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Meilenstein der Stadtgeschichte Vor 70 Jahren wurde Gommern als Zentrum der geologischen Industrie der DDR begründet

Von Manuela Langner Aktualisiert: 19.4.2021, 09:15

Gommern. Die Spekulationen in der Stadt seien ins Kraut geschossen, als im Sommer 1951 begonnen wurde, die Mauer um das Betriebsgelände hochzuziehen. Sorgen waren da, der Komplex könnte militärisch genutzt werden. In einem Vortrag an der Magdeburger Hochschule war Kurt Stach mit dieser Anekdote aus der ganz frühen Werksgeschichte konfrontiert worden. Gemeinsam mit Gerhard Flögel, beide ehemalige ZRAWler, betreut er die Zeitzeugen-Ausstellung, die sich in Gommern sehr anschaulich mit der Geschichte der geologischen Industrie beschäftigt. Anlässlich des 70. Jahrestages der Entscheidung, diesen Industriezweig in der kleinen Ehlestadt anzusiedeln, stellen sie in einer Serie in der Wir-Zeitung die industrielle Entwicklung vor. Gerade haben sie den zweiten Teil abgegeben, der sich mit dem Baugeschehen auseinandersetzt, und bereiten den dritten Beitrag vor. Vor allem rund um das ZRAW (Zentrales Reparatur- und Ausrüstungswerk) gebe es so viel Berichtenswertes, da sei eigentlich kein Ende in Sicht.

Bei der Recherche half ihnen zum einen die Sammlung, die Dietrich Rosenbaum angelegt hat, sehr weiter. Zum anderen ist auch das Stadtarchiv eine hilfreiche Quelle. In absehbarer Zeit, wenn die aufgrund der Pandemie eingeschränkte Nutzung wieder einfacher werde, wolle man auch im Landesarchiv in Magdeburg die dortigen Unterlagen zum ZRAW einsehen, kündigte Gerhard Flögel an.

Obwohl sie sich bei der Recherche große Mühe gaben, wie Kurt Stach hinzusetzte, sei es ihnen ebenfalls nicht gelungen, die Frage zu beantworten, wieso die Wahl gerade auf Gommern fiel, als nach einem Zentrum für die geologische Industrie der DDR gesucht wurde.

Gute Verkehrsanbindung und Nähe zu Magdeburg sehr entscheidend

Mehrere Aspekte werden jedoch ausschlaggebend gewesen sein, argumentierten Flögel und Stach. Da sei Gommerns gute Verkehrsanbindung und die Nähe zu Magdeburg mit einem beachtlichen Potenzial an Fachkräften auf dem Gebiet des Schwermaschinenbaus. Außerdem dürfe man die Rolle von Bürgermeister Otto Hensel nicht unterschätzen, der nichts unversucht gelassen habe, wichtige Arbeitsplätze in seine Stadt zu holen. Zumal die Zuckerfabrik, vormals eine der modernsten in ganz Europa, den Reparationszahlungen an die Sowjetunion zum Opfer gefallen sei.

Bei ihrer Recherche sind sie in Gommern geblieben, haben nicht über den Tellerrand hinausgeblickt. Das Kapitel Gommern sei schon komplex genug. Zumal sie vieles aus eigener Anschauung kennen. Kurt Stach begann 1966 als Lehrling, Gerhard Flögel war seit 1969 dabei, seine Frau Hella ebenfalls schon ganz früh. Dass sich der Blick über den Tellerrand ebenfalls lohnen würde, reißen sie am Rande dennoch an. Wie (existenziell) wichtig beispielsweise das Entdecken des Erdgas-Vorkommens bei Salzwedel für die DDR-Wirtschaft gewesen sei.

Zugleich kann die Bedeutung des ZRAW für Gommern nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Einwohnerzahl stieg merklich, damit auch die Zahl der Einrichtungen, die vor Ort angeboten wurden. Das ZRAW förderte zudem im großen Rahmen Sport und Kultur, stellte Fahrzeuge bereit und Mitarbeiter frei oder leistete finanzielle Unterstützung. Auch diese Seite des ZRAW wollen Gerhard Flögel und Kurt Stach in ihrer Serie untersuchen. Mindestens einmal wöchentlich treffen sie sich. Jeweils zwei Monate haben sie für Recherche und Schreiben eines Themenkomplexes Zeit.

Material reiche für ein ganzes dickes Buch

Vielleicht gelingt es eines Tages auch die Serie aus der Wir-Zeitung als Broschüre herauszugeben. Gerne auch noch etwas umfangreicher. Ein ganzes Buch solle aber nicht entstehen, sagten Kurt Stach und Gerhard Flögel. Obwohl das die Geschichte des ZRAW ohne Frage hergebe. „Sogar ein ganz dickes.“