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Unternehmen Küche aus Burg kam in die Karibik

Die Firma Burger Küchen ist der größte Arbeitgeber in der Kreisstadt Burg bei Magdeburg. Das Unternehmen hat eine lange Tradition.

Von Thomas Pusch 07.09.2019, 01:01

Burg l Vor mehr als 100 Jahren fing die Geschichte des Unternehmens an, das heute mit fast 700 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Kreisstadt ist. In unmittelbarer Nähe zum Elbe-Havel-Kanal entstand mitten im Ersten Weltkrieg ein Sägewerk, in dem die ersten Burger Küchen produziert wurden. Sie gaben dem Unternehmen allerdings noch nicht seinen Namen.

Einer, der zu jener Zeit noch lange nicht dabei war, der die Geschichte des Unternehmens aber wie seine eigene erzählen kann, ist der Technische Leiter Martin Schockwitz. „In den 20er Jahren zog die Firma dann von ihrem ursprünglichen Sitz an der Marienmühle in die Martin-Luther-Straße um“, erzählte er. Dort, am westlichen Stadtrand, ist auch heute noch der Firmensitz.

In den 30er Jahren wurden auch in Burg die damals typischen Küchenbuffets produziert. Die Kunden saßen damals noch in Deutschland. 1947 wurde der Betrieb „Assmann & Sohn“ verstaatlicht, hieß nun VEB Holzverarbeitungswerk Burg. Der volkseigene Betrieb blieb erfolgreich, war jedes Jahr auf der Leipziger Messe vertreten.

Schon 1953 stieg das Unternehmen ins Exportgeschäft ein. Erste Exportländer waren die Sowjetunion und Ungarn, aber auch die im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet, wie es zu jener Zeit hieß, liegende Bundesrepublik Deutschland und die Niederlande. Für Schockwitz bildete das den Grundstein dafür, dass das Unternehmen auch nach der Wiedervereinigung eine sehr gute Rolle spielen konnte. „Es gab harte Währung und davon konnten hochwertige Maschinen angeschafft werden, die aus Westdeutschland und Italien kamen“, erklärte er. Doch es waren nicht nur die Maschinen und die Nähe zur Autobahn allein, die 1991 den Ausschlag gaben, dass die Familie Baumann aus Ostwestfalen ihre Küchenfirma Bauformat mit den Burger Küchen zusammenführte. „Ein ganz wichtiger Faktor waren auch die Menschen, die hier arbeiten“, betonte Schockwitz.

Doch bis dahin sollten noch einige Jahrzehnte vergehen und die Küche von ihrem Aussehen und ihrer Bedeutung einige Veränderungen durchmachen. Mit den Neubauten kamen in den 60er Jahren die Einbauküchen auf. Es sei wichtig gewesen, den zur Verfügung stehenden Platz optimal auszunutzen. Eines musste eine Küche genau wie in den vergangenen Jahrzehnten vor allem sein: zweckmäßig.

Rund 50 Jahre später hat die Küche einen ganz anderen Stellenwert erhalten. Nach dem Auto ist sie das Bedürfnis, für das am meisten ausgegeben wird. Und die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich. „Eine Küche ist nicht nur ein Möbelstück, dazu gehört eine ganze Planung“, sagt der Technische Leiter. So werden den Kunden allein 95 Fronten, 22 Korpusfarben und Arbeitsplatten in 45 Dekoren, verschiedene Kantenarten und Materialdicken geboten. Bei aller Modernität sieht Schockwitz auch eine Bewegung zurück zu den Wurzeln, als die Küche nicht nur Arbeitsraum war. „Sie prägt den Wohnraum, das Haus, in ihr kommt man zusammen“, zählte er auf. Eben so wie zu den Zeiten, als die „gute Stube“ nur dem Sonntag vorbehalten war.

Zudem genießen in Deutschland produzierte Küchen einen hervorragenden Ruf in der Welt, wie Schockwitz weiß. Zwar bleiben knapp 80 Prozent auf dem heimischen Markt – vertrieben über Fachmärkte und Küchenspezialisten. Die Länderliste, die sich hinter den gut 20 Prozent verbirgt, kann sich aber sehr wohl sehen lassen. Selbst China ist dabei. „Wenn mir das jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, hätte ich wohl komisch geguckt“, meint Schockwitz. Auch die arabische Welt orientiere sich am westlichen Flair, so seien Küchen schon in den Oman geliefert worden. In Sri Lanka sind Hochhaustürme mit 800 Wohneinheiten mit Burger Küchen ausgestattet worden. Sie stehen auch in Haushalten in Australien und Japan. „Das UK ist trotz des Brexits immer noch ein wichtiger Geschäftspartner, ebenso wie Frankreich“, zählt Schockwitz zwei weitere Beispiele auf. Nach Spanien werde ebenso geliefert, über Mallorca der afrikanische Markt erschlossen.

Rund 7500 Kilometer Luftlinie sind es von Burg bis zur französischen Karibikinsel Guadeloupe. Auch dort steht eine Küche aus Burg, „ich hoffe zumindest, dass sie da noch steht“, sagte Schockwitz. Nicht die am weitesten entfernt stehende Küche, aber wohl die mit der originellsten Geschichte. Ein ehemaliger SCM-Spieler nahm sie mit in die Heimat.