Rund 130 000 Euro stehen für die Kirche in Krüssau zur Verfügung / Fördermittel beantragt Umfangreiches Sanierungskonzept soll Anfang August mit dem ersten Bauabschnitt starten
An der Dorfkirche zu Krüssau werden voraussichtlich ab Anfang August Baugerüste stehen. Im Rahmen eines von Kirche, Denkmalschutz und Baufachleuten durchdachten Konzeptes soll ein umfangreiches Sanierungsprojekt beginnen. Ein erster Bauabschnitt betrifft Turm und Westgiebel.
Krüssau/Brandenstein l Vorausgegangen sind dem umfangreiche Planungen, nicht wenige Sitzungen in unterschiedlichen Gremien, so auch im Gemeindekirchenrat (GKR) Krüssau-Brandenstein, und natürlich allerhand notwendige Bürokratie. Auch Kirchenleuten ist klar, dass nicht alles vom Himmel fällt, insbesondere kein Geld. Und das braucht man für ein so anspruchsvolles Projekt.
Deshalb ist GKR-Vorsitzende Dietlind von Arnim froh, dass die Kirchengemeinde der Lokalen Aktionsgruppe "Mittlere Elbe - Fläming" (LAG) angehört. Die LAG agiert unter dem Motto "Bewährtes erhalten - Neues wagen".
Um in den Genuss der Leader-Förderung zu kommen, müssen die Projektträger schlüssige Konzepte für die Nutzung und den Nutzen der geförderten Baumaßnahmen vorlegen. Ein solches Nutzungskonzept hat die Kirchengemeinde Krüssau vor der LAG präsentieren und verteidigen müssen, und das mit Erfolg.
So hat die Kirchengemeinde daran erinnert, dass das Gotteshaus ja schon immer eine Rolle auch bei nichtkirchlichen Veranstaltungen, etwa Dorffesten, gespielt hat.
Zudem werden das Bauwerk und seine wertvolle Ausstattung im Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler/Sachsen-Anhalt ausgiebig gewürdigt. "Der Gemeindekirchenrat möchte zukünftig eine erweiterte kulturelle und touristische Nutzung möglich machen", so Dietlind von Arnim.
Generell soll sich das Gotteshaus nach Abschluss der Sanierungsarbeiten als "offene Kirche" empfehlen, die für Rad- und Kremserausflüge Ziel sein kann. Möglich werden sollen auch Lesungen, szenische, beziehungsweise Theatervorstellungen oder Filmvorführungen. Alle nichtkirchlichen Veranstaltungen müssen aber nach Form und Inhalt dem sakralen Raum und dem Umfeld des Kirchhofes angemessen sein.
Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf rund 130 000 Euro. Vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark (ALFF) werden rund 40 000 Euro, von Toto-Lotto Sachsen-Anhalt rund 20 000 Euro an Fördermitteln erwartet. Die Eigenmittel werden von der Landeskirche, dem Kirchenkreis sowie der Kirchengemeinde selbst durch Spenden aufgebracht.
Als Alleinstellungsmerkmale der Kirche zu Krüssau gelten deren Bezüge zu den Familien hervorragender Vertreter der deutschen Gelehrten-Geschichte. So hat die Otto-von-Guericke-Gesellschaft die Kirche als Ort der geplanten europaweiten Guericke-Straße eingetragen.
Zudem hat der Gemeindekirchenrat im Jahr 2007 vor der Kirche die historischen Grabstellen des Botanikers Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Ludwig Kränzlin (geboren 1847 in Loburg, gestorben 1934 in Krüssau) und des Ortspfarrers Oskar Stolle (1869 - 1938) nebst seiner Frau Mathilde, einer Tochter des Botanikers, zu Ehrengräbern umgestalten lassen.
Mit Kränzlin wird der Gründer der "Deutschen Gesellschaft für Orchideenkunde" geehrt. Kränzlin war zugleich Königlicher Oberlehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, einer der bedeutendsten Bildungseinrichtungen in Preußen.
Sowohl die Guericke-Familie mit ihrer Verbindung zu den von Arnim\'schen Kirchenstiftern als auch Prof. Kränzlin sollen in der Kirche durch Bild und Text gewürdigt werden. Das Nutzungskonzept sieht vor, diese historischen Sachverhalte überregional bekannt zu machen.
"Erste Kontakte zu Hochschulen, Forschungseinrichtungen, der Otto-von-Guericke-Gesellschaft, der Physikalischen Gesellschaft Berlin und anderen Einrichtungen sind geknüpft", so Bernhard Becker vom Gemeindekirchenrat.
Dabei soll die Einbindung der Kirche in die Kulturlandschaft des Stadtgebietes Möckern und insbesondere in das Dorf Krüssau im Vordergrund bleiben.
Vor dem Gemeindekirchenrat Krüssau-Brandenstein liegt noch jede Menge Arbeit. So müssen auch noch ein paar Spendengelder für die dann folgenden Bauabschnitte geworben werden. Auch dies ist eine Voraussetzung, um die europäische Leader-Förderung nutzen zu können. Wer helfen möchte, wende sich an die GKR-Vorsitzende Dietlind von Arnim in Brandenstein, Telefon (03 92 23) 9 20 16.