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Hochwasserschutz im Raum Magdeburg Wandbild am Schöpfwerk Furtlake ist ein Hingucker

Was der Hochwasserschutz in der Magdeburg-Biederitzer Umflut mit dem Pretziener Wehr und einer Garnisonsstadt zu tun hat.

Von Manuela Langner 17.07.2023, 07:13
Die Übersichtskarte am Schöpfwerk Furtlake ist der berühmten Denkschrift in der Elbenauer Deich-Regulierungs-Sache aus dem Jahr 1865 entnommen.
Die Übersichtskarte am Schöpfwerk Furtlake ist der berühmten Denkschrift in der Elbenauer Deich-Regulierungs-Sache aus dem Jahr 1865 entnommen. Foto: M. Langner

Biederitz/Magdeburg - Einen freien Blick auf die wunderschöne Gestaltung des Schöpfwerks an der Furtlake direkt zwischen Biederitz und Magdeburg am Umflutkanal gelegen, gibt es nur selten. Ein Zaun sichert das Gelände vor dem Betreten Unbefugter.

Aber zum Techniktag des Unterhaltungsverbandes Ehle/Ihle, der etwa 150 Fachbesucher von anderen Unterhaltungsverbänden aus ganz Sachsen-Anhalt, Behörden oder Spezialfirmen zu Gast hatte, gehörte eine Besichtigung des Schöpfwerks und damit die Möglichkeit, die Übersichtskarte ohne Zaunstäbe im Vordergrund wahrzunehmen und zu fotografieren.

Die Karte geht auf die berühmte Denkschrift in der Elbenauer Deich-Regulierungs-Sache aus dem Jahr 1865 zurück, die letztlich zum Bau des Pretziener Wehres und zur Anlage des Umflutkanals geführt hatte.

Die Urstromniederung zwischen Dornburg und Lostau war schon vor rund tausend Jahren regelmäßig von Hochwasser betroffen.

Der Magdeburger Erzbischof Wichmann, der den Landesausbau in unserer Region vorantrieb und unter anderem Lostau, Körbelitz und Gerwisch (neu)begründete, holte nach der Julianenflut, die im Februar 1164 die Nordseeküste traf, Flamen als geschickte Deichbauer in die Region. Mit den Holländern konnte er zugleich das dünn besiedelte Land östlich der Elbe bevölkern, schildert Sabine Tacke im Buch „Die Elbe aus der Luft“.

Die Flamen legten sogenannte Ringdeiche an. Die Dörfer waren damit besser geschützt, aber größeren Fluten seien die Ringdeiche nicht gewachsen gewesen, erläutert die Broschüre zum Pretziener Wehr, die der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) herausgegeben hat. Außerdem überflutete das Hochwasser trotzdem die Acker- und Weideflächen. Ernteausfälle und Existenznöte waren die Folge.

Als Magdeburg Garnisonsstadt war

Obwohl auch die preußische Regierung längst erkannt hatte, dass Ringdeiche eine unzureichende Lösung sind, änderte sich im Laufe des 19. Jahrhundert erst einmal nichts an der Situation. Bis immer mehr Fabriken an der Elbe entstanden und von Produktionsstopps betroffen waren, und deshalb die Wirtschaft anfing, Druck auszuüben.

Viel mehr Einfluss konnte jedoch das Militär geltend machen: Magdeburg war Garnisonsstadt und Eisenbahnknotenpunkt. Mit der Eisenbahn konnten die Soldaten rasch verlegt werden. „Vorausgesetzt es gibt kein Hochwasser. Dann ist der Bahnhof nämlich von feindlichen Fluten regelrecht eingekesselt. Keiner kann weg. Eine Horrorvorstellung für die Militärs“, heißt es in der Broschüre weiter.

1865 entstand nicht nur die Denkschrift in der Elbenauer Deich-Regulierungs-Sache, sondern hinterließ ein Hochwasser auch starke Schäden.

Im Jahr 1869 beschloss die preußische Regierung schließlich, den Elbe-Umflutkanal anzulegen und das Pretziener Wehr zu bauen. 1871 begann der Bau, 1875 konnten Wehr und Kanal in Betrieb genommen werden.