Klassentreffen mit einer Besonderheit / Organisationsteam mit Günter Brandt, Bernd Möller und Frank Blechschmidt Erstes Wiedersehensfest nach 40 Jahren
Gardelegen. Die einstige Berufsschulklasse mit Abitur der Schule am Wall hat jetzt nach 40 Jahren ein erstes Wiedersehensfest gefeiert. Mit dabei waren auch vier Lehrer von damals.
"Damals hatten sie noch alle lange Haare, heute sind sie kurz." Dieter Gnauck staunte nicht schlecht, als er seine ehemaligen Schüler sah - die meisten von ihnen zum ersten Mal nach 40 Jahren. Und dem einstigen Leiter der kommunalen Berufsschule am Wall war die Freude anzusehen. Ebenso seiner Frau Margrit Gnauck, ehemals Eggert, Klassenlehrerin der einzigen Abiturklasse an dieser Schule. Denn dieses Klassentreffen hatte zwei Besonderheiten: das erste Wiedersehensfest nach 40 Jahren und die Einmaligkeit dieser Klasse. Es war die erste und einzige Klasse, die über das Asbestzementwerk eine Berufsausbildung zum Elektromonteur mit Abitur abschließen konnte.
Wenngleich es zunächst andere Pläne gab, wie Dieter Gnauck erzählte. Es sei ein Versuch gewesen, eine Art Betriebsberufsschule zwischen Schule und Werk zu gründen. Zweizügig sollte sie werden. Er habe damals mit großer Begeisterung das Angebot, die Leitung der Schule zu übernehmen, angenommen. 1973 starteten die ersten 26 Schüler ihre Berufsausbildung mit Abitur. Nach zwei Jahren sollte das Aus kommen. "Das sollte einfach abgebrochen werden. Ich habe damals einen Riesenterror gemacht", erzählte Dieter Gnauck. Der hatte es dann geschafft, dass diese Klasse ihre Ausbildung wenigstens beenden konnten.
"Das war ein schöner Versuch, eine völlig andere Perspektive für junge Leute", sagte Dieter Gnauck.
Das konnte der ehemalige Schüler Günter Brandt nur bestätigen. Er hatte sich damals für eine Berufsausbildung zum Elektromonteur beworben. "Und dann wurde mir gesagt, du kannst doch auch Berufsausbildung mit Abitur machen. Ich habe das nie bereut. Das hat mir ganz andere Wege eröffnet", erzählte Günter Brandt, der beruflich als Elektroinge-nieur gearbeitet hat. Er lebt heute in Letzlingen.
Mit seinem Eintritt in den Vorruhestand entwickelte er die Idee, nach 40 Jahren ein Klassentreffen zu organisieren. Im November fing er an zu suchen, zu recherchieren. Acht Wochen brauchte er, um alle einstigen Mitschüler ausfindig zu machen. Große Hilfe leisteten das Internet und seine Mitschüler, der heutige Lehrer Bernd Möller und Frank-Dietmar Blechschmidt, Bauleiter für Tiefbau.
Die wenigsten sind in der Region geblieben, was auch nicht verwunderlich sei, denn die Schüler von damals kamen aus Biederitz, Magdeburg, Neustrelitz, Tangerhütte, Gardelegen oder Solpke. Nach dem Abschluss der Berufsausbildung folgte das Studium. Die Abiturienten reisten von Hamburg, Berlin, Madgeburg, aus der Altmark und Mecklenburg-Vorpommern nach Gardelegen, um am Klassentreffen teilzunehmen.
Unter den 26 Schülern waren seinerzeit auch zwei Mädchen, Doris Gärtner und Renate Hilgert. Letztere war beim Klassentreffen mit dabei. Nur vier Schüler hätten abgesagt. Gekommen waren neben dem Ehepaar Gnauck auch der einstige Mathelehrer Hartmut Büttner und Günter Lamontain, der die Grundlagen der Elektrotechnik unterrichtete.
Nach einer ersten Begrüßungsrunde besichtigte die Klasse die alte Schule am Wall. Heute werden der Klassenraum und das einstige Lehrerzimmer von der Musikschule am Holzmarkt genutzt.
Kaffee und Kuchen gab es im Café am Rathaus. Dort wurde seinerzeit auch die Abiparty gefeiert. Danach ging es im Hotel Reutter-Haus weiter.