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Ipser Dorfkirche Altmark vereint im Galeriegeschoss

Die Mitglieder des Vereins Ipse Excitare haben erste Pläne für das Jahr 2021 geschmiedet. Im Mai soll das Galeriegeschoss eröffnet werden.

Von Elke Weisbach 10.02.2021, 17:30

Ipse l Auch wenn keiner weiß, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt und was in den kommenden Monaten möglich sein wird, haben die Mitglieder des Vereins Ipse excitare erste Pläne geschmiedet, um die Kirche im Dorf wieder mit Leben zu füllen. So soll am Sonnabend, 15. Mai, das neue Galeriegeschoss unter dem Kirchendach mit einer Ausstellung und einer Buchlesung eröffnet werden.

Es war eine kleine Sensation, als 2008 bemalte Deckenbretter in der Ipser Dorfkirche wiederentdeckt wurden. Es stellte sich heraus, dass diese Deckenmalereien rund 500 Jahre alt sind. Für den Verein Ipse excitare, der sich unter anderem für den Erhalt der kleinen Dorfkirche in Ipse einsetzt, war schnell klar, dass diese historischen Deckenbalken wieder an ihren ursprünglichen Platz, nämlich an der Kirchendecke, angebracht werden sollen. Mit verschiedenen Fördermitteln konnte genau das im vergangenen Jahr realisiert werden. Am vergangenen Reformationstag, 31. November 2020, wurde die neue Kirchendecke in der Ipser Kirche mit einem Gottesdienst im Freien eingeweiht.

Das Besondere an der neuen Kirchendecke: Sie ist begehbar. So entstand unter dem Dach zusätzlich ein Raum in der kleinen Kirche. Dieser soll künftig als Galerie genutzt werden, in der auch eine kleine Ausstellung über die Sanierung der kleinen Dorfkirche etabliert werden soll, deren Entstehung bis ins Jahr 1238 zurückgeht und die baulich verschiedene Epochen vereint. Es gibt aber auch Platz für wechselnde Präsentationen.

Und diese Kirchengalerie soll nach Auskunft des Vereinsvorsitzenden Tilo Mottschall in diesem Jahr eröffnet werden, auch wenn es ansonsten in diesem Jahr kulturell noch „etwas mau aussieht“, so Mottschall. Der Verein hat dafür erst einmal den Sonnabend, 15. Mai, vorgesehen, wenn es die Auswirkungen und Beschränkungen der Corona-Pandemie zulassen. Denn zum Eröffnungstermin ist eine Ausstellung von Oksana Niemann und eine Lesung von und mit Jörn Birkenstock, einem altmarkverliebten Nordhessen, geplant. Sein Buch „Eine merkwürdige Liebesgeschichte“ erschien im vergangenen Dezember.

Wie Jörn Birkenstock im Volksstimme-Gespräch erzählt, sei das Buch Corona zu verdanken. Denn er saß im ersten Lockdown im vergangenen Jahr über Ostern zu Hause in Kassel, obwohl er das Fest in den Jahren zuvor immer in seinem Lieblingslandstrich, die Altmark, verbracht hat. Er habe sich, wie er sagte, seinen Frust darüber, dass es 2020 nicht so sein konnte, von der Seele schreiben wollen.

Aber dann sei es die Geschichte seiner Liebe zur Altmark geworden, die im Dezember 2014 begann. Damals weckte eine Fernsehsendung im MDR sein Interesse. In dieser war Moderator Axel Bulthaupt innerhalb seiner Reihe „Sagenhaft“ durch die Altmark gereist. Neugierig geworden, nahm der Nordhesse Kontakt zum Tourismusverband Altmark auf. 2015 war er zum ersten Mal in der hiesigen Region und seitdem in jedem Jahr immer wieder und das mehrmals. „Mittlerweile habe ich hier mehr Freunde als zu Hause“, bekennt er mit einem Schmunzeln. Gefragt, was ihn so an der Altmark fasziniere, antwortet er: „Ihre Ursprünglichkeit, die schönen Städte und Dörfer und die netten Menschen. Ihre Freundlichkeit ist nicht aufgesetzt, sondern kommt von Herzen, das ist nicht mit Gold aufzuwiegen.“

Das alles hat er aufgeschrieben und kapitelweise zunächst in verschiedenen Altmark-Foren veröffentlicht. Und das Interesse war groß. Er musste liefern, erzählt Birkenstock, was ihn sozusagen unter Zugzwang setzte. Am Ende wurden es 210 Seiten, die als Buch erschienen. „Und die Leute kaufen es tatsächlich“, scheint er immer noch ein wenig erstaunt über den Erfolg seiner Liebesgeschichte.

Oksana Niemann stammt von der Halbinsel Krim, wohnt aber schon seit vielen Jahren in Rochau. Malen ist ihr Hobby, erzählt sie. „Ich bin Hausfrau, die ab und zu malt.“ Und wenn sie zum Pinsel greift, entstehen Aquarelle, die zumeist altmärkische Landschaften und Architektur zeigen. Diese wird sie auch in Ipse präsentieren, und zwar zum ersten Mal öffentlich. „Ich habe noch keine Ausstellung gehabt“, erzählt sie. Aus diesem Grund sei sie auch heute schon aufgeregt. Bisher hat Niemann, wie sie weiter berichtet, ihre Aquarelle nur auf ihrem Profil bei Facebook gepostet. In diesem digitalen Netzwerk sei sie auch in verschiedenen Altmark-Gruppen vertreten, wodurch auch der Kontakt zu Ipse excitare zustande kam. Zudem war sie auch schon in Ipse zum Tag der offenen Gärten und hat das Dörfchen, wie sie sagt, „sofort ins Herz geschlossen“.

Bleibt die Hoffnung, dass im Mai wieder Veranstaltungen wie die Einweihung der kleinen Galerie in der Ipser Kirche stattfinden können. Wenn ja, haben die Besucher dann auch wieder Gelegenheit, die neue Kirchendecke zu bewundern. In dieser sollen bis dahin auch die weiteren fünf Quadratmeter bemalter Deckenbretter eingebaut sein, die im vergangenen Jahr bei den Arbeiten in der Kirche gefunden und von der Ipser Restauratorin Helma Groll bereits gereinigt wurden (Volksstimme berichtete).