Corona Arbeitsplatz Sofa

Seit Montag gilt: Arbeitgeber sollen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, wenn es irgendwie möglich ist. Wie wird das umgesetzt?

Von Elke Weisbach 26.01.2021, 05:00

Gardelegen l Eine vom Bundeskabinett gebilligte Corona-Arbeitsschutzverordnung gibt klare Regeln vor. Wenn keine zwingenden Gründe dagegen sprechen, sollen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern das Arbeiten von zu Hause anbieten. Auch wenn kein Zwang dazu bestehen soll, sind die Arbeitgeber in der Pflicht. Bis Mitte März gilt diese Ansage. Wie verfahren eigentlich die Verwaltungen damit?

In der Gardelegener Stadtverwaltung wird die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, angeboten, wo es möglich ist, erklärte Bürgermeisterin Mandy Schumacher. Am Freitag – an dem Tag befanden sich zwölf Kollegen im Homeoffice – habe es dazu eine Videoberatung aller Amtsleiter gegeben. Da sich die Anzahl an jedem Tag ändere, werde an jedem Morgen eine Liste erstellt, wer wo zu erreichen sei, und jedem zugestellt. In den verschiedenen Fachbereichen werde zudem darauf geachtet, dass die Kollegen im Wechsel vor Ort und zu Hause arbeiten. „So ist gewährleistet, dass jedes Amt besetzt ist, also kein Amt schließen muss“, erklärte die Bürgermeisterin (siehe rechts). Einige Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice mit Laptops, die mit dem Arbeitscomputer synchronisiert wurden. Es gebe aber auch andere Arbeiten, die zu Hause erledigt werden könnten, wie zum Beispiel die Korrektur von Daten. Die Kollegen, die im Büro arbeiten und Bürgerkonktakt haben würden, seien mit FFP2-Masken ausgestattet. Die erhalten auch die Mitarbeiter in den Kitas der Einheitsgemeinde.

In der Kreisverwaltung befanden sich bislang 13 Mitarbeiter im Homeoffice. Ihre Zahl soll sich in dieser Woche deutlich erhöhen. „Nach derzeitiger Prognose werden es mehr als 100 Beschäftigte sein“, erklärte Kreissprecherin Birgit Eurich. Von insgesamt knapp 380. Der überwiegende Teil bleibe aber nicht komplett zu Hause, sondern tageweise, um sich mit anderen abzuwechseln.

Bereits im vergangenen Jahr seien zusätzliche Laptops beschafft worden, um mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Eurich: „Darüber hinaus wurde zum Jahreswechsel der sichere Zugang zu unserem Netzwerk errichtet.“ Der Testlauf vor wenigen Tagen sei erfolgreich gewesen. Damit könne den Homeoffice-Arbeitsplätzen eine gesicherte Verbindung ermöglicht werden. Die Beschaffung von Laptops werde fortgesetzt. Perspektivisch sei davon auszugehen, dass mehr mobile Arbeitsplätze erforderlich seien.

Was das Internet angehe, sehe es nicht überall rosig aus. An den einzelnen Wohnorten der Beschäftigten seien unterschiedliche Qualitäten vorhanden. Sei ein brauchbarer Anschluss verfügbar, werde auf dieser Basis ein digitaler Homeoffice-Platz eingerichtet. Einige Kollegen könnten unter Verwendung von „analogen“ Akten ihre Aufgaben erfüllen.

Die Kreisverwaltung selbst verfüge über Internetanschlüsse, die bisher ein reibungsloses Arbeiten zuließen. Aufgrund der Umstellung der Kommunikation auf digitale Systeme, bedürfe es aber erheblich größerer Bandbreiten, die nicht anliegen würden. Erst kürzlich sei das System bei einer Videokonferenz zusammengebrochen. Eurich: „Hier machen sich die Fehler der Vergangenheit in der Bundesrepublik deutlich bemerkbar, was den Ausbau der digitalen Infrastruktur, sprich des Glasfasernetzes, betrifft.“

Im Landratsamt würden alle wichtigen Aufgaben weiterhin erledigt. Eurich: „Es ist klar, dass derzeit andere Prioritäten gesetzt sind, dennoch soll die Verwaltung so funktionieren, dass Leistungsempfänger ihre Leistungen bekommen, dass Anträge bearbeitet werden, damit die Wirtschaft nicht zusätzlichen Schaden nimmt.“ Die Zulassungsstelle bleibe geöffnet, ordnungsrechtliche Aufgaben würden ebenfalls erfüllt.

„Da wir ein systemrelevantes Unternehmen sind, haben wir keine Kurzarbeit, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden sich an ihren Arbeitsplätzen. Auch im Homeoffice befindet sich niemand“, teilte Sven Müller, Geschäftsführer des Wasserverbandes Gardelegen, mit. Unbestritten sei es wichtig, die Kontakte auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Kompliziert werde es aber dann, wenn der ausgeübte Tätigkeitsbereich zur kritischen Infrastruktur gehöre. Die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung sei primäres Ziel unter Einhaltung aller notwendigen Hygienemaßnahmen, „denn als Arbeitgeber habe ich selbstredend auch eine Verantwortung im Rahmen der Fürsorgepflicht meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber“, so Müller.

Aus diesem Grund wurden seit Beginn der Pandemie stetig die Vorgaben des Landes in den hauseigenen Corona-Vorschriften niedergeschrieben, und zwar immer auch unter Beteiligung des Personalrates. Weiterhin gehöre zu den Maßnahmen, erläuterte Müller, „dass wir unsere Teams der technischen Mitarbeiter in den Bereichen Schmutzwasser wie auch Trinkwasser aufgeteilt haben und alle unsere Anlagen als Stützpunkte nutzen“. Bei einem Corona-Fall sei durch die Aufteilung der Teams gewährleistet, dass im Schmutzwasser- und Trinkwasserbereich sowohl der Anlagenbetrieb wie auch die Netzsicherheit, etwa bei einem Rohrbruch, immer gewährleistet seien.

In der Verwaltung ist es laut Geschäftsführer so, „dass wir bis auf ein Büro alle Büros als Einzelarbeitsplätze vorhalten“. Beim Verlassen müsse grundsätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Interne wie auch externe Besprechungen seien auf ein Minimum reduziert und würden nach Möglichkeit per Telefon oder Videochat abgehalten, um so die Kontakte in allen Bereichen soweit wie möglich zu reduzieren. Da die Verwaltung aber nicht völlig digitalisiert sei, lasse sich ein Kontakt innerhalb der Verwaltung nicht gänzlich ausschließen.

Wie Müller erläuterte, sei „die Umstellung eines Unternehmens von Papier auf papierarm oder gar papierlos nicht so flugs geschafft, wie es sich im ersten Moment anhören mag“. Die Bundesregierung stelle hier Forderungen an die Unternehmen, die den Menschen im Land und damit auch den Beschäftigten suggerieren würden, dass eine Umstellung schnell gemacht sei, dies sei jedoch nicht so. Selbst wenn die internen Prozesse zunächst nur rudimentär abgebildet werden sollten, habe die Bundesregierung wohl außer Acht gelassen, dass bedingt durch die Digitalisierung der Grundschulen der IT-Markt, auch insbesondere bei der Hardware, ziemlich ausgelastet sei. Dennoch arbeite der Verband an entsprechenden Lösungen, machte Müller deutlich. „Da weitere Pandemie-Wellen nicht ausgeschlossen sind, haben wir auch unsere Planungen für mobiles Arbeiten intensiviert, um dieses zukünftig, wo möglich, anzubieten.“

Die infrastrukturellen Versäumnisse der Vergangenheit machen die Umstellung auf ein mobiles Arbeiten allerdings nicht einfacher. Hierzu brauche man sich, sagte Müller, nur einmal anzuschauen, wie lang der Bund tatsächlich gebraucht habe, um die Verlegung von Glasfaser voranzutreiben und gleichzeitig beim Anschluss von bisher unterversorgten Bereichen erlaubt habe, die veraltete Kupferkabel-Technologie, sogenanntes Vectoring, zu verbauen. Dieses halbherzige Vorgehen sorge dafür, dass es für Beschäftigte, die in kleinen Ortschaften leben würden, schwierig werde, einen Internetanschluss zu erhalten, der gewährleiste, dass auch größere Datenpakete sicher und schnell transferiert werden können.