Wie funktioniert Brandbekämpfung bei extremer Kälte? Feuerwehrmännern verraten ihre Tricks Wasser marsch trotz eisiger Temperaturen
Rekordkälte und Dauerfrost treffen besonders Berufsgruppen, die draußen zugange sind. Wer dann noch mit fließendem Wasser hantiert, um seine Arbeit zu machen, muss sich was einfallen lassen. Was? Das verraten Feuerwehrmänner aus dem Kreis.
Burg/Genthin l "Um an Löschwasser zu kommen, gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten", erklärt Achim Schmechtig. Er ist Leiter der Genthiner Feuerwehr und zählt auf: "Aus dem Hydranten, dem Feuerlöschteich oder -brunnen." Die Gefahr, dass das Wasser unter den Hydranten einfriert, ist relativ gering. "Da müsste es noch deutlich kälter werden", meint Schmechtig. Ähnlich verhält es sich mit Wasser aus dem Feuerlöschbrunnen. "Das befindet sich etwa acht Meter unter dem Boden", sagt Wolfram Stukenberg, stellvertretender Wehrleiter in Burg. "Das kann nicht einfrieren."
Anders sieht es am Feuerlöschteich aus. Aber auch hier kann Stukenberg die Angst davor nehmen, dass die Wehren nicht an das Wasser zum Löschen kommen: "Diese Teiche müssen einer DIN-Norm entsprechen. Dort sind Rohre ausgelegt, so kommt man unabhängig von der Eisschicht an das Wasser."
Trotzdem werden bei den eisigen Temperaturen besondere Maßnahmen erforderlich: "Die Garagen sind natürlich beheizt", sagt Achim Schmechtig. "Das ist gut für das Wasser in den Einsatzwagen, das für den Erstangriff benutzt wird. Auch der Diesel freut sich über Wärme." Auch das Equipment im Auto wird erweitert: "Ganz wichtig ist ein Auftaugerät für die Deckel der Hydranten", sagt Schmechtig. Mit diesem wird der festgefrorene Deckel er- wärmt und lässt sich dann leichter lösen.
"Wenn das Auftauen nicht funktioniert, ist manchmal rohe Gewalt von Nöten", ergänzt Wolfram Stukenberg. "Wir haben immer einen Vorschlaghammer dabei", pflichtet Steve Flügge von der Zerbener Ortsfeuerwehr bei.
Eine Motorkettensäge darf im Winter auch in keinem Feuerwehrauto fehlen. "Oft entnehmen wir Wasser aus Seen oder Bächen. Da muss vorher die Eisschicht entfernt werden", erklärt Achim Schmechtig.
Aber auch wenn die Kameraden an das Wasser kommen, sind damit noch nicht alle Probleme gelöst. Grundsätzlich gilt: Das Wasser muss in Bewegung bleiben. "Darum wird das Strahlrohr während des Einsatzes nicht geschlossen, auch die Feuerlöschkreiselpumpen bleiben an", sagt Schmechtig.
Das stellt die Feuerwehrmänner vor das nächste Problem: "Bei dieser Kälte ist es binnen von Minuten um uns herum spiegelglatt", sagt Wolfram Stukenberg. Er erinnert sich an einen Brand vor vielen Jahren in der ehemaligen Karl-Marx-Straße. "Wir hatten minus 15 Grad, die Schläuche waren eingefroren, Straßen und Leitern spiegelglatt." Um dem entgegen zu wirken wird im Winter ein Sand-Streusalz-Gemisch mitgenommen. "So können gefrorene Flächen abgestumpft werden", erklärt Achim Schmechtig. Und: "Bei Minusgeraden ist es besonders wichtig, die Brandopfer schnell zu evakuieren. Sie werden im warmen Einsatzwagen untergebracht, dann verschafft man sich einen Überblick, wohin man die Leute am besten bringt."
Die Brandexperten im Jerichower Land sind sich einig: "Es ist eindeutig schwerer bei diesen Temperaturen zu arbeiten, aber sie sind gut vorbereitet und haben Asse im (Feuerwehr-)Auto, um der Kälte zu trotzen."