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Landwirtschaft Was die Bauern bewegt

Die Landwirte im Jerichower Land sagen Ja zu Blühstreifen für die Artenvielfalt. Was stört, sind die bürokratischen Hürden.

Von Franziska Ellrich 13.07.2016, 11:00

Hohenziatz l Sonnenblumen, Klee, Malven und Luzerne - am Feldrand in Hohenziatz summt und brummt es zwischen den vielen verschiedenen Pflanzenarten. Bei Hummeln und Schmetterlingen kommen die rund 20 Meter breiten Blühstreifen an der Grenze zum Acker offensichtlich gut an. Auch einige Landwirte in der Region sind von dem Projekt überzeugt. Dazu gehört Hinrich Löwe. Er erklärt der Grünen-Landtags-abgeordneten Dorothea Frederking: „Wir werden auf jeden Fall noch mal nachsäen müssen. Wir machen das hier nämlich nicht, um die Prämie zu kassieren, sondern aus Überzeugung.“ Jährlich wird jeder Landwirt für seinen Blühstreifen mit rund 700 Euro je Hektar unterstützt - die finanziellen Mittel kommen vom Land, finanziert mit Geld vom Bund und der Europäischen Union.

Frederking ist am Montag auf Infotour im Jerichower Land unterwegs. Der Landkreis gehört neben der Altmark jetzt zu ihrem Beritt. Die Landtagsabgeordnete macht sich dabei ganz genau Notizen, was den Landwirten zufolge in Sachen Blühstreifen anders werden muss. Das schlägt Hinrich Löwe vor: An erster Stelle sollten die Bauern bei der Wahl des Saatguts freier entscheiden können. „Unser Boden hier ist nicht mit anderen zu vergleichen“, lautet seine Begründung. In trockenen Jahren gibt es dann Flächen, wo sich fast nur noch die Hirse durchsetzt.

Die nächste „bürokratische Hürde“ sieht Hinrich Löwe in der Vorschrift eines „exakten Streifens“. Die bepflanzten Streifen dürfen nicht breiter als 20 Meter sein, müssen auf der gesamten Länge die gleiche Breite haben und jeweils genau einem Schlag zugeordnet werden. „Besser wäre es, Blühflächen zu erlauben und diese insgesamt zu vermessen“, schlägt Löwe vor. Mit der heutigen Messtechnik sei das kein Problem. Und was die Vorschrift der erlaubten Größe angeht, sollte einfach gelten: 20 Prozent des gesamten Ackers kann zur Blühfläche umgewandelt werden.

Warum Löwe und seine Kollegen Freunde der Blühstreifen geworden sind: „Das Wild zerstört weniger die Felder, die Tiere bleiben zum Fressen in dem Streifen“, erklärt Hinrich Löwe. Imker Dietmar Schmidt ergänzt: „Für die wildlebenden Insekten sind solche Streifen sehr wichtig.“ Macht das Land mit dem geförderten Programm weiter, würde Landwirt Gerald Brumme noch mehr eigene Ackerflächen von seinen rund 350 Hektar zum Blühen bringen. „Es sieht schön aus, lockt die Wildtiere an, und macht dazu auch finanziell bei den niedrigen Roggen-Preisen Sinn.“