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Empore Schwebendes Metall über der Kirche

Stück für Stück schwebten die metallenen Elemente der neuen Bühnenempore von oben in das offene Mittelschiff der Gardelegener Nikolaikirche.

Von Elke Weisbach 24.08.2020, 20:00

Gardelegen l Da blieb am 24. August so manch einer stehen und schaute interessiert zu. Denn am Morgen schwebten große metallene Elemente über die Mauer ins Innere der Gardelegener Nikolaikirche.

Es waren die Teile für die neue Bühnenempore für künftige Konzerte und andere Veranstaltungen, mit der der Gardelegener Kultur- und Denkmalpflegeverein das ehemalige Gotteshaus weiter zum neuen Kulturzentrum der Stadt ausbauen will.

Und es war faszinierend zu sehen, wie die zahlreichen Bestandteile, wie zum Beispiel die Wangen für die Treppenstufen, die Querträger und Geländer, wie von Geisterhand und ohne anzuecken an dem 42 Meter langen Ausleger des Krans über die zirka zwölf hohe Mauer gesetzt wurden. Selbst das längste Teilstück von 8,80 Meter schwebte punktgenau zwischen die nur neun Meter auseinanderstehenden Säulen des Mittelschiffs.

Dafür verantwortlich war zum einen Kranführer Benjamin Reisener, der mit sehr viel Fingerspitzengefühl die Joysticks des Kranes bediente, die den Ausleger bewegen. Und dabei musste er sich auf ganz konkrete Anweisungen verlassen. Denn der Kran stand vor der Nikolaikirche, während die Fracht im Inneren hinter den hohen Mauern abgesetzt werden musste. „Ich sehe absolut gar nichts heute“, sagte Reisener, „aber wenn der Einweiser vernünftig arbeitet, kann auch ich perfekt arbeiten.“

Und Einweiser war Michael Bugs, Meister in der Gardelegener Metallbaufirma, die die Empore geplant und gebaut hat. Und Bugs sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, wie Chefin Kathrin Schulze erklärte, die die Aktion gestern ebenfalls beobachtete.

Rund sechs Wochen habe die Anfertigung der Empore nach der Planung gedauert. Sie sei auch schon einmal in der Firma aufgebaut worden, um zu prüfen, ob alle Zuschnitte und Bohrungen passen würden. Dann seien die Bestandteile zum Verzinken und weiter zum Bestimmungsort gegangen.

Bugs jedenfalls hatte die schwebenden Teilstücke konzentriert im Blick und das Funkgerät immer zur Hand, um Kranführer Reisener mit Anweisungen wie „mehr rechts“, „mehr links“, „Flasche auf“ und „Flasche ab“ zu dirigieren. Es klappte hervorragend, sodass nach knapp zwei Stunden alle Metallteile im Mittelschiff waren.

Nach einem gemeinsamen Frühstück begann auch sofort der Aufbau der Empore, die in einer Höhe von 3,80 Meter vor dem Turm installiert wird, und zwar in etwa an der Stelle, wo früher die Orgel stand. In dieser Wochen wollen die Metallbauer damit fertig werden.

Mit dabei waren gestern auch Annette und Klaus Bernstein sowie Jürgen Bajerski vom Verein, um diese besondere Aktion zu beobachten und unter anderem mit dem Fotoapparat für die Nachwelt festzuhalten. Die offizielle Einweihung der Empore soll, wie Annette Bernstein sagte, erst im nächsten Jahr stattfinden, wenn auch die Pflasterarbeiten im Mittelschiff abgeschlossen sind.

Allerdings können Interessierte sie bereits zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, in Augenschein nehmen. Vielleicht kommt sie dann auch zum ersten Mal zum Einsatz, denn um 17 Uhr gibt es an diesem Tag ein Konzert mit Classic Brass, das bei schönem Wetter im Mittelschiff stattfinden soll.

Sollte es allerdings regnen, findet das Konzert im geschlossenen Kirchenschiff statt. Dann könnten wegen der Abstandsregeln aber nur 65 Gäste dabei sein. Aufgrund der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften ist eine vorherige Anmeldung zwingend erforderlich. Das ist möglich bei Gisela Pfeil unter 0178/285 43 29.