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Ex-Autohausbesitzer steht als Zeuge vor Gericht Uwe S. beruft sich auf fehlende Erinnerungen

10.09.2011, 04:28

Von Wolfgang Biermann

Stendal. Im Prozess am Landgericht Stendal gegen den der Mittäterschaft bei der Brandstiftung im Genthiner Skoda-Autohaus im Jahr 2005 angeklagten Burger Eike O. sagte gestern der einstige Besitzer des Autohauses als Zeuge aus. Uwe S. aus Roßdorf wurde wegen der Brandstiftung seiner Autohäuser in Genthin und Rathenow und wegen Betruges im August 2009 rechtskräftig vom Landgericht Stendal zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die später zusammen mit zwei anderen Verurteilungen zu einer Gesamtstrafe von sieben Jahren zusammengefasst wurden.

Als Freigänger der JVA Magdeburg, Außenstelle Dessau-Roßlau, der nur noch nachts ins Gefängnis muss, war der als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft für Ermittlungen gegen Landrat Lothar Finzelberg geltende 49-Jährige gestern nach Stendal gekommen. Über die Brandlegung in der Nacht auf den 9. Oktober 2005 im Autohaus Genthin will Uwe S. mit dem Angeklagten Eike O., den er immer noch als Freund bezeichnet, nicht gesprochen haben. "Ich kann das aber auch nicht ausschließen", ruderte er später etwas zurück. Er wisse, dass er "deshalb" verurteilt wurde.

"Ich habe keine Erinnerung, ich weiß es nicht mehr, es kann sein", so lauteten immer wieder seine Antworten auf diverse Fragen der 1. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Simone Henze-von Staden. An "Verhaltensanweisungen" an seine Mitarbeiter, die Brandstiftung vor sechs Jahren betreffend, könne er sich ebenfalls nicht erinnern.

"Es geht um Anstiftung zum Brand. Das war doch kein Autokauf, den man so eben mal vergisst. Das kann ich nicht nachvollziehen", empörte sich die beisitzende Richterin Stefanie Hüttermann. "Die Zeugen und auch der Angeklagte hier haben Erinnerungen, warum Sie nicht?" Er akzeptiere, was die Zeugen ausgesagt haben, kam es von S. als simple Antwort. Und: "Wenn es in meinem Urteil so steht, wird es wohl so gewesen sein." Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung hatten keine Fragen an den Zeugen.

Uwe S. verließ, nachdem er bekundet hatte, kein Zeugengeld in Anspruch nehmen zu wollen, nach nur etwa 20 Minuten wieder den Gerichtssaal. Darin ging es dann noch um den persönlichen und beruflichen Werdegang des 43-jährigen Angeklagten, der aus dem Landkreis Stendal stammt.

Eike O. war demnach als gelernter Elektriker 1995 bei Uwe S. als Gebrauchtwagenverkäufer eingestiegen und hatte es bis zum Geschäftsführer mehrerer Firmen gebracht. Seit geraumer Zeit ist er arbeitslos, nachdem er in dieser Sache von September 2008 bis März 2009 in Untersuchungshaft saß. Lebensplanung habe er derzeit keine, wohl aber "psychische Probleme". Er wolle erst den Ausgang des Prozesses abwarten.

Zwei weitere Anklagen im Zusammenhang mit den Autohäusern von S. schweben als Damoklesschwert noch über ihm, wie sein Magdeburger Verteidiger Horst Köhler sagte und Staatsanwältin Verena Borstell der Volksstimme bestätigte.

Das Gericht kündigte für Dienstag, 13. September, das Schließen der Beweisaufnahme, die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie das Urteil an.