Deutschland zurückkehren. Die Ersten seien in diesem Jahr bereits im März gesichtet worden, da gebe es noch keine Regenwürmer.

Und auch der Nachwuchs will wohl genährt werden. „Pro Tag brauchen sie ein Pfund Futter“, sagte Kaatz. So würden sie innerhalb von zehn Wochen von 70 Gramm Geburtsgewicht auf 3,5 Kilo Gewicht zunehmen. „Wenn uns Kinder besuchen, erkläre ich denen, dass es so wäre, als wenn sie von der Geburt in zweieinhalb Monaten zum Elefantenbaby würden“, hatte sie einen bildhaften Vergleich parat.

Eine gute Handvoll Storchenbetreuer arbeiten Kaatz die Zahlen der Storchenpaare und des Nachwuchses aus dem Landkreisgebiet, beispielsweise aus den Bereichen Burg, Genthin und Gommern, zu. Ehrenamtlich. „Und es sind vor allem Ältere, sagte sie, und Nachrücker sind nicht in Sicht.“

Eine erstaunliche Erkenntnis hat sie im Gespräch mit der Volksstimme parat. „Die Störche sind nicht mehr so beliebt wie früher“, hat sie festgestellt. Zumindest im Osten Deutschlands sei das so, während im Westen die Beliebtheit wohl zunehme. Mecklenburg-Vorpommern, einst die storchenreichste Region Deutschlands, habe deutlich an Paaren verloren. Als Ursache dafür hat sie vor allem ästhetische Gründe ausgemacht. „Die Menschen haben jetzt neugedeckte Dächer, da gefällt es ihnen nicht, wenn die Störche Nestbaumaterialien oder Schmutz hinterlassen“.

Und dennoch ist das Interesse am Storch ungebrochen groß, Mechthild Kaatz konnte sogar eine Steigerung der Besucherzahlen auf dem Loburger Hof verzeichnen. „In diesem Jahr waren es bislang schon 12.000, das haben wir in den vergangenen Jahren nicht erreicht“, sagte sie. Nach wie vor zählen zu den Besuchern Schulklassen und andere Interessierte aus der Region, aber nicht nur.

In Mechthild Kaatz‘ handschriftlicher Länderliste tauchen neben 25 europäischen Staaten nämlich auch einige Exoten auf: Ecuador, Kanada oder Indien. Rund die Hälfte der Besucher wurde an den Wochenende und Feiertagen registriert. Dann ist auch die Storchenfreun- din der ersten Stunde im Einsatz – „Meistens jedenfalls“, meinte die Veterinärin schmunzelnd.