Künftig leiten drei Chefärzte das neue Zentrum im Gardeleger Altmark-Klinikum Drei neue Kapitäne "im Boot" der Chirurgie
Aus drei Bereichen wird einer. Unter dem Dach eines chirurgischen Zentrums leiten seit wenigen Tagen im Gardeleger Klinikum drei Mediziner eine eigene Abteilung.
Gardelegen l Selbstverständlich habe er von den jüngsten Vorkommnissen im Gardeleger Altmark-Klinikum "gelesen und gehört", sagt Dr. Thomas Buthut, "aber meine Sinnesorgane sind - wie bei allen anderen Menschen - nach vorn gerichtet. Und es steht mir auch überhaupt nicht zu, die Vergangenheit zu bewerten." Seit dem 1. April ist der Spezialist für Allgemein-, Viszeral- und Minimalchirurgie einer von drei Chefärzten des neuen chirurgischen Zentrums im Gardeleger Altmark-Klinikum. Dass hier nach den jüngsten Vorfällen um den gekündigten Chefarzt Dr. Bernd Falkenberg und den ehemaligen Belegmediziner Dr. Michail T. ein neuer Wind wehen soll, macht er mit diesen Worten unmissverständlich klar. "Wir sitzen schließlich in einem Boot. Und es ist Platz für alle, die kräftig mitrudern wollen."
Das Steuer des Bootes haben allerdings künftig gleich drei gestandene Mediziner in der Hand. Denn gemeinsam mit Buthut stellte sich gestern auch Olaf-Lutz Nossier als neuer Chefarzt der Unfallchirurgie und Dr. Ralf Dörre, Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie, vor. Die drei gemeinsam werden künftig gleichberechtigt das neue chirurgische Zentrum des Klinikums leiten. "Ein einheitliches Zuhause für die gesamte Chirurgie", das alle Bereiche abdecke, so Buthut. "Wir werden also künftig nicht mehr auf externe Mitarbeiter angewiesen sein." Und das war denn doch eine klare Anspielung auf den ehemaligen Belegarzt Dr. Michail T. Jahrelang leitete der gebürtige Weißrusse das mit ihm neu gegründete Wirbelsäulenzentrum der Klinik. Seit einigen Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung gegen den Operateur. Ihm werden vielfach unnötige Operationen vorgeworfen.
Seine Patienten soll nun Dr. Ralf Dörre übernehmen. Und 33 von ihnen hat er gestern während seiner ersten Sprechstunde schon persönlich kennengelernt. Darunter "sehr viele Schmerzpatienten", sagt er, als er wesentlich später als seine Kollegen zum Pressegespräch erscheint. Dass er deswegen zwei Patienten warten lassen muss, scheint ihm auch schwer zu fallen. "Viele von ihnen hingen ja nun in der Luft", so Dörre. Besonders ältere Patienten hätten darunter gelitten. "Alle freuen sich, dass nun wieder jemand da ist für sie", versichert Dörre, und das im Gegensatz zu seinem Vorgänger - der nur an zwei Tagen in der Woche vor Ort war. Dörre wird "von Montag bis Freitag, physisch und psychisch" und "natürlich auch für die Nachsorge" nach Operationen vor Ort sein. "Theoretisch bin ich 24 Stunden am Tag erreichbar. Das ist schließlich Sinn und Zweck der Aktion", betont Dörre.
Als "klares Signal nach außen" sieht auch Olaf-Lutz Norrier die neue Struktur in der Chirurgie. Er wird als dritter Chefarzt der Abteilung künftig die Leitung der Unfallchirurgie übernehmen: "Wir kommen hierher, wir bringen unsere Familien mit. Damit setzen wir auch ein klares Zeichen." Wie seine beiden Kollegen stammt auch Norrier nicht nur aus den neuen Bundesländern (siehe Infokasten), sondern hat auch vor, Altmärker zu werden.
Thomas Buthut ist es als gebürtiger Salzwedeler allerdings ohnehin. "Alle Altmärker kommen irgendwann wieder", bestätigt er lachend, "das Gummiband ist wohl nur unterschiedlich lang."
Dass der Neustart gelingt, dessen ist sich Buthut sicher. Er und seine beiden Kollegen seien "sehr aufgeschlossen und loyal" im Team empfangen worden. "Und wir sind guten Willens, die Klinik voranzubringen." In diesem Sinne könnte sich der langjährige Leiter eines Darmkrebszentrums übrigens auch vorstellen, ein solches innerhalb des Altmark-Klinikums zu installieren. Aktuell müssen die drei Chefärzte allerdings erst einmal richtig ankommen. Dazu gehörte gestern ihre Vorstellung im Kreis der Belegschaft.
"Wir sind froh, so kompetente neue Chirurgen an unserem Klinikum zu haben", versichert Dr. Michael Schoof, ärztlicher Leiter, "mein Dank gilt aber auch allen, die in der Zwischenzeit einen großen Teil ihrer Arbeit geleistet haben."