Boryszew-Management stellte Pläne für die Kunststoff GmbH vor / Pawel Miller: Die AKT als Erfolgsgeschichte
Die Insolvenz der Altmärker Kunststoff GmbH Gardelegen (AKT) ist abgeschlossen. Das Unternehmen ist verkauft. Ab dem 27. August gehört es offiziell zur polnischen börsennotierten Unternehmensgruppe Boryszew AG. Gestern stellten Vertreter des Managements der Aktiengesellschaft die Pläne für die AKT vor. Begrüßt wurde die Übernahme auch von der Belegschaft und vom Betriebsrat.
Gardelegen. "Wir finden das positiv. Wir sind optimistisch, dass es weitergeht", sagte gestern Dorena Hötling, die seit 26 Jahren in der AKT beschäftigt ist. Die Zitterpartie sei vorbei. "Wir werden alles dafür tun, dass die AKT eine Zukunft hat", ergänzte ihre Kollegin Jacqueline Schreiber. Zufrieden zeigte sich auch AKT-Mitarbeiter Marco Fredrich. Denn mit der Übernahme der AKT durch die polnische Unternehmensgruppe Boryszew seien auch die Arbeitsplätze auf jeden Fall für ein Jahr sicher.
Die AKT Gardelegen wird offiziell ab dem 27. August einen neuen Eigentümer haben: die polnische Unternehmensgruppe Boryszew. Teil des Kaufvertrages ist auch das AKT-Werk im tschechischen Jablonec. Gestern Nachmittag stellten Vertreter des Managements der polnischen Gruppe die Pläne für das Gardeleger Werk, das seinen Namen behalten wird, vor. Mit dabei war auch der Insolvenzverwalter Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger, Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff und AKT-Betriebsratsvorsitzender Gerhard Hottowitz.
Schulte-Kaubrügger ging eingangs noch einmal auf das Insolvenzverfahren ein. Es sei gelungen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, das Vertrauen zu den Kunden der AKT wieder aufzubauen. "Ich bin froh, dass die Geschäftsübertragung auf die Boryszew-Gruppe erfolgt", betonte Schulte-Kaubrügger. Das wird am 27. August offiziell der Fall sein. Alle Verträge seien geschlossen. Alle Arbeitsplätze würden erhalten. "Wir können heute sagen, es gibt gute Aussichten für die AKT in Gardelegen", betonte der Insolvenzverwalter.
Froh zeigte sich auch Wirtschaftsministerin Brigitta Wolff. Die AKT sei der größte Automobilzulieferer in Sachsen-Anhalt. "Wir haben von daher mit großer Sorge beobachtet, was da passiert", sagte Wolff mit Blick auf das Insolvenzverfahren, das am 6. Januar 2011 beantragt worden war. Als Gläubiger habe das Land selbst mit am Tisch der Insolvenzpartner gesessen. Damit die AKT eine Zukunft habe, habe das Land auf einen Teil der Forderungen verzichtet. In welcher Höhe, wollte Wolff nicht im Detail erzählen.
Wenig Details gab es auch seitens der Vertreter des Managements der Boryszew-Gruppe. "Es ist noch nicht der Zeitpunkt, um konkrete Zahlen und Fakten zu nennen", sagte Pawel Miller vom Boryszew-Management. Nur soviel: Die AKT sei derzeit ein regionaler und bundesweiter Zulieferer der Automobilindustrie. Künftig soll die AKT ein weltweiter Lieferant sein. Zu den Standorten Gardelegen und Jablonec werden weitere Einheiten dazu kommen. Das Unternehmen in Gardelegen wird weiterhin im Drei-Schicht-Rhythmus arbeiten. Der Produktionsumfang soll aufrecht erhalten werden.
"Die Arbeitnehmer sollen stolz auf die AKT und auf Boryszew sein. Die Mitarbeiter sollen keine Sorgen um ihre Zukunft haben müssen, denn sie sind nun Teil einer großen starken Gruppe, die konzentriert und motiviert am Unternehmenserfolg mitarbeiten sollen", betonte Miller.
In der Tat ist die Boryszew-Gruppe ein großer Unternehmensverbund, entstanden aus einem staatlichen Betrieb für die Herstellung von Kühlflüssigkeit, der 1996 privatisiert wurde. Seit 2001 ist die Gruppe börsennotiert. "Der aktuelle Börsenwert liegt bei 450 bis 500 Millionen Euro, allerdings tagesabhängig", sagte Miller. Zu Boryszew gehören derzeit 80 Unternehmen mit dem Schwerpunkt der Automobilzulieferindustrie sowie der Chemie- und Schwerindustrie. Der jährliche Umsatz liege bei einer Milliarde Euro.
Wie ist Boryszew auf Gardelegen gekommen? Im Unternehmen habe es die Entscheidung gegeben, den Automobilsektor weiter auszubauen. Europaweit seien mehrere Firmen besichtigt worden. Auf die AKT sei man letztlich durch Kunden des Gardeleger Unternehmens gekommen. "Wir hatten dann den Eindruck gewonnen, dass wir hier als Investoren willkommen sind. Nach einem näheren Kennenlernen gab es für uns keine Zweifel daran, dass aus der AKT eine Erfolgsgeschichte werden kann", betonte Miller. Die AKT verfüge über einen ausgewogenen Kundenstamm, eine motivierte Belegschaft, die an vergangene Erfolge anknüpfen möchte.
Zufrieden zeigte sich auch Betriebsratsvorsitzender Gerhard Hottowitz. "Es ist uns gelungen, aus dem tiefen Tal ohne größere Blessuren wieder herauszutreten. Wir sind als AKT noch da. An uns soll es nicht liegen. Wir werden weiter Qualitätsarbeit leisten. Wir hoffen, dass uns die Erfolgsgeschichte gelingt und wir in einigen Jahren weit über 1000 Mitarbeiter haben werden", betonte Hottowitz.
Die neuen Besitzer werden 20 Millionen Euro investieren. Darin enthalten ist der Kaufpreis, über dessen Höhe laut Insolvenzverwalter Stillschweigen vereinbart worden sei.