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Corona-Krise Rote Lichter in der Nacht

DJ Mussel, alias Matthias Lüttge, beteiligt sich an der „Night of Light“. Er strahlt sein Wohnhaus in Zethlingen rot an.

Von Doreen Schulze 24.06.2020, 20:00

Zethlingen l „Mich trifft es nicht ganz so hart. Ich bin DJ im Nebenerwerb“, berichtet Matthias Lüttge. Im VW-Werk in Wolfsburg verdient er seinen Lebensunterhalt. An den Wochenenden sorgt er als DJ Mussel auf Familienfeiern, bei Hochzeiten oder Messen für gute Musik und tolle Stimmung. Zumindest war das bis zum 10. März so. Seit dem Lockdown, den die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie mit sich bringt, bleibt sein Equipment unberührt. Seither bringt er keiner Party Stimmung. Feiern, Veranstaltungen – nichts findet statt.

DJ Mussel kennt die Situation vieler, die hauptberuflich in der Unterhaltungsbranche tätig sind. Nach bislang dreimonatiger Berufspause sehen sich viele von ihnen in ihrer Existenz bedroht. Er spricht von einer „dramatischen Lage“.

Darauf möchte der 33-Jährige hinweisen, mit ihnen möchte sich der Altmärker solidarisieren. „Wir als Dienstleister fühlen uns im Stich gelassen“, sagt er. Damit spricht er für DJs, aber auch für Künstler, Caterer und auch für Fotografen, die beispielsweise bei Großveranstaltungen oder Hochzeiten fotografieren. „Wir sind die Ersten, die aufhörten, und wir sind die Letzten, die wieder anfangen dürfen.“ Und er weiß, dass selbst dann, wenn es wieder los gehen darf, nicht gleich alles gut wird. Veranstaltungen und Feste werden geplant. „Wenn es los geht, heißt es, dass wir in einem halben Jahr wieder Aufträge haben.“ Im Moment gebe es Anfragen für Veranstaltungen ab November. Offen ist aber noch, ob diese dann auch stattfinden dürfen. Eines sei jedoch klar, noch einmal drei Monate ohne Aufträge ohne Auftritte überstehen die Dienstleister der Unterhaltungsbranche nicht, so Lüttge.

Um auf all das hinzuweisen, beteiligt sich DJ Mussel, der in der DJ-Gemeinschaft Altmark organisiert ist, an der „Night of Light“, der Nacht des Lichts. Deutschland weit wurden in der Nacht von Montag zu Dienstag Gebäude, darunter auch markante wie der Berliner Fernsehturm, rot angestrahlt. Auch die Mitglieder der DJ-Gemeinschaft Altmark machen mit. Lüttge lässt sind Haus in Zethlingen rot erstrahlen. Zahlreiche Lichtspots platziert er so, dass das leuchtende Rot Aufmerksamkeit erzielt

Das rote Licht steht für Alarmstufe Rot, für ein leuchtendes Mahnmal und einen flammender Appell sowie als Hilferuf an die Politik zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft. „Die Veranstaltungsbranche steht auf der Roten Liste der akut vom Aussterben bedrohten Branchen“, zitiert der DJ von der Homepage dieser Veranstaltung. Mit der „Night of Light“ fordern die Betroffenen einen Branchendialog mit der Politik, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden, „denn mit Krediten ist dieser Branche nicht zu helfen“, so der Zethlinger.

Für den Familienvater ist DJ mehr als ein Nebenberuf.. Es ist eine Berufung. Mit 17 Jahren stand er das erste Mal am Pult. Zwischenzeitlich tat er sich mit zwei weiteren DJs zusammen. 2011 trennten sich die Wege aber wieder. Seit 2013 legt er wieder allein auf und hat dabei Rückendeckung von der Familie. „Meine Frau steht voll dahinter. Schließlich bin ich ja gerade an den Wochenende unterwegs.“

Zählen kann er ach auf die Unterstützung der rund 20 Mitglieder der DJ-Gemeinschaft Altmark. Wenn es einmal irgendwo klemmt, springen sie gegenseitig füreinander ein. So war es auch vor knapp zwei Jahren, als Lüttges Sohn zur Welt kam. Es war noch nicht der Geburtstermin und die Familienfeier, auf der er auflegen sollte, wurde gerade eröffnet, als er die Nachricht von der anstehenden Geburt erhielt. Ein DJ-Kollege sprang am selben Abend sofort für ihn ein. Klar, dass DJ Mussel Solidarität für die Unterhalter zeigt.