Neues Beratungsangebot für Blinde und Sehbehinderte mit dem Mobil Blickpunkt Auge "Betroffene sollen innerliche Ruhe finden"
Blickpunkt Auge ist eine neue Aktion des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen-Anhalt. Vertreter des Verbandes sind mit einem Mobil unterwegs und bieten Beratung für Blinde und Sehbehinderte an. Am Dienstag machte das Mobil Station in Gardelegen.
Gardelegen l Für Sehende ist die Welt der Blinden und Sehbehinderten kaum vorstellbar. Dunkelheit ringsum, wo für Sehende Licht und Farben sind. Den Alltag ohne Hilfe zu meistern, dürfte für Betroffene nicht einfach sein. Damit sie das beherrschen, gibt es zahlreiche Menschen, die oftmals ehrenamtlich Beratung und Hilfe anbieten. Dazu hat der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt eine neue Aktion namens Blickpunkt Auge gestartet: eine mobile Beratung, um Betroffenen auch außerhalb von Stendal und Magdeburg Beratung und Hilfe anzubieten. Am Dienstag machte das Mobil erstmals Station auf dem Gardeleger Rathausplatz. Zur Besatzung des Mobils gehörten Jürgen Soisson, Leiter der Bezirksgruppe Sachsen-Anhalt Nord, und Beratungsassistentin Susanne Templin. Unterstützt wurden sie von Karin Susanne Oelze von der Gardeleger Selbsthilfegruppe für Blinde und Sehbehinderte, zugleich Mitglied im Vorstand der Bezirksgruppe Nord. Soisson und Oelze sind Betroffene, die wissen, worüber sie reden, wenn es um Blindheit und Sehbehinderung geht, die die Probleme betroffener Menschen gut nachvollziehen können.
Das Beratungsmobil ist in Magdeburg stationiert und kann von den vier Bezirksgruppen in Sachsen-Anhalt angefordert werden, erläuterte Soisson. Zur Ausstattung des Mobiles gehören neben zahlreichen Informationsschriften unter anderem auch etliche Hilfsmittel wie ein Lesegerät und ein Vorlesegerät. Am Dienstag war Soisson in Gardelegen und Haldensleben unterwegs, gestern in Schönhausen und Havelberg. Weitere Stationen werden Klötze und Diesdorf sein. Der Beratungsbedarf für die Landbevölkerung sei jedenfalls vorhanden, betonte Soisson. In Gardelegen suchten einige Betroffene das Beratungsmobil auf. Unter anderem gehe es in vielen Fällen um Beratungen zu finanziellen Zuwendungen, etwa das Blindengeld, um Hilfe bei verschiedenen Antragstellungen, um Gerätschaften, die helfen, den Alltag zu meistern, wie Geräte zum Lesen und Schreiben. "Wir vermitteln außerdem Reha-Angebote, verkaufen Hilfsmittel, informieren über Umschulungsmöglichkeiten und über das Orientierungs- und Mobilitätstraining zum Umgang mit dem weißen Stock", erläuterte Jürgen Soisson. Ziel sei es, betroffenen Menschen zu helfen, damit sie ihren Alltag besser bestreiten können. "Und sie sollen innerliche Ruhe finden. Wir wollen Ängste nehmen", sagte Soisson.
Das ist auch das Ziel der ehrenamtlichen Beratung von Karin Susanne Oelze, die schon seit über 30 Jahren mit einer Sehbehinderung lebt. "Gegen diese Krankheiten kann man oft nicht viel ausrichten. Wir wollen aber Wege aufzeigen, damit Betroffene zurecht kommen und sehen, dass das Leben auch trotz der Krankheit lebenswert ist. Wir wollen die Leute rausholen und miteinander reden. Sich zu verkriechen, das wäre der falsche Weg", stellte Oelze klar. Gut geeignet sei dafür auch die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe. Die Gardeleger Selbsthilfegruppe gebe es seit vielen Jahren. Aktuell habe die Gruppe 20 Mitglieder. Alle vier bis sechs Wochen finden regelmäßige Treffen statt, zumeist im Café am Rathaus. Darüber hinaus bietet Oelze jeden ersten Montag im Monat von 10 bis 12 Uhr eine Beratung im Volkssolidaritätszentrum an. Betroffene und Angehörige könnten dieses Angebot nutzen und sich unter anderem Anregungen zur Selbsthilfe holen.
Die Bezirksgruppe Sachsen-Anhalt Nord möchte allerdings nicht nur Blinde und Sehbehinderte erreichen, sondern auch Sehende für die Problematik sensibilisieren. Dazu wurde eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Essen im Dunkeln" ins Leben gerufen. Sehende werden im dunklen Grete-Minde-Keller in Tangermünde bei einem Zwei-Gang-Menü von blinden Kellnerinnen bedient. Die nächsten Veranstaltungen finden am 17. und 18. Oktober jeweils ab 17 Uhr statt (Kosten pro Person: 20 Euro).
Kontakt: Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt, Bezirksgruppe Nord, 39576 Stendal, Bismarckstraße 20, Telefon: (03931) 713019, E-Mail: sdl-bsvsa@t-online.de.