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Bundestagsabgeordnete der Grünen, Cornelia Behm, begutachtete Jeseritzer Biogasanlage "Es bilden sich unheilige Allianzen"

Von Ilka Marten 04.04.2013, 03:10

Aus Mist, Mais und Gülle entstehen in der Biogasanlage in Jeseritz Strom und Wärme. Die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm ließ sich von Norbert Tendler die Anlage erklären.

Jeseritz l Seit knapp einem Jahr produziert der Jeseritzer Landwirt Norbert Tendler Energie mit seiner Biogasanlage am Ortseingang der Ortschaft. Für ihn ist die Energiewirtschaft das zweite Standbein seines Unternehmens. Der brandenburgischen Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen) aus Kleinmachnow, die Fraktionssprecherin für ländliche Entwicklung ist, erläuterte er bei einem Besuch die Vorteile und Funktionsweise der Anlage.

Täglich wird die Biogasanlage mit 14 Tonnen Mais, 15 Tonnen Gülle und sieben Tonnen Mist gefüttert. Diese Ration sei immer gleich, denn ähnlich wie bei einer Kuh seien Rationsänderungen Stress, in der Form, dass durch Umstellung womöglich weniger Energie entstehe. Die Biomasse werde in den Fermentern, zwei acht Meter hohe und mit einem Durchmesser von 21 Metern große runde Türme, mit Bakterien versetzt. Dabei entstehen Methan und das Gas Schwefelwasserstoff. Dieses werde dann in den dritten Turm der Anlage geführt. Dort wird aus dem entstandenen schwefelhaltigen Rohgas der Schwefel biologisch herausgewaschen. Das Gas wird dann im Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt.

"Das spielt Konzernen in die Hände."

Ein Wärmenetz gibt es allerdings nicht. "Das hätte einfach zuviel Geld gekostet. Aber es gab einige Anwohner, die mich angesprochen hatten", berichtete Tendler. Der Planer der Anlage, Arno Wilke aus Stendal, betonte, dass sich das eigentlich nur rechne, wenn Einrichtungen wie Schulen beliefert werden könnten. Wilke betonte, dass sich der Biostrom besser rechne, je höher der Strompreis sei. Behm ergänzte, dass es bislang so sei, dass bei den Konzernen das Geld hängen bleibe, auch weil sich "unheilige Allianzen bilden". Naturschützer seien gegen stinkende Biogasanlagen, gegen die Vermaisung der Landschaft und die Windräder. "Das spielt Energiekonzernen in die Hände", so Behm.

Dass Norbert Tendler seine Anlage vor dem Ort baute und nicht direkt an seinem Kuhstall, begründete er damit, "dass so nicht die ganzen Lkw durch den Ort fahren müssen". Und davon konnten sich die Gäste selbst überzeugen, denn während sie im Schneetreiben draußen standen, rollten gleich mehrere Lkw an. Es habe im Ort nur kleine großen Schwierigkeiten gegeben, als klar wurde, dass der Landwirt die Anlage bauen wolle. Der Mist für die Biogasanlage stammt aus Tendlers Stall sowie von einem Wernitzer Unternehmen. "Wir haben hier sehr kurze Wege." Bis jetzt laufe die Anlage hervorragend, es gebe keine Schwierigkeiten. Auch während der Nachtstunden muss die Zufuhr in die Fermenter gewährleistet werden. Für die richtige Mischration sorgt ein Futterwagen: "Genau wie bei unseren Kühen", so Tendler.