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Bohrschlamm-Deponie Brüchau ist ein schwieriger Fall

Es gibt Kenntnisdefizite. Deshalb soll es vor dem geplanten Abschluss der Bohrschlammdeponie Brüchau weitere Untersuchungen geben.

Von Cornelia Kaiser 23.09.2016, 03:00

Kakerbeck/Brüchau l „Wir sind nicht zufrieden mit dem Kenntnisstand, den wir über die Inhaltsstoffe der Deponie haben. Und wir sind erst recht nicht zufrieden mit der Belastung, die es dort im unteren Grundwasserbereich gibt“, zumal derzeit niemand sagen könne, woher sie komme. Dazu bedürfe es weiterer Untersuchungen, wie Frank Ranneberg im Vorfeld einer abendlichen Bürgerveranstaltung in Kakerbeck erklärte.

Ranneberg ist der zuständige Referatsleiter im Landes-Wirtschaftsministerium, dessen Staatssekretär Thomas Wünsch als ranghöchster Beamter des Ressorts das Thema nach der Regierungsneubildung auf seinen Tisch geholt und eine umfassende Information der Öffentlichkeit angekündigt hat. Die gestrige, von ihm moderierte Veranstaltung in Kakerbeck sollte da nach seinen Angaben nur ein erster von mehreren derartigen Terminen sein.

Denn es gibt in der Bevölkerung jede Menge Informationsbedarf, zumal durch frühere Gutachten und die Berichte von ehemaligen Deponiemitarbeitern mittlerweile bekannt ist, dass vom Silbersee, wie die 1972 eingerichtete Deponie wegen ihrer Quecksilber-Bestände genannt wird, durchaus ein Schadstoffaustrag inklusive radioaktiver Belastung ausgeht.

Besagte radioaktive Stoffe seien nach Angaben des Präsidenten des Landesamtes für Geologie und Bergwesen, Kurt Schnieber, an jene Salze gebunden, von denen man inzwischen wisse, dass sie in den unteren Grundwasserbereich der Deponie austreten würden.

 „Aber woher diese Stoffe kommen, das wissen wir nicht“, so Schnieber. Die These, dass sie geogen, also natürlichen Ursprungs seien, sei inzwischen durch eine gezielte Untersuchung widerlegt. Es werde derzeit davon ausgegangen, dass sie aus Einträgen aus der Zeit vor der Wende stammen würden. Doch es müsse zu den gesamten Inhaltsstoffen der Deponie noch einmal eine konkrete Untersuchung geben. Denn die Dokumentation dazu sei, bedingt durch die politischen Umbrüche, lückenhaft. Aber erst wenn es zu den Einträgen konkrete Ergebnisse gebe, sei auch eine seriöse Entscheidung zu einer Abschlussvariante möglich. Es würden da, so Wirtschaftsstaatssekretär Wünsch, „noch einmal ein bis anderthalb Jahre“ ins Land gehen. „Aber ich möchte deutlich betonen, dass es derzeit noch keine Vorentscheidung für irgendeine Variante zum Abschluss der Deponie gibt“, so Wünsch.

Genau das war in der Vergangenheit aber immer wieder von Bürgern vermutet worden. Denn der Folienabschluss der Deponie, die von der Firma Engie (ehemals GDF Suez) betrieben wird, ist um ein Vielfaches billiger als die Auskofferung und das Verbringen der Schadstoffe in ein sicheres Endlager.

Von der Landesanstalt für Altlastenfreistellung gäbe es aber Fördermittel. Und die Größenordnung der Brüchauer Deponie sei da noch, wie Frank Ranneberg sagte, vergleichsweise klein. Aber was die Umsetzung angehe, „ist Brüchau derzeit unser schwierigster Fall“, so der Referatsleiter. Und Kurt Schnieber fügte selbstkritisch an, dass da auch von behördlicher Seite Fehler gemacht worden seien. „Aber wir können die Zeit nicht zurückdrehen, müssen jetzt nach vorn schauen“, so Schnieber.