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Volksstimme-Aktion Leser helfen Apfelkuchen wie von Oma bei der Volkssolidarität in Gardelegen

Die Küche ist der schönste Platz im Haus. Das gilt auch für die Tagespflege der Volkssolidarität Gardelegen. Die Senioren dort lieben es, gemeinsam zu kochen.

Von Gesine Biermann 05.12.2023, 19:15
Ingelore Schmicker  (links) und Marga Trittel schälen gemeinsam Äpfel für den Kuchen, den sie  für die Mitglieder der Tagespflege in Gardelegen backen. Dabei werden einige Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt.
Ingelore Schmicker (links) und Marga Trittel schälen gemeinsam Äpfel für den Kuchen, den sie für die Mitglieder der Tagespflege in Gardelegen backen. Dabei werden einige Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt. Foto: Franziska Peinelt

Gardelegen. - Ingelore Schmicker und Marga Trittel schälen Äpfel. Flink sind sie. Schließlich haben sie das in ihrem Leben schon Hunderte Male gemacht – Äpfel geschält und dann Apfelkuchen gebacken. Für die Familie. An diesem Morgen im Haus der Volkssolidarität an der Gardelegener Feldstraße ist der Kuchen allerdings für die Besucher der Tagesgruppe gedacht. Aber sie sind mittlerweile ja eigentlich auch so etwas wie eine Familie. Acht Senioren zwischen 70 und 95 Jahren treffen sich hier regelmäßig, verbringen den Tag zusammen. Umsorgt vom Team der Volkssolidarität. Manche kommen zwei Mal die Woche, andere sind täglich hier. Ein Fahrdienst holt sie von zu Hause ab, bringt sie nachmittags gegen 15.30 Uhr auch wieder heim.

Morgens gibt es erstmal ein gemeinsames Frühstück, dann oft ein bisschen Bewegungstherapie, später wird gemeinsam gegessen. Und ab und an ist das eben auch selbst gekocht oder gebacken. Alle helfen dann beim Schnippeln und Schälen, beim Abschmecken oder Umrühren „Jeder so, wie er kann“, sagt Pflegedienstleiterin Helena Hartmann. „Eintopf kochen wir zum Beispiel öfter mal, oder wir backen was. Und das finden auch alle immer ganz toll.“

Das Gefühl, gebraucht zu werden

Schon die Gesellschaft der anderen, die Gespräche und geteilte Sorgen lassen viele Senioren aufleben, weiß die Chefin der Tagesgruppe. Die meisten Besucher leben ganz allein. Die Familie ist oft eingespannt oder wohnt nicht in der Nähe. „Und nur für mich zu kochen, das lohnt nicht. Solche kleinen Töpfe gibt es ja gar nicht“, sagt eine Tagesgruppenbesucherin augenzwinkernd. „Außerdem schmeckt es in der großen Runde ja auch immer viel besser.“

Wichtig sei beim gemeinsamen Kochen aber vor allem das Gefühl, gebraucht zu werden, sagt Helena Hartmann. Oft würden jüngere Leute denken, dass man Oma oder Opa doch die Arbeit abnehmen sollte. „Die hören dann oft: Das musst du doch nicht machen. Ich mach’ das gern für dich.“ Das sei aber gar nicht immer nötig, betont die Fachfrau. Wer sein Leben lang für andere da war, ob bei der Arbeit oder im Haushalt, möchte meist auch im Alter nützlich sein. Und beim Kochen in der Tagesgruppenküche, wenn jeder der Senioren eine Aufgabe bekommt – und oft genug hinterher auch ein Lob, wenn’s geschmeckt hat –, stellt sich genau dieses beglückende Gefühl ein. Denn Kochen ist Teilhabe am „normalen“ Leben. Verloren geglaubte Fähigkeiten und altbekannte Rollen werden wieder erlebt.

Und so sind an diesem Morgen auch Ingelore Schmicker und Marga Trittel gut gelaunt beim Äpfelschälen. Sie wissen, dass der Kuchen am Nachmittag allen schmecken wird. Die Zeit wird ihnen auch nicht lang. Während Apfel für Apfel auf dem Backblech landet, erzählen die beiden von früher, bis der Kuchen schließlich in den Backofen geschoben wird...

Der ist allerdings schon ein etwas älteres Modell. Und auch die Küchenmöbel sind in die Jahre gekommen. Deshalb hoffen Helena Hartmann und ihre vier Mitstreiter vom Pflegedienstteam auf viele Spenden der diesjährigen Volksstimme-Aktion „Leser helfen“ unter dem Jahresmotto „Pflege fürs Leben“. Denn schließlich soll die Küche als gemütlicher Treffpunkt der Tagesgruppe weiterhin genutzt werden können und die Besucher dort zusammenbringen.