1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Ipser Friedenseiche in Gefahr

Baumrettung Ipser Friedenseiche in Gefahr

Sie prägt seit rund 130 Jahren das Dorfbild, begrüßt jeden Besucher und wäre am Montag fast gefällt worden - die Friedenseiche von Ipse.

Von Elke Weisbach 18.02.2021, 00:01

Ipse l „Montagfrüh kam über den Buschfunk die Nachricht, ruf doch mal bei der Stadt an, die Friedenseiche soll gefällt werden“, erzählt Tilo Mottschall, der Vorsitzende des Vereins Ipse Excitare, im Volksstimmegespräch. Eine Fachfirma war bereits angerückt, um dem stattlichen Baum zu Leibe zu rücken. „Es gab kein Vorgespräch und keine Information darüber“, ist Mottschall angesichts dieser Ad-Hoc-Aktion immer noch erschüttert. Das Motto der Einheitsgemeinde „Wir für uns“, das auch der Verein gern mit umsetzt, galt, so hat es für ihn den Anschein, in diesem Fall wohl nicht.

Zum Glück war am Montag der Bereich unter der Friedenseiche so schlecht vom Schnee beräumt, dass die Firmenmitarbeiter nicht richtig an den Baum herankamen, um Hand anlegen zu können. Die Truppe rückte wieder ab. Die Arbeiten wurden erst einmal verschoben.

Mottschall seinerseits rief, nachdem er die Informationen aus dem Dorf erhalten hatte, sofort bei der Stadt an. Von der entsprechenden Fachabteilung – der Bereich Baudienstleistungen ist zuständig – wurde ihm mitgeteilt, dass die Arbeiten aufgrund des maroden Zustandes des Baumes notwendig seien. Die Stadt müsse ihrer Sicherungspflicht nachkommen. Daraufhin habe er, so Mottschall, mit der Bürgermeisterin gesprochen.

Mit Mandy Schumacher habe er dann vereinbart, dass ein zweites Gutachten über den Zustand des Baumes angefertigt werden soll. „Das verschafft uns etwas Zeit“, so Mottschall. Allerdings hatten weder er noch seine Mitstreiter bis dahin überhaupt Kenntnis darüber, dass bereits ein erstes Gutachten über den Zustand der Friedenseiche gab.

Da sie dieses gern einsehen wollen, haben sie das bereits schriftlich bei der Stadt beantragt, teilt Mottschall weiterhin mit. Es interessiere sie, welche Schäden festgestellt wurden. „Natürlich fängt der Baum an zu bröseln“, hat auch Mottschall bereits festgestellt, „aber bei einer 130-jährigen Eiche ist das wohl normal.“ Da kommen Totholz und trockene Äste schon vor, die aber vielleicht beseitigt werden können, ohne gleich den ganzen Baum zu fällen.

Ob das möglich sein wird, bezweifelt Anette Sell vom städtischen Fachbereich Baudienstleistungen. „Der Baum war im Sommer bereits halbseitig unbelaubt“, berichtet sie. Als Grund vermutet sie die jahrelange Trockenheit, die vielerorts ihren Tribut fordert. Aufgrund der Feststellung habe sie die Friedenseiche für den Herbst mit in die städtische Baumschau mit aufgenommen. Weil es aber ein so schöner Baum ist, „und es mir das in der Seele leid tun würde, wenn er gefällt werden müsste“, habe sie, so Sell, für die Begutachtung auch das Umweltamt des Altmarkkreises mit ins Boot geholt. Doch die Fachleuten waren sich alle einig, die Standfestigkeit sei nicht mehr gegeben. Aus diesem Grund müsse er gefällt werden, da die Stadt ja eine Verkehrssicherungspflicht hat.

Deshalb beauftragte die Stadt die Firma mit den Fällarbeiten, die nun zu den Protesten führten. Diese werden laut der Stadtmitarbeiterin auch ernst genommen. In der nächsten Woche soll ein Gutachter sich den Baum noch einmal ansehen. Danach werde entschieden und die Entscheidung den Ipsern mitgeteilt.

Diese hoffen nun, dass das Denkmal für die Opfer des deutsch-französischen Krieges 1870/71 vielleicht doch noch erhalten werden kann, den als solches wurde die Friedenseiche um 1890 vom Dorfschullehrer gepflanzt. Daran hatte im Oktober 2005 der inzwischen verstorbene Ipser Gerhard Kleinau erinnert, der die Volksstimme-Leser auf einen Spaziergang durch sei Dorf mitnahm. „Es sollte eine Friedenseiche sein“, schrieb er vor rund 15 Jahren, „ein Großonkel von mir, der damals selbst über 90 Jahre alt geworden war, erzählte gern davon. Es war für ihn wohl ein wichtiges Kindheitserlebnis ... Hier kreuzten sich alle südlich gelegenen Wege, und die Wanderer konnten mal eine Rast einlegen.“