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Eichen befallen Gardelegen bekämpft Schädlinge

Die chemische Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in der Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen startete.

Von Elke Weisbach 09.05.2019, 04:00

Gardelegen l Es sind noch junge Eichen, die an der Zuwegung zur Gedenkstätte stehen. Und dennoch haben sie bereits ungebetene Besucher. Der Eichenprozessionsspinner hat sich häuslich niedergelassen und beginnt genüsslich die neuen Blätter zu verspeisen. Das schädigt nicht nur den Baum. Der Schädling stellt ab dem dritten Larvenstadium eine Gefahr für den Menschen dar. Dann bildet die Raupe Brennhaare aus, die ein Nesselgift, das Thaumetopoein, enthalten. Diese fliegen durch die Luft und können die Gesundheit massiv beeinträchtigen. Sie halten sich an Kleidern und Schuhen fest und lösen bei Berührungen neue toxische Reaktionen aus. Die Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Die Bekämpfung des Schädlings ist somit unumgänglich.

Dabei geht die Stadt Gardelegen in diesem Jahr neue Wege, auch wenn die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, der sich trotz allem weiter ausgebreitet hat, die Verwaltung schon seit fünf Jahren beschäftigt. Sie wurde ausgeweitet und umfasst in diesem Jahr rund 5100 Eichen im Gebiet der Einheitsgemeinde. Im vergangenen Jahr wurden rund 1640 Bäume chemisch behandelt, wie Florian Kauer, zuständig für die allgemeine Gefahrenabwehr im Fachbereich Sicherheit und Ordnung in der Gardelegener Stadtverwaltung, erläuterte. Mehr finanzielle Mittel standen im Haushalt nicht zur Verfügung. Die Ausschreibung erfolgte über den Altmarkkreis Salzwedel. Dass die Stadt in diesem Jahr großflächiger angreifen kann, liegt daran, dass das Land Sachsen-Anhalt in diesem Jahr rund 150.000 Euro an Zuwendungen für die Bekämpfung bereitstellt. So konnte großflächiger geplant werden. Im „Bekämpfungsplan“ sind laut Kauer in diesem Jahr erstmals alle öffentlichen Flächen enthalten, die aus den einzelnen Ortsteilen gemeldet wurden. Zudem wurde darauf geachtet, dass auch die Bäume neben Flächen mit aviochemischer Bekämpfung, sprich der Bekämpfung aus der Luft, vom Boden aus behandelt werden. Denn nur so, bestätigte Schädlingsbekämpfungsmeister Jürgen Dietrich aus Osterburg, könne die Bekämpfung erfolgreich sein: „Sonst nützt das nichts.“ Es bringe nichts, wenn Bäume an einem Weg gespritzt werden, und 200 Meter weiter stehen befallene, unbehandelte Bäume.

Dietrich, der mit seinem Mitarbeiter die Bekämpfung in der Einheitsgemeinde startete, hat nicht nur den Zuschlag für die chemische Bekämpfung erhalten, für die rund 25.000 Euro veranschlagt sind, sondern auch für die folgende mechanische Bekämpfung, das spätere Absaugen der Nester, für das 150.000 Euro vorgesehen sind.

Da die Bekämpfung einen derart großen Umfang angenommen hat, und zwar nicht nur in Gardelegen, sondern auch in anderen Kommunen, hatte die Stadt in diesem Jahr die Ausschreibung übernommen. Der Altmarkkreis Salzwedel hätte ansonsten für die gesamte Bekämpfung im Kreis europaweit ausschreiben müssen. Die Ausschreibung für die Einheitsgemeinde erfolgte in zwei Losen und deutschlandweit. Es gingen, wie Kauer erklärte, sechs Angebote ein. Es wurde nach der Wirtschaftlichkeit entschieden.

Kauer wird die Bekämpfung, für die die Fachleute fünf bis sechs Tage veranschlagt haben, auch intensiv begleiten. Denn es gelte beispielsweise, vor Ort die Befahrbarkeit der Flächen und privaten Grundstücke mit befallenen Bäumen zu organisieren.

Auch das Wetter muss mitspielen. Trockene Witterung und Windstille wären ideale Voraussetzungen, aber selten. Vor allem aber darf es nicht viel regnen, da das Bekämpfungsmittel, mit dem die Kronen der Bäume mittels Hochleistungsspritze besprüht werden, rund vier Stunden an den Blättern antrocknen muss. Bei dem Mittel handelt es sich laut dem Schädlingsbekämpfungsmeister um ein Pflanzenschutzmittel auf biologischer Basis mit dem Wirkstoff Bacillus Thuringiensis. Es heißt Foray ES und ist ein reines Fraßgift, kein Kontaktmittel. Ein halber Liter Gift kommen auf 100 Liter Wasser. Die Larven des Eichenprozessionsspinners gehen zugrunde, wenn sie die besprühten Blätter fressen, was sie hoffentlich nun auch tun werden. Für Menschen und andere Tiere ist das Mittel ungefährlich.

Obwohl aus jedem Ortsteil der Einheitsgemeinde Meldungen von befallenen Eichen kamen, so gebe es doch zwei klare Schwerpunkte auf der gesamten Fläche. Wie Kauer sagte, sei das zum einen rund um Schenkenhorst und zum anderen das Drömlingsgebiet rund um die Dörfer Dannefeld, Köckte und Peckfitz.