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Alte Bilder Wischen, tupfen, trocknen

In einem Workshop in Burg mit Künstlerin Christa Korbmacher wurde alten Bildern neuer Glanz eingehaucht.

Von Tobias Dachenhausen 21.02.2017, 10:58

Burg l Lappen und Schwamm, Folienrolle, Farbe und Pinsel liegen im Kursraum 20 der Kreisvolkshochschule auf dem Tisch. Zaghaft streichen die ersten Teilnehmer mit Wasser und ein bisschen Fit über ihre alten Bilder. „Nicht schrubben, immer ganz vorsichtig“, sagt Workshop-Leiterin Christa Korbmacher und ergänzt: „Oft wurden nach dem Krieg Halbfett- und keine Ölfarben genutzt, die hat man dann sehr schnell im Lappen.“

Davor hat Armin Hoffmann aus Burg den meisten Respekt. Er hat zwei alte Porträtbilder mitgebracht. „Die hängen bei meiner Mutter und sie würde sie gern gereinigt haben“, sagt er. Kaputt gehen sollen sie allerdings nicht. Ein Erbe einer Großtante seien sie gewesen. Die Signatur „Bosse“ ist auf dem Bilderrahmen auf der Rückseite eingeritzt. Mehr jedoch weiß der Burger über die Bilder nicht. Weder etwas über die Personen, die darauf abgebildet sind, noch über das Entstehungsjahr. „Ich bin nur Laie, aber die Geschichte dahinter weckt schon die Neugier zur Recherche“, sagt Armin Hoffmann. Bislang jedoch erfolglos. Doch das Reinigen scheint nach den ersten zaghaften Versuchen zu funktionieren.

Es sei allerdings ein Prozess über Wochen, macht die Workshop-Leiterin deutlich. „Alles, was ich Ihnen heute zeigen kann, ist der Weg, wie es funktioniert.“ Dabei ist die Künstlerin kein ausgebildeter Restaurator. „Aber ich habe Kunst studiert, viele Jahre für einen Kunstverlag in Berlin gearbeitet, später eine eigene Galerie in Burg gehabt und immer wieder Unterricht in Ölmalerei gegeben. Und mit der Erfahrung hat man sich seine Techniken einfach über Jahre erarbeitet“, sagt sie. Korbmacher betont: „Wir wollen ausbessern, nicht neu malen.“ Dabei ist es wichtig, den Staub von einem Gemälde herunterzubekommen. Auch kleine Stellen, die rausgeplatzt sind, können nachgebessert werden. Die Technik des Restaurierens habe sich erst im 18. Jahrhundert entwickelt. „Bis dahin wurde das Bild einfach nochmal gemalt“, sagt die Expertin.

„Wenn du duschst und das Wasser plätschert nur an dir herunter, wirst du auch nicht sauber.“

Dozentin Christa Korbmacher

Das soll am Sonnabendvormittag nicht das Ziel sein. An einer kleinen Ecke am oberen Rand wagen die Teilnehmer die ersten Säuberungsversuche und machen den Farbentest. Der erste Staub bleibt im Schwamm hängen. Korbmacher weiß: „Beim Reinigen muss man Ausdauer haben.“ Mit fortlaufender Zeit und steigendem Vertrauen in das eigene Bild wird das warme Wasser großflächig über das Bild gewischt. Die alten Werke werden hin- und hergedreht. Die Teilnehmer tauschen sich aus. „Immer langsam anfangen, aber dann kann es ruhig richtig schäumen“, sagt Christa Korbmacher. Sonst käme nichts runter. Verwunderung in der Gruppe. Korbmacher: „Wenn du unter der Dusche stehst und das Wasser plätschert nur an dir herunter, wirst du auch nicht sauber.“

Hiltrud Grothe aus Kade probiert es aus. Ihr mitgebrachtes Bild haben ihre Eltern in den 40er Jahren zur Hochzeit geschenkt bekommen. Es zeigt zwei Rehe an einer Waldlichtung. „Meine Eltern waren Naturliebhaber. Es erinnert mich an meine Kindheit und hat deswegen eine große emotionale Bedeutung für mich“, sagt sie. Ein wichtiger Punkt bei der Bewertung von Gemälden. „Es muss nicht immer um den Künslter gehen. Wenn es eine Ausstrahlung hat, es dir gefällt, dann ist es ein schönes Kunstwerk“, sagt Christa Korbmacher.

Nach solchen Bildern sucht Heidrun Stephany regelmäßig die Flohmärkte der Region ab. Das mitgebrachte hat sie vom Pferdemarkt in Havelberg vor einigen Jahren erstanden. „Manchmal findet man dort richtige Schätze“, sagt sie. Heute hängt es mit einem Rahmen im Wohnzimmer in Parchau.

Nach knapp 90 Minuten haben sich die ersten Schwämme mit Dreck vollgesogen. „Es kommt ganz schön was runter“, heißt aus den Kreisen der Teilnehmer. Am Ende muss das Bild nochmal mit Klarwasser gesäubert werden. Denn: „Die Seife muss raus, sonst setzt die sich in das Bild und es wird schlimmer als vorher“, so Christa Korbmacher. Auch die Bilder von Armin Hoffmann wurden nicht beschädigt. Sie wirken heller als vorher. Nun können sie wieder bei der Mutter ruhigen Gewissens aufgehängt werden. Und vielleicht sind auch bald die Recherchen zur Geschichte der Bilder von Erfolg gekrönt.