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Drolliges Märchen sorgte bei der Adventsfeier im Caritas-Heim in Letzlingen für viel Spaß bei allen Zuschauern Ein Goldmariechen mit einem Damenbart

13.12.2013, 01:03

Nicht die ganz große Kunst, dafür aber eine besonders charmante Märchenaufführung erlebten die Bewohner, Mitarbeiter und Gäste im Letzlinger Caritas-Heim am Mittwochabend. Dort nämlich wurden Betten ausgeschüttelt und ganz viel gelacht.

Von Gesine Biermann

Letzlingen l Es duftet nach Kaffee und frischgebackenen Plätzchen. Die Tische sind schön gedeckt, Kerzen leuchten; im Hexenhaus des Letzlinger Caritasheimes ist es am Dienstagabend urgemütlich.

Und es liegt so eine gewisse Spannung in der Luft, die man fast schon ein bisschen knistern hört. Gleich soll es nämlich eine Theateraufführung geben. Alle Kinder und Jugendlichen, die hier wohnen, und die Mitarbeiter sind schon ganz gespannt. Und auch die Gäste, Förderer und Freunde des Hauses oder ehemalige Mitarbeiter lehnen sich in Erwartung des Programmes entspannt zurück und schauen gespannt auf die kleine improvisierte Bühne.

Ein bisschen aufgeregt ist allerdings das Team der Gruppe Martin. Sie alle sind in diesem Jahr für die gesamte Märchenaufführung zuständig. Draußen vor der Tür wird geflüstert und gekichert. Dann ist es endlich soweit: Musiktherapeut Bernd-Franz Bunk verrät musikalisch, um welches Märchen es sich handelt, nämlich um "Frau Holle", und Heidrun Dahl tritt vor die Gäste und wünscht viel Spaß.

Und den haben die Besucher schon beim ersten Auftritt der Protagonisten. Die beiden Mariechen lösen nämlich spontan Heiterkeit im Publikum aus. "Ui, der Bart ist ja süß", ruft auch gleich eine Zuschauerin und kichert laut.

Und tatsächlich, beim genaueren Hinsehen ist der nicht zu übersehen. Mariechen Nummer eins - die schöne Blondine, aus der später mal die Goldmarie wird - hat wohl vergessen, sich den Damenbart zu rasieren. Schwester Marie zwei, die apert dunkle Schönheit, sieht zwar etwas glatter aus im Gesicht. Auch sie versprüht aber einen eher herben Charme. Das Team Martin hat nämlich eine ganz besondere Schauspielerauswahl getroffen. Unter den bezaubernden Kleidchen von Gold- und Pechmarie stecken die Erzieher Norbert Walter und Ralf Papstein. Die Gäste stört das indes nicht. Sie applaudieren laut und lachend.

Sprecherin Heike Müller bringt schließlich erst einmal wieder etwas Ruhe in die Aufführung. Sie liest das Märchen nämlich so vor, dass die Schauspieler nur noch mit ihrem Körper, mit Mimik und Gestik arbeiten müssen.

Das allerdings machen sie perfekt. Goldmariechen zum Beispiel hebt in Siegerpose den schleifenbandrot, blutigen, zarten Finger in XXL hoch, den sich die Arme an der Spindel blutig spann. Ihre Stiefmutter (in der Rolle steckt Cristina Zierau) zerrt neidisch an der glitzernden Robe der fleißigen Marie herum und schubst die Gute schön böse durch die Gegend. Und Pechmarie zeigt sowohl dem Backofen als auch dem Apfelbaum, die sie laut Märchenvorlage um Hilfe bitten, stilecht einen Vogel und steckt am Ende gar der fleißigen Frau Holle (Annette Lemke) ungeniert die Zunge heraus.

Dass sich die für den Winterdienst-von-oben zuständige Fachfrau das nicht gefallen lässt, wissen Kenner bereits von den Gebrüdern Grimm. Die Frau Holle der Gruppe Martin machte da keine Ausnahme. Hatte sie der bärtigen Goldmarie noch güldene Flitter und ein schmuckes Netzhemdchen beschert - die Requisite hatte vermutlich einige Zeit gebraucht, um das goldene Geschenkpapier zu zerschnipseln - kippt sie der faulen Pechmarie dafür schwarze Krümel über den Kopf. Und auch das sorgt natürlich für viel Gelächter im Publikum.

Denn genau diese kleinen charmanten Überraschungen kamen eben einfach an: So wie Bernd-Franz Bunk, der zu jeder Szene ein bekanntes Kinderlied sang und auf der Gitarre begleitete, Jenny Adam, die dazu die Triangel anschlug, oder die Schneeflocken und Schneebälle, die Frau Holle tatsächlich aus dem Fenster schüttelte, und die Heidrun Dahl und Heike Müller gemeinsam mit Erik Kolepp in der Rolle des Schneemannes und Kevin Voigt in der Rolle des bemützten Kindes mit viel Spaß in die Menge warfen.

Es war die Liebe zum Detail, die auch in der Requisite zu sehen war, und die gute Laune, die alle Schauspieler mitbrachten, die das Märchen zu etwas ganz Besonderem machten. Der Applaus, den alle Beteiligten bekamen, war deshalb auch ordentlich laut.

Am Ende gab es für die Schauspieler, die Begleiter und Helfer dann auch noch viele Komplimente. "Es war toll", sagte einer der Förderer - der trotz eines engen Terminplanes auf der Adventsfeier vorbeigeschaut und sich das Märchenspiel bis zum Ende angesehen hatte - zum Abschied auch zu Heimleiterin Klaudia Leberecht.

"Unsere Adventsfeier ist in jedem Jahr der Höhepunkt, auf den sich alle immer ganz besonders freuen", hatte sie übrigens schon im Vorfeld der Feier verraten - und damit hatte sie auf keinen Fall zuviel versprochen.