1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Chemieeinsatz gegen haarige Raupen

Eichenspinner Chemieeinsatz gegen haarige Raupen

Die Stadt Gardelegen plant auch 2019 umfangreiche Aktionen gegen den Eichenprozessionsspinner.

Von Cornelia Ahlfeld 10.01.2019, 05:00

Gardelegen l Ein unscheinbarer Nachtfalter mit gerade mal 25 Millimeter langen Flügeln kann für Menschen und für Eichen zum großen Problem werden. Nämlich dann, wenn es um die nächste Nachtfaltergeneration des Eichenprozessionsspinners geht. Im April schlüpfen die Raupen, die bis zu sechs verschiedene Larvenstadien durchlaufen. Und im dritten Stadium entwickeln sie die gefährliche Brennhärchen, die beim Menschen toxische und allergische Reaktionen hervorrufen können. Sie gelten zudem als Schädling, da sie Lichtungs- oder Kahlfraß vornehmlich an Eichen verursachen können.

Seit fünf Jahren wird auch im Bereich der Hansestadt Gardelegen der Eichenprozessionsspinner, kurz EPS, aktiv bekämpft. Allein im Vorjahr wurden 170.000 Euro für eine chemische und mechanische Bekämpfung in die Hand genommen, informierte auf Anfrage Florian Kauer, Fachdienstleiter in der Stadtverwaltung für allgemeine Gefahrenabwehr. 40 Privatleute hatten sich an den Aktionen beteiligt. Besonders betroffen waren Eichenbestände im Drömling und in Randgebieten des Naturparkes. Dort mussten im vorigen Jahr sogar Rad- und Wanderwege mit befallenen Eichenbäumen gesperrt werden. Vorrangig behandelt wurden Bäume an öffentlichen Einrichtungen, wie Kindereinrichtungen, Spielplätzen und Dorfgemeinschaftshäusern.

Die klimatischen Bedingungen für die Entwicklung des Eichenprozessionsspinners seien im vorigen Jahr optimal gewesen. Dadurch sei es zu einer vielfach stärkeren Ausbreitung als in den Vorjahren gekommen. Auch wenn noch nicht abzusehen sei, wie die Situation in diesem Jahr aussehen wird, sollen dennoch entsprechende Aktionen vorbereitet werden. Um die Finanzierung zu sichern – geplant sind Ausgaben von 175.000 Euro – wird das Thema auch ein Schwerpunkt im nächsten Stadtrat am 28. Januar sein. Denn die chemische Behandlung sei vegetationsbedingt nur im April möglich, beziehungsweise sinnvoll, denn sonst wirke das einzig zugelassene Mittel nicht mehr auf die Schädlinge.

Allerdings gibt es für die EPS-Aktionen in diesem Jahr zwei Neuerungen. Zum einen beteiligt sich das Land an den Kosten. Die Stadt erwartet einen 85-prozentigen Zuschuss (150.000 Euro). Ein entsprechender Antrag wurde bereits gestellt. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei 25.000 Euro.

Zum anderen wird die Stadt die Leistung zum ersten Mal in Eigenregie ausschreiben. Bis dato lief das im Rahmen einer Gemeinschaftsaktion immer über den Landkreis. „Da die Bekämpfung einen derart großen finanziellen Umfang angenommen hat, muss jede Kommune die Ausschreibung selbst vornehmen“, heißt es in einer Beschlussvorlage zur Thematik. Denn sonst hätte der Kreis aufgrund des Kostenumfanges die Leistungen europaweit ausschreiben müssen.

Allerdings gibt es noch keinen bestätigten Haushalt für 2019 und 2020. Die Stadt befinde sich damit in der sogenannten vorläufigen Haushaltsführung. Um die Ausschreibung und damit auch die Finanzierung auf den Weg zu bringen, sei es erforderlich, dass der Stadtrat per Beschluss die Bürgermeisterin dazu ermächtige.

„Im Moment arbeiten wir mit Hochdruck an der Ausschreibung“, so Kauer. Eine Bekämpfung aus der Luft wird es nicht geben. Das sei nur für Wälder und Waldstreifen möglich. Und zuständig dafür seien die Unteren Forstbehörden. Die chemische Bekämpfung erfolge vom Boden aus. Bearbeitet werden Bäume bis zu einer Höhe von 40 Metern. Eingesetzt werden Hochleistungssprühgeräte. Einbezogen werden sollen auch wieder Bäume von privaten Besitzern.