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Wirtschaftsförderung Junge Leute sollen Region stärken

Die Wirtschaftsförderung des Landkreises hat besonders bestehende Unternehmen in Burg und Genthin im Auge. Und versucht Nachwuchs zu binden.

Von Thomas Pusch 15.01.2020, 00:01

Burg/Genthin l Wirtschaftsförderung – ein Begriff, unter dem nicht alle das selbe verstehen. „Es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen, das hat man auch jetzt bei der Diskussion um das TGZ gesehen“, sagte Landrat Steffen Burchhardt (SPD) im Gespräch mit der Volksstimme. Mit einem Minus von 60.000 Euro war das Technologie- und Gründerzentrum in Genthin aus dem Jahr 2018 gegangen. Das war ein höheres Defizit als in den vergangenen Jahren. In einem neuen Vertrag sollen Aufgaben neu verteilt werden, das TGZ auch personell eingebunden werden, so dass die beiden Gesellschafter Landkreis und Stadt Genthin kein eigenes Personal einsetzen müssen.

Für Burchhardt hat die Wirtschaftsförderung einen sehr hohen Stellenwert. Nicht von ungefähr hat er sie beim Antritt als Landrat vor fünfeinhalb Jahren zur Chefsache erklärt. Allerdings habe sich die Zielsetzung der Wirtschaftsförderung in den vergangenen 30 Jahren, seit Beginn der 1990er, stark verändert. Während es damals darum gegangen sei, Gewerbegebiete auszuweisen und Unternehmen in die Region zu holen, sei diese Aufgabe mittlerweile in den Hintergrund gerückt.

„Während damals vor allem die großen Projekte für Aufmerksamkeit sorgten, geht es heute vor allem um die mittleren und kleinen Unternehmen“, sagte TGZ-Geschäftsführerin Elisa Heinke. 97,3 Prozent der Unternehmen hätten weniger als 50 Mitarbeiter, in der Regel seien es nur bis zu 15 Mitarbeiter.

Die Anfangszeit ist eng mit dem Namen Heinz Paul verknüpft, er war über 20 Jahre Geschäftsführer des TGZ. „Heute hat sich unser Schwerpunkt dorthin verschoben, dass wir weniger neue Unternehmen herholen, sondern vielmehr die bestehenden pflegen“, erklärte seine Nach-Nachfolgerin. Und appellierte an die Firmen, sich beim TGZ zu melden, wenn es Probleme geben sollte. Es gebe ein großes Netzwerk, auf das das Zentrum zurückgreifen könne. Sieben Mitarbeiter kümmern sich um die Unternehmen. Hilfe, das kann beispielsweise auch bedeuten, sich durch den Dschungel von 2000 verschiedenen Förderprogrammen zu kämpfen. Ganz aktuell ging es sehr häufig um die veränderten Datenschutzgesetze. „Zumeist sind hier Unternehmen, die gar keinen Datenschutzbeauftragten haben. Diese Aufgabe übernehmen wir dann“, erklärte Heinke. Und für diese Dienstleistungen bezahlen dann die Auftraggeber.

So wie der Landkreis überhaupt nur 20.000 Euro für die Wirtschaftsförderung im TGZ im Haushalt eingeschrieben hat. Finanziert werden die Aktivitäten der Einrichtung außer durch die Rechnungen an die Auftraggeber, auch durch Fördermittel. „Es gibt ja auch Fördermittel für Wirtschaftsförderung, die wollen wir nutzen“, erläuterte Heinke.

Zudem gebe es eine enge Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium. Dabei werde Wissen in beide Richtungen ausgetauscht. So sei man in der Stadt durchaus daran interessiert, wie im ländlichen Raum das Wirtschaftsleben gestaltet werde. „Was wir hier zum Beispiel anders als in Magdeburg haben, ist Platz für Produktionsstätten“, nannte die Geschäftsführerin ein Beispiel, wo auch das flache Land die Nase vorn haben kann.

Bildung sei ein weiterer Wirtschaftsfaktor. Schülern fehle oftmals die Identifikation mit der Region. Gemeinsame Projekte von Firmen mit Schulen wie dem Burger Roland-Gymnasium oder der Sekundarschule in Möser sollen das ändern. „Die jungen Leute von hier haben ja schon eine gewisse Bindung zur Region“, meinte Burchhardt. Da sei es leichter, sie hier zu halten, als Arbeitskräfte von auswärts heimisch zu machen.

Die Vorteile des Jerichower Landes liegen für ihn auf der Hand. Die Lebensqualität sei höher als anderswo, auch wenn manche Statistiken anderes glauben machen wollen. So sei es nicht ausreichend, das Pro-Kopf-Einkommen als einzigen Parameter festzumachen. Die Lebenshaltungskosten in der Region seien auch geringer als etwa in München. Viel entscheidender sei für viele hingegen der Faktor Kinderbetreuung. Und auch die Balance zwischen Arbeit und Freizeit werde immer wichtiger, viele seien nicht mehr bereit, weite Strecken für einen Arbeitsplatz zurückzulegen. Sie sollen gehalten werden. Auch für sie ist die Wirtschaftsförderung gedacht.

Redensartlich Türen öffnen, Netzwerke verknüpfen, Assistenz bei der Digitalisierung, bei Unternehmensgründungen unterstützen, Veranstaltungen zum Ideenaustausch bieten – all das gehört zu den Aufgaben des Technologie- und Gründerzentrums. „Wir geben Impulse an Unternehmen und diese Impulse in die Region“, fasste Burchhardt zusammen.