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Domenik Gebauer, Julian Clauß und Tobias Zander werden Laborant und Chemikanten "Die ersten drei Tage waren wirklich hart"

Von Ilka Marten 31.08.2012, 05:35

Drei neue Lehrlinge arbeiten seit vier Wochen im Miester Ceritol-Werk, das insgesamt 67 Mitarbeiter hat. Insgesamt waren es nur 13 Bewerber für die Stellen, aus der Altmark kamen die wenigsten.

Mieste l Sie erlernen Berufe, die in dieser Region selten vertreten sind. Domenik Gebauer (16), Julian Clauß (16) und Tobias Zander (17) sind die drei neuen Lehrlinge im Miester Bechem-Ceritolwerk. Gebauer wird während der dreieinhalbjährigen Ausbildung zum Laboranten ausgebildet, Clauß und Zander zu Chemikanten.

Ihre ersten Arbeitstage im Schmierstoffwerk haben die jungen Männer hinter sich. "Die ersten drei Tage waren wirklich hart", berichteten Clauß und Gebauer. Denn wer im Ceritolwerk arbeitet, mit 67 Mitarbeitern größter Arbeitgeber in Mieste, wird zum Frühaufsteher. Arbeitsbeginn ist um 6.30 Uhr. Inzwischen haben sich die drei Lehrlinge daran gewöhnt.

Clauß und Gebauer wurden mit Ausbildungsbeginn zu Neu-Miestern, denn sie zogen in den Ort. Julian Clauß stammt aus Wulferstedt bei Oschersleben. Dominik Gebauer kommt ebenfalls aus dem Bördekreis, aus Beendorf, nur wenige Kilometer von Helmstedt entfernt.

Gerade mal sieben Bewerbungen erhielten Werksleiter Norbert Hartmann und Ausbilder Martin Henniges für die Ausbildungsstelle zum Laboranten. Aus den Bereichen Gardelegen und Klötze waren keine dabei. "Beendorf war wirklich der Ort, der am dichtesten an Mieste dran war", sagt Laborleiterin Lysann Jütte.

Für die zwei Chemikantenausbildungsplätze lagen fünf Bewerbungen vor. "Die geringe Resonanz hat uns schon negativ beeindruckt", so Hartmann. Er ergänzt: "Und das, obwohl wir an allen Schulen der Region waren und unser Unternehmen vorgestellt haben." Jütte betont: "Wir suchen ja eigentlich Personal aus der Region."

Tobias Zander, der seinen Schulabschluss an der Karl-Marx-Schule erreichte, ist der einzige Gardeleger im neuen Lehrlingsteam. Er hatte auch eine Zusage für einen Betrieb in Stendal, entschied sich aber für Mieste, "weil es näher dran war und ich nicht umziehen musste". Die Chemikanten erhalten im ersten Lehrjahr eine labortechnische Grundausbildung. "Es geht um Grundkenntnisse im Umgang mit Chemikalien und um die Methoden", erläutert Jütte.

Die Chemikanten werden später in der Produktion tätig sein. Ziel sei es, dass sie am Ende der Ausbildung alle 20 Anlagen des Unternehmens bedienen können, so Werksleiter Hartmann. Auch im Bereich Instandsetzung werden Julian Clauß und Tobias Zander arbeiten, "denn kleine Wartungsarbeiten können unsere Chemikanten später selbst erledigen", sagt der Ausbildungsleiter Martin Henniges. Nach ihrem erfolgreichen Lehrabschluss haben die drei jungen Männer die Garantie für ein Jahr Weiterbeschäftigung im Unternehmen. Laborleiterin Lysann Jütte betont: "Wir bilden vor allem für den eigenen Bedarf aus."

Sie selbst ist auch ein Beispiel dafür, denn nach dem Abitur begann sie 1997 die Ausbildung zur Laborantin und gehörte damit zum ersten Lehrlingsjahrgang nach der Wende. Nach ihrem anschließenden Studium der analytischen Chemie in Magdeburg kehrte die Solpkerin ins Unternehmen zurück. Auch der stellvertretende Produktionsleiter Normen Gadiel aus Mieste ist ein Beispiel für Leitungsnachwuchs aus den eigenen Reihen, wie Hartmann nicht ohne Stolz sagt.

Nach der Ausbildung zum Chemikanten bildete sich Gadiel vier Jahre neben seiner beruflichen Tätigkeit im Hagener Bechem-Werk an der Abendschule in Bochum zum Chemotechniker fort, gemeinsam mit Benjamin Preetz aus Wernitz. Gadiel kehrte nach seinem Abschluss nach Mieste zurück, Preetz blieb in Nordrhein-Westfalen und ist inzwischen stellvertretender Produktionsleiter im Hagener Werk. Werksleiter Norbert Hartmann betont, "dass diese Weiterbildungsmöglichkeiten hier immer bestehen".

Die Laboranten sind im Miester Werk ausschließlich für die Produktion zuständig. Nicht in jedem Jahr fangen Lehrlinge in dem Unternehmen an, wahrscheinlich erst wieder 2014. "Wir haben einen anderen Rhythmus. Nur so ist die intensive Betreuung möglich", begründet Hartmann. Er erwartet von Interessenten einen guten Realschulabschluss und Interesse an den naturwissenschaftlichen Fächern.

Die schulische Ausbildung erfolgt alle sechs Wochen im Block: zwei Wochen Theorie an der Berufsschule in Bitterfeld-Wolfen. "Wir haben mit dem Blockunterricht sehr gute Erfahrungen gemacht, weil sich die Lehrlinge dort ganz auf die Theorie konzentrieren können und bei uns im Betrieb auf die Praxis", berichtet Lysann Jütte.