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Dorfgeschichte Wannefeld hat keine eigene Kirche

Wer sich einem Dorf oder einer Stadt nähert, erblickt ihn meist zuerst - den Kirchturm. Allerdings nicht überall, wie Wannefeld zeigt.

Von Elke Weisbach 15.06.2020, 22:00

Wannefeld l 216 Gotteshäuser gibt es im Kirchenkreis Salzwedel, die Orte der Ruhe, der Besinnung, der Begegnung und der Gespräche sind. Zudem sind sie zumeist architektonische Meisterwerke aus längst vergangenen Zeiten. Es gibt sie in den Städten und in fast allen Dörfern, selbst in den kleinsten. Aber eben nur fast.

Es gibt Ausnahmen. Wannefeld zum Beispiel hat keine Kirche. Klüden und Born im benachbarten Bördekreis auch nicht. Was die Dörfer eint? Sie gehören schon immer zu einem Kirchspiel, was die ursprüngliche Bezeichnung für einen Pfarrbezirk (Parochie) ist, in dem die Ortschaften einer bestimmten Pfarrkirche und deren Pfarrer zugeordnet sind (Quelle Wikipedia). Heute ist es der Pfarrbereich Letzlingen unter der Regie von Pfarrer Gerd Hinke.

Bis 1964 gehörten Wannefeld, Klüden, Born und bis zum Abriss 1936 die heutige Wüstung Salchau in der Colbitz-Letzlinger Heide zum Pfarrbereich Roxförde. Und in diesem Dorf steht auch die Kirche für die Christen aus den genannten Dörfern – sehr groß und beeindruckend und die zweite ihrer Art. Denn die erste Kirche in Roxförde brannte 1848 ab, wie Klaus-Peter Skiba, Gemeindekirchenratsmitglied aus Roxförde, zu berichten weiß.

Die erste Kirche habe am Friedhof, etwas außerhalb des Dorfes gestanden. „Allerdings weiß keiner, wie sie genau ausgesehen hat“, so Skiba. Und sie sei vermutlich einer Brandstiftung zum Opfer gefallen, was aber nie aufgeklärt wurde. Es könnte sein, dass die Christen aus den genannten Dörfern auch dorthin zum Gottesdienst kamen.

Erwiesen sei das allerdings nicht. Zudem habe es nach dem Brand in Roxförde wohl in Wannefeld Bestrebungen gegeben, eine eigene Kirche zu bauen, die jedoch, wie man sieht, nicht realisiert wurde. Das wisse er, so Skiba, aber auch nur vom Hörensagen.

Stattdessen, und das wusste Pfarrer Gerd Hinke zu berichten, wurde für den Neubau der Kirche in Roxförde, die mitten im Dorf zentral gelegen und größer als üblich gebaut werden sollte, ein Kirchspiel aus den fünf Ortschaften gegründet, um Kosten zu sparen. Denn damit hatten Wannefeld, Klüden, Born und Salchau eine Heimatkirche, ohne eine eigene im Dorf zu haben.

Auf Gottesdienste und Andachten in ihren Dörfern mussten die Christen aber laut Hinke nicht verzichten. Dafür wurden vom Pfarrer die damaligen Schulgebäude genutzt.

Aufgrund ihrer Größe waren die Kosten für die neue Kirche in Roxförde, die die königliche Regierung bauen ließ, enorm. „6000 Taler hat die Kirche gekostet. Drei Jahre dauerte die Bauzeit“, weiß Klaus-Peter Skiba. Baubeginn war 1852.

Am 13. August 1854 wurde das neue Gotteshaus feierlich eingeweiht. Es wurde aus roten Backsteinen erbaut. Für das Fundament wurden die alten Feldsteine der alten, abgebrannten Kirche verwendet. Aus dieser hatten die Roxförder zwei Holzschnitzfiguren sowie eine Glocke von 1505 gerettet, die nun in der neuen Kirche ihre Heimat fanden. Damit hat Roxförde heute die älteste Kirchenglocke im Altmarkkreis Salzwedel.

Zudem ist die Kirche mit einer kostbaren Reubke-Orgel ausgestattet. Die war, wie Skiba erzählte, 1853 als Nebenorgel für den Magdeburger Dom vom Orgelbauer Carl Ludwig Emil Reubke gebaut worden. Dieser entstammte einer einst bekannten Orgelbauerfamilie, die ihre Werkstatt in Hausneindorf nördlich von Quedlinburg hatte. 1857 kam diese Königin der Instrumente nach Roxförde.

Und dazu fand sich in dem Buch „Schönes entdecken – Ausflugsziele am Rande der Letzlinger Heide“ von Christa Nielebock, ein Eintrag, der auch einen Hinweis auf die Bestrebungen der Wannefelder im 19. Jahrhundert gibt, eine eigene Kirche im Dorf haben zu wollen (siehe Infokasten).